Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
gesagt, um dich zu manipulieren. Es macht mich wütend, dass es offenbar immer noch wirkt.«
»Manche Erinnerungen halten lange Zeit vor«, sagte sie und lehnte sich in ihre Kissen. »Mir ist gerade noch etwas bewusst geworden, Han. Ich meine, warum das für mich wichtig ist. Und das ist eine bessere Antwort auf deine Frage als meine Zweifel, ob ich die richtige Person für mein Amt bin.« Sie schüttelte langsam den Kopf und schloss die Augen. »Mein Vater hat so viel getan, um die Galaxis zu teilen. Ich habe das Gefühl, dass ich alles in meiner Kraft Stehende tun muss, um sie zu einen.«
»Du kannst das nicht alles auf dich nehmen…«
»Ich bin nicht imstande, es nicht auf mich zu nehmen. Ich habe auch Dämonen, die mich treiben – Luke ist nicht der Einzige. Deshalb darfst du von mir nie verlangen, dass ich einfach alles stehen und liegen lasse«, sagte Leia. »Ich weiß nicht, ob ich die Richtige für dieses Amt bin, und das macht mich manchmal halb verrückt und todmüde, aber zugleich will ich hier sein. Wo ich etwas bewegen kann.«
Sie wandte sich in der Dunkelheit ihrem Mann zu. »Das ist alles, was ich in jenem Raum mit Nil Spaar zu tun versuche, Han… etwas bewegen. Ist das falsch?«
Han griff nach ihrer Hand und drückte sie liebevoll und zugleich nachsichtig. »Nein. Daran ist nichts Unrechtes. Aber du könntest vielleicht einmal in Betracht ziehen, hier und da einen kurzen Urlaub einzulegen. Besonders dann, wenn du das Gefühl hast, dass dir die Decke auf den Kopf fällt. Soll doch jemand anderer sich eine Weile um alles kümmern.«
»Es gibt niemand anderen«, sagte sie mit einem Anflug von Melancholie. »Sie kommen hierher, um mit der Präsidentin zu sprechen. Und die muss ich sein.«
»Vizekönig, ehe wir uns für heute vertagen – ob ich Sie wohl um eine Gefälligkeit bitten dürfte?«
»Was denn?«
»Ich hätte gerne eine Auskunft in einer historischen Frage – rein aus Neugierde.«
Nil Spaar deutete eine kleine Verbeugung an. »Wenn ich kann, Prinzessin. Aber ich bin kein Historiker.«
»Es handelt sich um die unmittelbare Vergangenheit«, sagte Leia. »Dinge, die sich zu Ihren Lebzeiten zugetragen haben.«
»Das garantiert nicht, dass ich die Antwort kenne«, meinte der Vizekönig und lächelte. »Aber fragen Sie, dann werde ich sehen, was ich Ihnen sagen kann.«
»Als das Imperium die Welten der Liga besetzte, hat es damals irgendwelche Schiffswerften dort gebaut?«
»O ja«, bestätigte Nil Spaar. »Sogar einige. Mit diesem Teil der Geschichte bin ich wohl vertraut. Wir Yevethaner verstehen uns darauf, Dinge zu schaffen. Das ist ein Talent, das in unserem Wesen begründet liegt. Diese Hände…« – er hob seine behandschuhte Hand und bewegte sechs lange Finger vor seinem Gesicht – »sind sicher. Wir verfügen über einen Verstand« – dabei tippte er an seinen Brustkorb unmittelbar unter seinem Hals »der schnell lernt und begreift. Aber das Imperium hat unsere Talente in einen Fluch verwandelt. Tausende mussten als Sklaven arbeiten und genau die Maschinen reparieren, die dazu eingesetzt wurden, uns zu unterdrücken und gegen Ihre Rebellion Krieg zu führen.«
»Als das Imperium Koornacht verließ…«
»… haben die Imperialen alles, was sie konnten, mitgenommen. Und was sie nicht mitnehmen konnten, haben sie zerstört. Die Werften, die Raumhäfen, die Energiestationen, die sie versorgt haben, selbst die paar eigenen Schiffe, die wir hatten – und dabei haben sie mehr als 6000 Yevethaner getötet. Das war ein letzter Akt der Brutalität, mit dem sie eine Herrschaft grausamster Art beendet haben«, sagte Nil Spaar. »Aber sagen Sie, Prinzessin – weshalb stellen Sie diese Frage? Ich kenne Ihr Gesicht und spüre, dass nicht nur beiläufige Neugierde dahinter steckt.«
»Nein«, räumte Leia ein. »Meine Verteidigungsberater machen sich in letzter Zeit Sorgen darüber, dass alte Kriegsschiffe des Imperiums im Patrouillenbereich des Kommandos Black Sword sein könnten – in Farlax und Hatawa. Es ist mehr eine Frage der Buchführung, aber ich musste meine Genehmigung für weitere Ermittlungen erteilen.«
»Ihre Ratgeber handeln klug, darauf zu bestehen«, sagte Nil Spaar. »Sie dienen Ihnen gut, wenn sie sich um solche Dinge sorgen. Sagen Sie mir, wie viele Schiffe suchen Sie denn?«
»Vierundvierzig. Vizekönig, ich kann Ihnen nichts außer meiner Dankbarkeit anbieten, aber Sie könnten mir einen großen Dienst erweisen, und eigentlich ist es ja nur eine
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