Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
der Fluss des Stroms auf J’t’p’tan, nicht auf Coruscant. Vielleicht war alles, das bisher geschehen war, Teil eines größeren Geflechts, das er bis jetzt noch nicht ganz durchschaute. Aber selbst ohne jenes umfassende Verständnis wusste er, dass er weiterziehen und nicht umkehren musste.
Luke hängte sich seine Reisetasche und die Akanahs über die Schulter und fuhr auf dem Gleitband zu Starway Services zurück, wo die grelle Beleuchtung und die Geräusche aus den überdachten Werkhallen ihm verrieten, dass dort noch ein paar Mechanikertrupps Überstunden machten. Ein paar Minuten später erwachte der Disponent Notha Trome erschreckt aus einem kurzen Nickerchen auf dem Fußboden seines Büros.
»Li Stonns Schiff bekommt oberste Priorität«, sagte er laut, als wäre das eine Erkenntnis, die ihm im Schlaf gekommen war. Eine Minute später wiederholte er diese Erklärung vor dem Vorarbeiter der Werft.
»Das kostet fünfzig Prozent Zuschlag«, war die einzige Reaktion des Vorarbeiters, als dieser nach dem Auftragszettel griff und einen Schlepper herbeiwinkte.
Vor der Werkhalle nickte Luke zufrieden, drehte sich dann um und blickte auf die nächtliche Silhouette von Taldaak. Jetzt war es Zeit, Akanah zu suchen. Er hatte noch keine klare Vorstellung davon, welche Rolle ihr in diesen Ereignissen zugewiesen war, aber sein turbulentes Leben hatte ihm einen gesunden Respekt für alles, was wie Zufall aussah, vermittelt. Zum ersten Mal, seit er Coruscant mit Akanah verlassen hatte, glaubte er, dass zwischen ihrem Schicksal und dem seinen eine enge Verbindung bestand und dass das, was sie beide auf J’t’p’tan erwartete, auch sie beide betraf.
Akanah stand im Hafen und blickte zu einem eleganten schlanken Schiffsrumpf auf, der in königsblauen Lettern den Namen Jump for Joy trug. Es war das beste Sternschiff im Hafen, wenigstens für Akanahs Zwecke – eine Twomi Skyfire, nicht einmal ein Jahr alt. Sechs Plätze, der schnittige Rumpf eines Jägers und die Motoren einer Rennmaschine.
Wenn sie Utharis verlassen würde – wenn sie Luke zurücklassen würde –, war dies das Fahrzeug, das sie dazu brauchte.
Sie war bereits an Bord gewesen und hatte sich persönlich vergewissert, dass die Steuersysteme in keiner Weise hinter dem luxuriösen Äußeren zurückstanden. Automatiklandung, Autonavigation, Kollisions- und Absturzschutz, stimmaktivierte Flugvorbereitung – trotz einer Werbekampagne, die sich ganz auf Bilder von Gefahren und Abenteuern konzentrierte, war die Skyfire so konstruiert, dass sich auch ein ungeübter Pilot an den Kontrollen wohl fühlen konnte.
Und was noch wichtiger war, die Jump for Joy war vermutlich jedem anderen Schiff im Hafen, abgesehen vielleicht von den Jägern der Utharis-Sektorpatrouille, an Geschwindigkeit weit überlegen. In einer Kriegszone könnte sich derartige Leistungsfähigkeit als nützlich erweisen. Die vielen Handikaps, die die Schlammfaultier im Kampf behinderten, hatte Luke bereits aufgezählt und sie reichten aus, um Akanah Angst zu machen.
Sie trat einen Schritt nach rechts und musterte die Yacht bewundernd. Ein hübsches Schiff, dachte sie und seufzte. Und es wäre so leicht, es zu nehmen.
Aber wenn sie jetzt abflog, dann würde sie damit den Großteil dessen aufgeben, was sie sich vorgenommen hatte – das Ziel dicht vor Augen, ohne dieses Ziel erreicht zu haben. Luke hatte sich ihr gegenüber jetzt geöffnet – er begann zu begreifen, begann sich zu verändern. Mehr Zeit. Ich brauche jetzt nur noch mehr Zeit. Wenn die nächste Prüfung kam und sie dabei war, würde sie die Wandlung vielleicht erkennen. Luke stand dicht davor – er spürte den Fluss des Stroms, war schon fast imstande, ihn zu lesen, beinahe bereit, sich ihm anzuschließen.
»Eine richtige Schönheit, nicht wahr?«, fragte ein Mann und trat von hinten neben sie; er wischte sich die Hände an einem Lappen ab, als hätte er irgendwo gearbeitet.
Akanah hatte seine Anwesenheit schon Augenblicke vorher wahrgenommen, tat aber dennoch so, als würde sie erschrecken. »Oh! Ich habe Sie nicht gesehen. Ja, wirklich, wunderschön – sieht so aus, als würde sie jeden Augenblick in die Luft springen wollen.«
Selbst in der Dunkelheit spürte Akanah, wie der Mann vor Stolz strahlte. »Würden Sie das Schiff gerne von innen sehen?«
Akanah lachte, erkannte seine Absichten. »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Ich muss nach Hause.«
Er beugte sich verschwörerisch zu ihr herunter. »Schon jemals im
Weitere Kostenlose Bücher