Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
das egal.«
»Hatten Sie einen bestimmten Ort im Sinn?«
»Wenn Sie schon fragen…« Sconn legte den Kopf etwas zur Seite und sah nach oben. »Wie wär’s mit dreihundert Kilometern senkrecht nach oben mit entsprechender Aussicht?«
»Halt – bitte.«
Mit über der Brust gefesseltem Handgelenk stand Davith Sconn an der Sichtluke des Kutters und starrte auf den Sonnenaufgang hinaus, der ihnen entgegenraste.
»In den vierundzwanzig Jahren, die ich bei der Marine war, war die längste Zeit, die ich jemals unten war, vierzig Tage Zwangsurlaub auf Trif«, sagte er und kämpfte mit den Tränen, die ihm in den Augen standen. »Ich hatte nie Anlass, nicht sofort wieder hinaus zu wollen. Und jetzt sitze ich seit zwölf Jahren auf diesem Steinbrocken fest, und dabei bin ich fast verrückt geworden. Ich hätte nie geglaubt, dass man das vergessen kann, aber fast wäre es soweit gekommen. Ich hätte fast alles vergessen, nur das Gefühl nicht – dieses Gefühl.« Sconn wandte sich wieder Leia zu. »Setzen Sie mich so, dass ich hinaussehen kann. Fragen Sie nur, ich sage Ihnen alles, was ich weiß.«
Mit einer weit ausholenden Handbewegung forderte Leia Admiral Ackbar auf, in ihrem Besprechungszimmer Platz zu nehmen.
»Das ist die Stelle, die ich Ihnen zeigen wollte«, sagte sie und schaltete den Holoprojektor ein.
»Schwarz Fünfzehn wurde hauptsächlich für Neubauten und Abschlussarbeiten benutzt, nicht so sehr als Reparaturdock. Aber es hatte auch den Ruf, die beste Arbeit im ganzen Sektor zu leisten. Jeder Captain, der die Wahl hatte, ging dorthin. Wir haben die Mufti Weblin hingebracht, damit die uns eine Viererenergiezelle ersetzten, die hochgegangen war.
Das schafft kein Reparaturdock über Nacht. Also hat der Captain mir den Auftrag gegeben, Landurlaub zu organisieren. Der für die Truppenmoral zuständige Offizier hat die Regeln festgelegt: Die Mannschaftsdienstgrade sollten auf die Dockanlagen und die Station beschränkt bleiben, den Offizieren sollte freigestellt werden, den Planeten aufzusuchen, aber wir sollten versuchen, es ihnen auszureden.
Ich fragte ihn, was das solle. Schließlich bestand Schwarz Fünfzehn damals bereits seit drei Jahren, und gewöhnlich brauchten die Sturmtruppen nicht so lange, um die Eingeborenen auf Vordermann zu bringen. Darauf antwortete er, dass fünfzig Prozent des imperialen Personals auf dem Planeten Sturmtruppler seien.
›In den letzten paar Monaten hat es nicht sehr viel Ärger gegeben, aber ich vertraue denen einfach nicht‹, sagte er. ›Die sind verrückt‹ fuhr er dann fort. ›Ehe wir hierher kamen, floss in den Rinnsteinen der Straßen mehr Blut als Regen, und wenn wir wieder weggehen, wird es wieder dazu kommen.‹«
Leia hörte ihre eigene Stimme mit der Frage: »Was hat er damit gemeint?«
»Das habe ich ihn auch gefragt. Aber dann wurde mir klar, dass er nicht bloß blumige Reden führen wollte. Er hat das ganz wörtlich gemeint. Mehr Blut als Regen.«
»Die Yevethaner kämpfen also die ganze Zeit untereinander?«
»Nein, sie kämpfen fast überhaupt nicht untereinander – jedenfalls nicht in dem Sinn, in dem wir kämpfen verstehen. Ich habe mich mit einem Kapitän von der Sicherheit unterhalten, der Xenobiologie studiert hatte und ziemlich oft unten gewesen war. Er hat mir von Dominanztötungen erzählt und Blutopfern, und dann kam er mir mit ein paar verrückten Ideen über Blut und die Fortpflanzung der Yevethaner, die er sich zusammengereimt hatte.«
»Dominanztötung?«
»So wie er es dargestellt hat, betrachten die Yevethaner eine Tötung nur dann als Mord, wenn ein Mann von niedrigerem Status einen von höherem Status tötet. Anders herum erwartet man das geradezu. Man bietet jedesmal seinen Hals an, wenn man sich jemandem nähert, der auf der Hierarchieleiter höher steht als man selbst, und man muss das auch ernst meinen; die haben jederzeit das Recht, das Angebot anzunehmen und einen mit ihren Klauen aufzureißen. Und wenn man das tut, dann steigert das den eigenen Status.«
»Klauen?« Leia zuckte zusammen, als sie die Überraschung in ihrer Stimme hörte. »Wovon reden Sie da? Nil Spaar hatte keine Klauen…«
Sconn rieb seine Handgelenke aneinander. »Hier, an dieser Stelle. Eine große gebogene Klaue über jeder Hand, an der Innenseite. Ich habe das mit eigenen Augen gesehen – alle Männer haben sie. Sie lassen sich ganz einziehen – man sieht dann nur einen kleinen Buckel – und kommen rückwärts heraus – so hat es
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