Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
will zum Schiff zurück und ein paar Anfragen starten und dann sehen, was ich hier in Erfahrung bringen kann. Ich will mich, so gut es geht, darüber informieren, was uns im Koornacht-Sternhaufen erwarten könnte – ich möchte einfach wissen, womit unsere Leute es dort zu tun haben.«
Das war das Allerletzte, was Akanah wollte. Von allen Motiven, die ihn dazu veranlassen könnten, zum Lichtschwert zu greifen, fürchtete sie die Loyalität seiner Schwester gegenüber am meisten. Sie entzog sich ihm und trat an den gegenüberliegenden Rand des Gleitbandes.
»Was ist denn?«, fragte er überrascht. »Was hast du denn?«
Akanah fühlte seine Verwirrung und setzte dort den Hebel an. »Ich frage mich einfach, ob wir am Ende unseres gemeinsamen Weges angelangt sind«, sagte sie. »Vielleicht war es ein Fehler, dich da mit hineinzuziehen. Wenn du nicht das Vertrauen hast…«
»Akanah…«
»Ich muss überlegen, wie es jetzt weitergehen soll«, sagte sie und trat vom Gleitband.
Luke drehte sich um, folgte ihr aber nicht, sondern ließ sich vom Gleitband weitertragen, auf den Hafen zu. Ihre Blicke tauchten kurz ineinander, dann wandte sie sich ab.
Sie schloss die Augen, studierte, wie der Strom durch und um ihn floss, las seine Verästelungen und kleinen Strudel. Da war Zorn, aber zugleich spürte sie auch nackte Sorge. Gut, dachte sie. Mach dir Gedanken über mich. Sei besorgt, ich könnte auf eigene Faust ein Schiff stehlen und dich zurücklassen. Dann machst du dir vielleicht nicht so viel Sorgen um die Kriege anderer Leute oder kommst gar auf den Gedanken, dich an diesen Kriegen zu beteiligen. Dein Platz ist an meiner Seite, Luke Skywalker – es gibt noch vieles, was ich dich lehren kann.
Han hatte jegliches Zeitgefühl verloren. In der hell beleuchteten Gefängniszelle gab es weder einen Tag- und Nachtzyklus noch regelmäßige Mahlzeiten, an denen man sich hätte orientieren können. Han döste vor sich hin, machte gymnastische Übungen, ging auf und ab, versuchte sich die Zeit mit einem endlosen Himmel-und-Hölle-Spiel zu vertreiben, für das er auf dem staubigen Boden der Zelle Striche gezogen hatte, und döste dann wieder. Sein Mund war völlig ausgetrocknet und sein Kopf und sein leerer Magen sandten beständige Schmerzsignale, die er nicht verdrängen konnte.
Am Anfang hatte Barth sich an seinem Himmel-und-Hölle-Spiel beteiligt, Han hatte es eine planetarische Meisterschaft genannt, aber beide waren zu reizbar, als dass sie das lange geschafft hätten. Auch ihr jeweiliges Repertoire an schmutzigen Witzen war jetzt erschöpft, ein Wettbewerb, aus dem Barth als unbestrittener Sieger hervorgegangen war, sowohl in punkto Vielfalt wie auch in punkto Kunst der Wiedergabe. Als Revanche hatte Han Barth alle sechsundachtzig Strophen eines Liedes gelehrt, die jetzt, lange nachdem sie zu singen aufgehört hatten, in ihren Köpfen nachklangen.
Später hatte Han dann angefangen, zu der Decke zu sprechen, zu ihren unsichtbaren Gefängniswärtern. Er hatte seine Monologe mit immer bissiger werdenden Beleidigungen gewürzt, in der Hoffnung, damit eine Reaktion zu provozieren, irgendeine Reaktion, die dazu führte, dass die Zellentür sich öffnete und ihnen damit vielleicht eine Chance lieferte, irgendwie ihr Los zu beeinflussen. Als ihm nichts mehr einfiel, legte er sich im Geiste alle möglichen Szenarien zurecht, wie sie bis zu fünf Wärter überwältigen könnten.
Aber damit erreichte er nur, dass sowohl Barth als auch er des Klanges seiner Stimme müde wurden. Als sich schließlich die Zellentür öffnete, waren sie von Hunger und Wassermangel so erschöpft, dass sie kaum stehen konnten.
Einer der drei yevethanischen Wärter warf Han eine weite weiße Hose zu und deutete auf Hans Uniform. »Sie werden tragen, was wir Ihnen gegeben haben«, befahl er und warf auch Barth eine der pyjamaähnlichen Hosen hin.
Beide gehorchten ohne Widerspruch und wurden, als sie sich umgezogen hatten, von den Wärtern mit Stößen in den Korridor hinausgetrieben.
Ein yevethanischer Wächter ging Han voraus, ein weiterer hinter ihm, dann kam Barth, und schließlich ein dritter Wärter als Nachhut. Es war eine der Kombinationen, auf die Han sich vorbereitet hatte – ein gemeinsamer Angriff auf den Wärter in der Mitte, schnelle Schläge oben, unten, dann Rücken an Rücken ein Angriff auf die anderen –, aber er wog ihre Chancen gegen seine Neugierde ab, wollte wissen, wohin man sie bringen würde, und beschloss zu
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