Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
eine bestimmte Form der Anrede…«
»Sagen Sie einfach Luke.«
»Ja, selbstverständlich. Natürlich. Vielen Dank.« Manes schüttelte den Kopf. »Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie so anstarre. Ich bin jetzt schon in meiner zweiten Dienstperiode hier und in der ganzen Zeit sind Sie erst der zweite, der durch diese Tür hereingekommen ist und nicht hier gearbeitet hat. Und dass das ausgerechnet Sie sind…« Manes verstummte, als ob ihm plötzlich klar geworden wäre, wie konfus er redete. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Luke?«
»Ich brauche eine Kopie des aktuellen Taktikmemorandums.«
»Selbstverständlich. Sie können das Kommpad an meiner Station verwenden – hier drüben…«
»Sie müssen es für mich abrufen«, sagte Luke. »Ich bin in geheimer Mission hier und will nicht, dass bekannt wird, wo ich mich aufhalte.«
»Aber selbstverständlich«, sagte Manes. »Kein Problem. Wir bekommen den Strahl zweimal täglich. Ich rufe sofort das neueste T-Memorandum auf.«
»Ich brauche eine Kopie, die ich mitnehmen kann.« Während Luke das sagte, gab er dem Seniorspezialisten einen winzigen Schubs mit der Macht.
Manes’ Augen wurden einen Moment lang glasig. »Wie unaufmerksam von mir«, sagte er. »Sie wollen natürlich eine Kopie, die Sie mitnehmen können. Ich hole eine Datacard.«
»Vielen Dank.«
Keine fünf Minuten später kletterte Li Stonn in seinen gemieteten Gleiter, die Datacard sicher in der Tasche verwahrt. Aber er fuhr nicht gleich weg. Am Steuer seines Gleiters sitzend griff Luke mit der Macht in den Lauschposten und hörte, wie die beiden Angestellten dort erregt ihr jüngstes Erlebnis mit dem überraschenden Besucher diskutierten.
Den beiden hatte das so viel Freude bereitet, dass es ihm Leid tat, ihnen die Erinnerungen nehmen zu müssen, aber er hatte keine Wahl. Die Aufzeichnungen in den Maschinen hatte er bereits blockiert, sein Besuch würde also nicht in den Logbüchern vermerkt werden. Jetzt drückte Luke auf ein paar Nervenenden und Blutgefäße und erzeugte damit einen Augenblick unbewusster Lähmung, in dem er die Erinnerungen aus ihrem Bewusstsein löschte.
Akanah war noch nicht zum Skiff zurückgekehrt, auch der Schlepper der Servicestation war noch nicht da gewesen. Das kam Luke sehr gelegen und er schloss sich ein, um die Informationen auf der Datacard in sich aufzunehmen.
Die Lage im Koornacht-Sternhaufen hatte sich weiter verschärft und war inzwischen äußerst bedenklich. Bei Doornik 319 hatte es einen Zusammenstoß zwischen der yevethanischen Flotte und Einheiten der Neuen Republik gegeben, die dort versuchten, eine Blockade durchzusetzen. Bei den Gefechten waren bei Penetrationseinsätzen Dutzende von Aufklärungseinheiten der Flotte vernichtet worden. Fünf Schlachtgeschwader einer erweiterten Fünften Flotte waren inzwischen in den Sternhaufen eingedrungen, kleinere Einheiten waren aktiv mit der Suche nach den ehemaligen imperialen Schiffswerften beschäftigt. Bis jetzt hatten die Yevethaner noch nicht auf die Maßnahmen der Fünften Flotte reagiert. Es schien jedoch unvermeidbar, dass es zu Reaktionen kommen würde.
Am meisten beunruhigte Luke die Bestätigung, dass J’t’p’tan – in dem Bericht mit seiner Katalogbezeichnung FAR 202019S bezeichnet – in die Kampfhandlungen verwickelt war. Das dorthin ausgesandte Aufklärungsschiff hatte vor seiner Zerstörung ein yevethanisches Schubschiff im Orbit identifiziert. Obwohl die Sonde nur vierunddreißig Prozent ihres Bodenscans abgeschlossen hatte, war die Zerstörung der H’kig-Kommune, die auf eine Bevölkerungszahl von dreizehntausend geschätzt wurde, als »wahrscheinlich«, angegeben.
Der Bericht von Doornik 319, dass die yevethanischen Kriegsschiffe auf den zerstörten Kolonien gefangen genommene Geiseln an Bord hatten, bildete dafür nur einen schwachen Trost. Falls die Fallanassi auf J’t’p’tan nicht gestorben waren, waren sie jetzt Gefangene der Yevethaner und befanden sich an Bord eines der mehr als sechshundert Schiffe der Duskhan-Liga – einer Flotte, die sich jeden Augenblick auf die Streitkräfte der Neuen Republik stürzen konnte, die Nil Spaar den Anspruch auf uneingeschränkte Souveränität streitig machte.
Plötzlich witterte Luke eine Verbindung zwischen seiner Reise nach Koornacht und der Krise, in der sich Leia zu Hause befand, und zwar auf eine Art und Weise, die er nicht vorhergesehen hatte. Wenn er in den kommenden Ereignissen eine Rolle übernehmen musste, dann deutete
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