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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Scheusal« bezeichnet. Shakespeare war mindestens tausendmal gescheiter als ich, weshalb ich die Brillanz seiner Metaphern nie infrage stellen würde. Dieses grünäugige Scheusal sah jedoch so aus, als hätte es keinerlei Verständnis für harmlose Emotionen wie Eifersucht und Freundlichkeit, weil es völlig von Hass, Wut und Blutdurst ergriffen war. Anders gesagt: Dieser Kerl hier war so übel, dass er sich nicht einmal für eine Rolle in Macbeth geeignet hätte.
    Er trat einen weiteren Schritt in den Stall und richtete die Uzi auf mich. »Recht gutes Wetter für Februar. Was soll das denn bedeuten?« Bevor ich etwas erwidern konnte, fuhr er fort: »Was zum Henker soll das bedeuten, du Arschgesicht?«
    »Es bedeutet gar nichts, Sir. War nur dazu gedacht, das Eis zu brechen, wissen Sie? Als Einstieg in eine nette Unterhaltung.«
    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich so sehr, dass sich die winzige Lücke zwischen den Augenbrauen schloss und diese sich über der Nase begegneten. »Sag mal, bist du bescheuert oder was?«
    In kritischen Situationen habe ich es manchmal klug gefunden, so zu tun, als wäre ich intellektuell benachteiligt. Zum einen kann das eine nützliche Technik sein, um Zeit zu gewinnen, und zum anderen fällt es mir leicht.
    Ich war also durchaus bereit, mich vor diesem Rambo-Verschnitt dumm zu stellen, aber bevor ich eine Kostprobe von Lennie aus Steinbecks Von Mäusen und Menschen geben konnte, sagte er: »Das Problem an dieser Welt ist, dass sie voll dämlicher Arschlöcher ist, die alles verbocken. Wenn man alle dämlichen Typen umbringen würde, wäre die Welt erheblich besser dran.«
    Um darauf hinzuweisen, dass ich zu clever war, als dass die Welt ohne mich ausgekommen wäre, sagte ich: »In Shakespeares König Heinrich VI ., Zweiter Teil , sagt ein Rebell namens Märten, zuerst sollte man alle ›Rechtsgelahrte‹ umbringen. Damit sind die Anwälte gemeint.«
    Die Augenbrauen verknoteten sich noch mehr, und die grünen Augen sahen so heiß wie Methanflammen aus. »Sag mal, willst du mich etwa auf den Arm nehmen?«
    Bei diesem Kerl hatte ich eindeutig schlechte Karten.
    Er postierte sich direkt vor mir, stieß mir die Mündung seiner Uzi vor die Brust und knurrte: »Sag mir einen Grund, wieso ich dich nicht sofort umblasen sollte, du neunmalkluger Einbrecher.«

6
    Wenn jemand eine Waffe hat und ich habe keine und wenn er mich nach einem guten Grund fragt, wieso er mich nicht umbringen sollte, dann nehme ich an, dass er gar nicht die Absicht hat, mir den Kopf wegzupusten, weil er es sonst nämlich einfach täte. Das heißt, er braucht entweder einen Grund, um sich abzuregen, oder er ist derart einfallslos, dass er die Szene so nachspielt, wie er sie hundertmal im Fernsehen und im Kino gesehen hat.
    Grünauge jedoch kam mir wie ein anderes Kaliber vor. Sein Verhalten wies darauf hin, dass er gar keinen Grund brauchte, um jemanden umzubringen, nur den starken Wunsch dazu, und er sah so aus, als hätte er genügend Fantasie, um sich massenhaft blutige Möglichkeiten für das Ende unserer Begegnung auszudenken.
    Mir war nur zu gut bewusst, wie weit die Ställe von den bewohnten Gebäuden in Roseland entfernt waren.
    In der Hoffnung, ihn mit den folgenden neun Worten nicht weiter zu erzürnen, sagte ich: »Aber Sir, ich bin ein geladener Gast, kein Einbrecher!«
    Seiner Miene war anzusehen, dass ich ihn nicht überzeugt hatte. »Ein Gast? Seit wann lassen die denn Dumpfbacken wie dich durchs Tor?«
    Ich beschloss, mich von dieser unfreundlichen Charakterisierung nicht beleidigen zu lassen. »Ich wohne im Gästeturm, drüben im Eukalyptuswäldchen. Bin schon drei Nächte und zwei Tage hier.«
    Er stieß mir erneut die Mündung der Uzi vor die Brust. »Drei Tage, und niemand hat mir was gesagt? Meinst du vielleicht, ich bin dämlich genug, um Bockmist auf Toast zu fressen?«
    »Nein, Sir. Nicht auf Toast.«
    Seine Nasenflügel blähten sich so stark auf, dass ich Angst hatte, sein Gehirn könnte durchs eine oder andere Nasenloch herausfallen. »Was soll das heißen, du Klugscheißer?«
    »Es heißt, dass Sie wesentlich cleverer sind als ich, sonst wäre ich nicht auf dieser Seite der Waffe. Aber es stimmt. Ich bin schon drei Tage hier. Natürlich lag es nicht an meinem Charme, dass man uns eingeladen hat, sondern an dem Mädchen, das mich begleitet. Dem kann man einfach nichts abschlagen.«
    Bei dem Wort »Mädchen« glaubte ich plötzlich ein gewisses Wohlwollen in seiner Visage zu sehen. Vielleicht

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