Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
warten.
Aber die Hosen, die man ihnen gegeben hatte, waren für yevethanische Anatomie geschnitten – die Taille saß zu tief und die Beine waren wenigstens ein Handbreit zu lang. Das führte dazu, dass Barth, ehe er ein halbes Dutzend Schritte zurückgelegt hatte, auf das herunterhängende Hosenbein trat und gestreckter Länge zu Boden ging.
Als Han das Geräusch hinter sich hörte, hatte er nur einen Augenblick Zeit, um zu reagieren. Er wirbelte herum, seine Hände ballten sich zu Fäusten, aber da krachte ihm bereits der Unterarm eines Yevethaners hart wie eine Eisenstange über den Hals. Nach Luft ringend und würgend fiel er nach hinten. Es war eine harte Landung, selbst ohne den Fußtritt, den ihm der erste Wärter versetzte und der seinen Kopf gegen den Steinboden krachen ließ.
»Gehorcht oder sterbt«, knurrte der Wärter.
Der plötzliche Schmerz und der Adrenalinstoß, der gleich darauf durch seinen Körper zuckte, hatte Han so aufgeputscht, dass er am liebsten mit dem Yevethaner gekämpft hätte, der ihn auf den Boden presste, aber dann hörte er Barth stöhnen und gleich darauf seinen mit krächzender, zitternder Stimme hervorgestoßenen Ruf: »Nicht – nicht – das war meine Schuld, Han – ich bin gestürzt, sonst gar nichts. Diese blöde Hose…«
Han kostete es eine bewusste Willensanstrengung, die geballten Fäuste wieder zu öffnen. Er spreizte kapitulierend die Finger. »Ist schon gut, Lieutenant. Diesmal lassen wir es denen noch durchgehen, okay?«
Der Yevethaner ließ Han vorsichtig los, und der richtete sich langsam auf. Barth, zwei Meter hinter ihm, war jetzt auch wieder auf den Beinen. »Alles klar bei Ihnen?«
»Ja – was haben die vor? Wo bringen die uns hin?«
»Keine Sorge, das kommt schon alles in Ordnung«, sagte Han und zog seine Hose an der Hüfte hoch. »Hey, ist das die neueste yevethanische Mode?«
Der Yevethaner deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung nach links und knurrte: »Genug. Darama wartet. Weitergehen.«
Die Gefangenen wurden in einen großen Raum mit einer hohen Kuppeldecke geführt, deren Wände knapp unter der Decke dunkelrot abgesetzt waren. Man zwang sie, links und rechts auf einer langen Bank vor einer niedrigen Plattform mit einem großen Fenster dahinter Platz zu nehmen. Han kniff die Augen zusammen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen, genoss aber zugleich die warme, frische Brise, die mit dem Sonnenlicht in den Raum strömte.
Eines verblüffte ihn: Lieutenant Barth hatte man die Handgelenke gefesselt und die Fessel an einer Stange befestigt, die in Hüfthöhe hinten an der Bank verlief. Hans Hände waren frei.
Ehe er sich näher mit dem Rätsel befassen konnte, betrat Vizekönig Nil Spaar den Raum.
»Darama«, wiederholte Han halblaut.
Nil Spaar wurde von vier Yevethanern begleitet. Einer trug einen Klappsessel, den er vor der Bank mit den Gefangenen aufstellte, ein zweiter eine Art Stativ mit einer Silberkugel darauf, das er schräg vor dem Klappstuhl aufstellte. Als die beiden ihre Last abgestellt hatten, verließen sie den Raum. Die beiden anderen bezogen hinter Nil Spaar Position, als der sich auf dem Stuhl niederließ. Han studierte ihre Gesichter und versuchte herauszufinden, welche Aufgaben sie zu erfüllen hatten. Berater? Muskelmann? Speichellecker? Wie sieht ein Yevethaner aus, wenn er nervös ist? Werden sie überhaupt nervös?
»General Solo«, sagte Nil Spaar und ignorierte Barth völlig, hatte keinen Blick für ihn übrig. »Wahrscheinlich sind Sie der Einzige, der Tausende Ihrer Art davor bewahren kann, in Schande zu sterben. Ich bin hier, um Ihnen diese Möglichkeit zu bieten.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Als man Sie gefangen genommen hat, waren Sie auf dem Wege zur Fünften Flotte, um dort das Kommando zu übernehmen. Sie trugen Befehle von Prinzessin Leia zur Invasion yevethanischen Territoriums bei sich.«
Han wartete stumm.
»Missachtung der Souveränität des Vizekönigs über das Protektorat – damit ist Ihr Leben verwirkt«, fuhr Nil Spaar fort. »Ich habe Sie in der Hoffnung verschont, dass Sie mich in einem Akt der Barmherzigkeit unterstützen.«
Han legte den Kopf etwas zur Seite. »Erklären Sie das.«
»Prinzessin Leia war so leichtsinnig, weitere Schiffe auszusenden, um uns zu bedrohen…«
»Gut gemacht.«
»– und hat uns ein unsinniges Ultimatum gestellt. Vielleicht können wir Ihnen klarmachen, um was es uns geht, und Sie können ihr dann die Augen öffnen.«
»Weiter.«
»Unser
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