Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
im AVI, den die ganze Mannschaft Gabby nannte, hatte während seiner Laufbahn mehr als tausend Planeten überflogen – aber seinen Fuß auf lediglich drei gesetzt. Seine leitende Vermessungstechnikerin, Tanea, hatte sich die Streifen auf ihrer Uniformjacke bei fast dreitausend Überflügen verdient, konnte sich aber lediglich an ein halbes Dutzend Landungen erinnern. Rulffe, ihr unmittelbarer Untergebener, hatte sich ausgerechnet, dass er auf dieser Tour die Fünfhunderter-Marke überschreiten würde, hatte aber bisher auf keiner Welt außer seiner Heimat je auch nur einen Atemzug getan.
Diese Mission fing wie alle anderen an. Die erste Stunde machte wie immer die meiste Arbeit – während Tanea und Rulffe die Scanner überprüften, eichte Gabby das Autonav-System der Astrolabe und suchte den kürzesten Kurs über die vier kalten Gasplaneten des Systems. Sie hatten allen Anlass zu der Annahme, dass ihr Besuch im Doomik-1142-System kurz und ereignislos sein und mit einer komprimierten Datenübermittlung nach Coruscant und dem Sprung in den nächsten Gravitationstrichter enden würde.
Aber die Mission sollte ein kurzes, tragisches Ende nehmen.
Gabby und Tanea spielten über das Kommsystem des Schiffes ein Wortspiel, als die Astrolabe sich dem zweiten Planeten näherte.
»Hämostat«, sagte Gabby.
»Oh, das ist leicht, Statistik.«
»Äh – Tigerkatzen.«
Tanea lachte. »Das war ein fauler Trick, aber weil ich gutmütig bin, will ich es dir durchgehen lassen. Enzephalitis.«
»Tisch.«
Tanea runzelte die Stirn. »Das nehme ich zurück. Ich glaube jetzt…«
Plötzlich und ohne jede Warnung ging ein heftiges Zittern durch das Schiff. Ein Brüllen wie von einem Sturm ging durch die Kabine, dann ein tiefes, kehliges Grollen und ein Knistern wie von brennendem Holz.
»Was zum Teufel ist hier los!«, rief Rulffe.
»Irgendetwas stimmt nicht mit den Maschinen!«, schrie Gabby, als aus dem Brüllen ein schrilles Pfeifen wurde.
Im nächsten Augenblick wurde ihm alle Luft in einer frostigen Wolke aus den Lungen gerissen. Dann herrschte das Schweigen des Todes.
Augenblicke später war die Temperatur unter den Gefrier
punkt gesunken und die Kabinenbeleuchtung ausgefallen.
Das einzige Licht kam jetzt von der Fehlerkonsole, deren Dis
play eine Masse blinkender roter und gelber Rechtecke zeigte.
In den letzten qualvollen Sekunden seines Bewusstseins, in denen die Gase in seinen Blutgefäßen zu kochen begannen, versuchte der Pilot den Schalter für den manuellen Abschuss der Notboje zu erreichen, um damit das Logbuch für die Nachwelt zu erhalten. Aber seine Gliedmaßen versagten ihm den Dienst. Er war bereits tot, und bald folgte sein Bewusstsein barmherzig seiner Willenskraft in den Abgrund.
Vol Noorr, Primus des Schlachtkreuzers Purity, sah beifällig zu, wie eine Salve hochenergetischer Laserpulse den Eindringling blendete.
Die Treffsicherheit und die Disziplin seiner Geschützmannschaften befriedigten ihn, und er nahm sich vor, den Waffenmeister zu belobigen. Dann verstummte das Feuer, das angegriffene Schiff war durchlöchert und verwüstet, aber nicht zerstört. Eine Wolke aus weißem Feuer und Metallstaub hätte ihnen wenig verraten. Aber so würde es in dem Wrack genügend Überreste geben, die man untersuchen konnte, und Vol Noorr war in der Lage, einen vollständigen und nützlichen Bericht abzuliefern.
»Bergungsdroiden ausschicken«, ordnete er an. »Sicherstellen, dass an allen geborgenen Gegenständen die hygienischen Protokolle befolgt werden.«
Dann schloss Vol Noorr sich in der abhörsicheren Kommzelle ein. Wenige Minuten später übermittelte er die einzige Meldung hinsichtlich der Zerstörung der Astrolabe, die von Doornik-1142 ausgehen würde, ein kurzes Codesignal, das allerdings nicht an das astrographische Vermessungsinstitut auf Coruscant abgestrahlt wurde, sondern an das Flaggschiff Aramadia des Vizekönigs, das im Eastport von Imperial City lag.
»Das ist jetzt bereits der dritte Tag«, sagte Prinzessin Leia zu den im Konferenzraum Versammelten. »Hat irgendjemand eine Ahnung, warum Nil Spaar unsere Sitzungen abgesagt hat? Ist er krank? Wissen wir, was er tut?«
»Er hat das Schiff nur einmal verlassen«, sagte General Carlist Rieekan. »Er hat den Diplomatenkomplex aufgesucht und sich dort zwei Stunden und dreizehn Minuten aufgehalten…«
»Schon gut. Wen hat er dort besucht?«, fragte Ackbar.
»Das konnten wir nicht in Erfahrung bringen«, musste Rieekan zugeben. »Sie
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