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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Eigenliebe wimmelt es von Narzissten, was mich immer erstaunt, weil es doch so viel im Leben gibt, was uns demütig machen sollte. Jeder von uns macht Dummheiten, jeder von uns muss die Folgen der Dummheit anderer erdulden, und außerdem führt uns die Natur häufig unsere eigene Absurdität vor Augen und erinnert uns so daran, dass wir nicht die Herren des Universums sind, für die wir uns gern halten.
    Schon bevor ich mich durch jenes unfeine Geräusch verraten hatte – und ich möchte betonen, dass es sich ausschließlich um ein Geräusch handelte – , war mir klar geworden, dass ich nicht der Herr des Universums war. Ich hatte lediglich gehofft, der Herr des Futterkastens zu sein, und zwar sein geheimer Herr.
    Mit dieser bescheidenen Ambition war es nun vorbei, denn mein im Dunkeln verborgener Gegner tastete nach den Deckeln und versuchte, erst den einen, dann den anderen und schließlich beide gleichzeitig aufzureißen.
    Hartnäckig hielt ich die Griffe fest, die besser zu packen waren als die Kanten der Deckel, mit denen mein Gegner kämpfte.
    Während er sich alle Mühe gab, mir an den Kragen zu gehen, schnüffelte und schnaubte er nicht nur, er fauchte, knurrte und grunzte auch. Darüber hinaus quiekte er sogar, was mir endgültig bestätigte, dass meine Vermutungen stimmten. Das Ding war nicht menschlich, denn es sagte kein einziges Mal: »Verfluchte Scheiße!«
    Ich hörte, wie weitere Exemplare sich in die dunkle Kammer drängten, begleitet von einem ekelhaften Chor bestialischer Geräusche. Die Stimmen hörten sich zwar nicht wie die von Affen an, aber sie machten einen Radau, wie er in einem Affenhaus bei Gewitter herrschte.
    Der Erste, der hereingekommen war, zerrte weiterhin wütend an den Deckeln, während die anderen an den Kasten zu hämmern begannen. Es gelang ihnen sogar, ihn zum Schaukeln zu bringen, aber glücklicherweise war er zu sperrig, um umzukippen.
    Ich fühlte mich wie eine Maus, die in einem Konservenglas steckt und von gemeinen kleinen Jungs gequält wird.
    Weil ich seit Jahren daran gewöhnt bin, zu kämpfen, irgendjemanden zu verfolgen oder selbst verfolgt zu werden – öfter zu Fuß als motorisiert – , und weil ich wesentlich weniger Gegrilltes und Gebratenes gefuttert als für andere zubereitet habe, bin ich in ziemlich guter körperlicher Verfassung. Trotzdem taten mir schon die Arme weh, weil ich mich krampfhaft an die Griffe klammerte.
    Weiterhin positiv zu denken, wurde mit jeder Minute schwieriger.
    Mehrere Mitglieder der hungrigen Meute – falls die tatsächlich von der Hoffnung auf einen Imbiss motiviert war und nicht von etwas noch Schlimmerem – , kratzten heftig an den Gittern auf den Belüftungslöchern, und dann verließen sie sich nicht mehr nur aufs Kratzen. Ich hörte ein Geräusch, als würde ein winziger Reißverschluss aufgehen, was darauf hinwies, dass die da draußen entweder Messer oder äußerst scharfe Krallen hatten, womit sie das feine Drahtgeflecht aufschlitzten.
    Da die Löcher nur zehn Zentimeter groß waren, konnten die Biester wahrscheinlich nicht nach mir greifen, aber sie konnten mit Messern oder Stöcken nach mir stochern, was ich jeden Moment erwartete. Falls sie im Dunkeln sehen konnten, was der Fall zu sein schien, schützte mich nun kein Gitter mehr vor ihren Blicken, und sie wussten ganz genau, wohin sie zielen mussten, um die größte Wirkung zu erzielen.
    Ich suchte die Dunkelheit vor mir nach dem Glänzen tierischer Augen ab, sah jedoch nichts Derartiges. Hätten die draußen nicht so deutlich ihre Wut und Gier zum Ausdruck gebracht, so hätte man sie für Roboter halten können, deren Kameraaugen das gesamte Lichtspektrum auffingen, ohne dass sich darin etwas spiegelte.
    Meine Hände waren schweißnass, weshalb mir einer der Griffe fast entglitten wäre. Mein erster Gegner reagierte sofort auf diese winzige Schwäche, indem er noch wütender an dem Deckel zerrte.
    Mein Herz schlug so heftig, dass sein hektischer Rhythmus in meinen Ohren pulsierte wie Trommelschläge. Trotz des Lärms, der mich umgab, hörte ich mich stoßweise atmen.
    Seit ich Stormy verloren habe, brauche ich mein Leben nicht mehr. Falls ich durch einen Akt göttlicher Gnade jung sterben sollte, vielleicht durch einen Unfall oder einen Schlaganfall, dann würde mir das nichts ausmachen. Wie die meisten Leute, die beim TV -Zappen zufällig auf eine Szene aus dem neuesten Remake von The Texas Chainsaw Massacre gestoßen sind oder eine heikle Seite in einem

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