Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
Sonne war hinter den Hügeln versunken, und die abendliche Brise fühlte sich weicher an.
»Wie lang war ich drinnen?«
»Das ist nicht wichtig«, sagte sie. »Bist du bereit?«
Luke nickte. »Du hast Recht gehabt«, sagte er. »Ich danke dir.«
»Ich wusste, es war wichtig. Aber jetzt sollten wir uns besser beeilen. Es wird dunkel sein, ehe wir das Flugfeld erreichen.«
Schweigend gingen sie zu dem Karren zurück und kletterten hinauf, um die Rückfahrt anzutreten. Luke überprüfte das Fahrzeug gründlich, um irgendwelche Spuren eines Peilsenders oder sonstiger Manipulationen zu finden, und hob es dann einen Meter vom Boden ab. »Diesmal wird es eine ruhigere Fahrt«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns. »Aber ich würde mich an deiner Stelle trotzdem festhalten. Wie nennt man diese Aasvögel hier?«
»Neckons.«
»Das sind wir dann also. Ein großer hässlicher Neckon.« Luke lenkte den Karren in einem weiten Bogen über die Hügel, die Ialtra umschlossen, und suchte ihr Umfeld nach anderen Fahrzeugen ab. Er fand keine und fragte sich, wie ihnen die imperialen Agenten hierher gefolgt waren.
Dann schüttelte er den Gedanken von sich und jagte den Karren pfeilschnell in südöstlicher Richtung auf das Flugfeld zu. Abgesehen von den Geräuschen, die der Wind an den Aufbauten des nie zum Fliegen gedachten Fahrzeugs machte, bewegten sie sich lautlos.
Kurz darauf verschmolzen hinter ihnen in den Ruinen des Dorfes von Ialtra die Leichen von zwei imperialen Agenten mit den Schatten, die sie eingehüllt hatten, und verschwanden, als ob es sie nie gegeben hätte.
13
In der Nähe eines braunen Zwergsterns am Rande des Koornacht-Sternhaufens fiel die Astrolabe, ein astrographisches Vermessungsschiff der Neuen Republik, aus dem Hyperraum.
Eine Vielzahl von Scannerköpfen übersäte die breite, flache Unterseite des kleinen unbewaffneten Schiffes. Vier Scanplattformen waren mit vielerlei Gerät von Stereoimagern und Neutronensensoren bis zu Quarkdetektoren und Breitbandphotometrieanlagen vollgepackt. Viele der Instrumente waren zur Sicherung gegen plötzlich auftretende Defekte doppelt vorhanden. Das dünne, breite Profil des Schiffes in Verbindung mit der Scannerkonfiguration hatte den Sondenschiffen der Astrogator -Klasse den Spitznamen ›Flunder‹ eingetragen, und daraus wiederum war ein inoffizielles Logo entstanden, das bei den Besatzungen sehr populär war.
»Ihr Reiseveranstalter, das astrographische Vermessungsinstitut, heißt Sie im Raum von Doornik-1142 willkommen«, verkündete der Pilot seinem Vermessungsteam. »Lassen Sie sich die Chance nicht entgehen, das reichhaltige Freizeitangebot dieses bislang unentdeckten Juwels im Farlax-Sektor zu genießen – sehen Sie zu den Sichtluken hinaus! Später können Sie dann zu den Sichtluken hinaussehen! Und was immer Sie auch sonst während Ihres auf neunzehn Stunden angesetzten Aufenthaltes tun, versäumen Sie ja nicht, zu den Sichtluken hinauszusehen!«
Der Witz war abgedroschen und rief im Vermessungsteam auch nur ein höfliches Schmunzeln hervor. Die Schiffe des AVI waren rastlose, ewig auf Wanderschaft begriffene Reisende im All – professionelle Touristen auf atemberaubenden Besichtigungsexpeditionen durch die Galaxis. Flundern konnten sich mit ausnehmend hoher Geschwindigkeit durch den Echtraum bewegen und brauchten selten mehr als einen eintägigen Inspektionsdurchflug für die komplette kartographische Erfassung eines ganzen Sternensystems.
Die meisten Planeten wurden fast mit Maximalgeschwindigkeit überflogen. Nur wenn sich unter den Anflugdaten Lebensspuren zeigten, pflegte ein Sondenschiff seine Fahrt auf Viertelgeschwindigkeit zu drosseln. Lediglich Spuren von Technologie konnten die Flundern dazu veranlassen, wenigstens eine komplette Planetenumkreisung lang zu verweilen. Und nur die alleraußergewöhnlichsten Anomalien in den Scans konnten einen Flunderpiloten dazu veranlassen, umzukehren und einen zweiten Durchflug vorzunehmen. Und Landungen galten als ausgesprochene Rarität von fast sensationellem Charakter.
Die Astrolabe war von ihrer Tätigkeit im Torranix-Sektor abberufen worden, um eine Lücke in den Standardsternkarten zu füllen – eine Lücke, die das untergegangene Imperium in seiner zwanghaften Geheimniskrämerei hinterlassen hatte, indem es ganz normale astrographische Daten über das von ihm kontrollierte Territorium als geheime Militärinformationen behandelt hatte.
Der Pilot, ein Veteran mit achtzehn Dienstjahren
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