Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
mir dann nützen, wenn es soweit ist – wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Gavin nickte. »Das ist richtig. Genauso muss man es sehen.« Er lehnte sich zurück, warf einen Blick auf die Anzeige seines Komm und blickte dann durch die Seitenluke auf die Intrepid hinaus, die schnell hinter ihnen zurückfiel.
»Oh, und dann ist da noch etwas, was Sie sich merken sollten«, meinte der Oberst. »Bei diesem Dienst bekommen Sie eine Menge Cockpitzeit – mehr Stunden in einer einzigen Einsatzschicht, als die meisten Piloten in einer Woche in ihr Logbuch schreiben. Auf die Weise könnten Sie zum erfahrenen Piloten werden, ehe Sie das richtig merken.« Plat spürte, wie Gavin grinste, als er hinzufügte: »Aber sparen Sie sich die gewagteren Manöver und Loopings für den Simulator. Dass mir ja nicht zu Ohren kommt, dass meine Gigpiloten Kampfmanöver geübt haben.«
Plat Mallar grinste. »Ich werd’s mir merken, Oberst.«
Han wusste nicht, ob es Geringschätzung oder Nachlässigkeit war. Jedenfalls legte man ihm für die Überführung aus dem Planetengefängnis auf die Arrestzelle der Pride of Yevetha weder eine Augenbinde an, noch machte man ihn bewusstlos.
Man fesselte ihm lediglich die Hände hinter dem Rücken an eine Metallstange und gab ihm eine Eskorte aus zwei hünenhaften yevethanischen Nitakka. Dann führte man ihn durch ein Labyrinth von Korridoren und Kammern zu einer Einfahrt, wo ein dreirädriger, kastenförmiger Transportwagen auf ihn wartete.
Durch die offenen Fenster des Transporters konnte er jede Einzelheit seiner Umgebung erkennen und versuchte sich alles, was er sah, ins Gedächtnis einzuprägen – die Route, die von dem Komplex, wo er festgehalten worden war, zum Hafen führte, die Markierungen auf dem Tor, das sich hinter ihnen schloss, Bauweise und Funktion der anderen Fahrzeuge auf der Straße und die Anordnung der Gebäude, die sie passierten. Außerdem studierte er die Gesichter und den Körperbau nicht nur seiner Wärter, sondern auch des Torbevollmächtigten, des Transporterfahrers und sämtlicher yevethanischer Fußgänger, die er zu Gesicht bekam. Allmählich kam er so weit, dass er einzelne Yevethaner voneinander unterscheiden konnte.
Zugleich bildete er sich ein Urteil über die Wirksamkeit seiner Fesseln. Die Ähnlichkeit mit der Bank im Audienzraum ließ Han vermuten, dass diese Methode speziell für die yevethanische Anatomie entwickelt worden war – anscheinend hinderte nämlich die Stange die mörderische Klaue am Ausfahren oder machte sie, falls sie ausgefahren war, bewegungsunfähig.
Aber das funktionierte nur, wenn der Gefangene die Stange nicht unter seinen Füßen durchziehen oder einfach an einem Ende ein Handgelenk herausziehen konnte. Die yevethanische Anatomie ließ diese Bewegungen möglicherweise nicht zu, aber Han war zuversichtlich, dass die menschliche Anatomie – selbst bei einem nicht so gelenkigen Exemplar der Gattung Mensch, wie er eines war – das durchaus erlauben würde. Er stellte seine Theorie nicht sofort auf die Probe, empfand aber den Gedanken als ermutigend, dass er seine Hände jederzeit befreien und – sozusagen als Zugabe – die Stange sogar als Waffe einsetzen konnte.
Dieser frohe Gedanke hielt nur solange vor, bis sie den Raumhafen erreichten, wo der Transport von weiteren Wärtern und einem der Yevethaner empfangen wurde, der bei Barths Exekution zugegen gewesen war. Als dieser yevethanische Beamte Han zu Gesicht bekam, gab er ein paar bellende Laute von sich und versetzte einem der Wärter einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Im gleichen Augenblick trat ein weiterer Wärter hinter Han und schlang unmittelbar über seinem Ellbogen einen dicken Riemen um seine Oberarme. Damit war die Flucht, die Han sich ausgemalt hatte, völlig unmöglich geworden.
»Ein verständliches, aber recht gefährliches Versäumnis«, sagte der Yevethaner auf Basic zu Han. Seine Aussprache war ausgezeichnet, die Redeweise beinahe aufreizend gepflegt. »Das Wachkommando im Palast ist den Umgang mit menschlichen Gefangenen nicht gewöhnt.«
Derselbe Yevethaner ging ihm über das unebene Pflaster der Raumhafens zu einem imperialen Shuttle vom Typ Delta voraus, das dort auf seinen Kufen bereitstand. Zu Hans Überraschung trugen die beiden Yevethaner, die bereits im Cockpit saßen, auch nicht mehr Kleidung als die anderen – keinen Druckanzug, nicht einmal einen Helm. Er registrierte die Tatsache, während er in die spartanische Kabine kletterte.
Ein Wächter
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