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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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ja, solche Fantasien sind eben meine Art.
    Ich schaltete nicht sofort die Messinglaternen an, die seitlich des Tors angebracht waren. Stattdessen blieb ich mäuschenstill im kupfernen Licht und den stahlgrauen Schatten stehen, um zu warten und auf etwas zu lauschen, was ich noch nicht kannte.
    Nach einer Minute kam ich zu dem Schluss, dass das Innere des Gebäudes trotz des doppelten Schattens draußen genauso war wie immer. Die Temperatur betrug wie sonst angenehme achtzehn Grad, was das große Thermometer an der Tür der Sattelkammer ohne Zweifel bestätigen würde. Die Luft war so geruchlos rein wie nach einem Schneesturm. Es herrschte eine fast unheimliche Stille: kein Ächzen im Gebälk, kein Rascheln einer umherhuschenden Maus und kein Laut von außen her, als breitete sich hinter den Mauern eine öde, wetterlose Welt aus.
    Ich griff zum Lichtschalter, und die Laternen flammten auf. Der Stall sah so makellos sauber aus, wie es die geruchlose Luft versprach.
    Es fiel zwar schwer, zu glauben, dass hier tatsächlich einmal Pferde gehalten worden waren, aber in den Fluren des Haupthauses hingen Fotos und Gemälde von Constantine Cloyces Lieblingen. Mr. Wolflaw war der Meinung, sie stellten einen wesentlichen Teil der Geschichte von Roseland dar.
    Ein Foto oder ein Gemälde der blutüberströmten Frau im weißen Nachtgewand hatte ich bisher noch nicht gesehen. Ich fand zwar, sie stellte einen mindestens so wesentlichen Teil der hiesigen Geschichte dar wie die Pferde, aber offenbar nimmt nicht jedermann Mord so ernst wie ich.
    Natürlich war es gut möglich, dass ich bald auf einen Flur mit Porträts von blutüberströmten, tödliche Wunden zur Schau stellenden jungen Damen in verschiedener Garderobe stieß. Da ich in Roseland noch auf keinen einzigen Rosenstrauch gestoßen war, bezog sich der Name des Anwesens womöglich auf Blüten der Weiblichkeit, die man hier massakriert und begraben hatte.
    Die Härchen in meinem Nacken zitterten wieder.
    Wie bei meinen früheren Besuchen ging ich durch den ganzen Stall und betrachtete dabei die münzgroßen Kupferscheiben, die man zwischen viele der Quarzitfliesen des Bodens eingesetzt hatte. Sie bildeten glänzende, gewundene Linien, die von einem Ende des Gebäudes bis zum anderen liefen. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtete, war in jede der Scheiben entweder die normale Zahl Acht eingraviert oder die liegende Acht, die sich auch in jedem Fenster befand.
    Welchen Zweck diese Kupferscheiben hatten, konnte ich mir nicht vorstellen, aber es kam mir unwahrscheinlich vor, dass selbst ein steinreicher Presse- und Filmzar wie der verstorbene Constantine Cloyce sie nur zu dekorativen Zwecken hatte einsetzen lassen.
    »Wer zum Teufel bist du?«
    Überrascht drehte ich mich um und wurde gleich wieder überrascht, denn vor mir stand ein Koloss mit kahl geschorenem Schädel und zwei violetten Narben. Die eine lief vom rechten Ohr zum Mundwinkel, die andere senkrecht mitten über die Stirn vom Haaransatz bis zum Nasenflügel. Die Zähne des Kerls waren so schief und vergilbt, dass er wohl kaum eine Chance hatte, sich als Nachrichtenmoderator eines größeren TV -Senders zu bewerben, und auf seiner Oberlippe prangte ein Fieberbläschen. An einer Hüfte hing ein Holster mit einem Revolver, an der anderen ein Holster mit einer Pistole, und in den Händen hielt er eine kompakte Maschinenpistole, vielleicht eine Uzi.
    Er war knapp zwei Meter groß, wog garantiert mehr als hundert Kilo und sah aus wie jemand, der den Konsum gewaltiger Mengen an Anabolika befürwortete. Weiße Lettern auf seinem schwarzen T-Shirt verkündeten: TOD IST HEILUNG . Auf den gewaltigen Bizepsmuskeln und Unterarmen breiteten sich Tattoos von Biestern aus, bei denen es sich um kreischende Hyänen handeln mochte. Die Handgelenke waren in etwa so dick wie mein Hals.
    Die Khakihose des Fragestellers war mit vielen Reißverschlusstaschen ausgestattet und steckte in rot-schwarzen Cowboystiefeln aus geprägtem Leder. Besonders flott sah er trotz dieses modischen Statements jedoch nicht gerade aus. Um die Hüften trug er einen Waffengurt, wie ihn Polizisten haben, mit Fächern voller Ladestreifen für den Revolver und Ersatzmagazinen für die Pistole. Manche der Reißverschlusstaschen waren sichtlich prall gefüllt, entweder mit weiterer Munition oder mit Jagdtrophäen wie menschlichen Ohren und Nasen.
    Ich sagte: »Ziemlich gutes Wetter für Februar.«
    In Othello wird Eifersucht als »grünäugiges

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