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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Stieg-Larsson-Roman aufgeschlagen haben, fürchte ich mich jedoch vor einem langwierigen, unappetitlichen Sterbeprozess, bei dem ich gefoltert oder bei lebendigem Leib verschlungen werde.
    Nachdem ich mir nun keine Sorgen mehr machen musste, mich durch ein Niesen zu verraten, ließ der ätzende Ozongeruch natürlich ein wenig nach, sodass ich plötzlich die Horde aus Zombies, tollwütigen Braunbären oder anderem Getier riechen konnte. Diesen Gestank als Körpergeruch zu bezeichnen, wäre so unangebracht gewesen wie zu sagen, ein fauliger Kohlkopf würde nicht so gut duften wie eine Rose.
    Ich musste würgen, weil der Gestank so intensiv war, dass ich ihn sogar schmecken konnte. Wenn das so weiterging, krümmte ich mich bald vor Übelkeit und war nicht mehr in der Lage, kräftig genug an den Griffen zu ziehen, um die Biester fernzuhalten. Schon der Gedanke daran verstärkte den Würgreiz. Eine bit tere Masse stieg mir in die Kehle. Ich schluckte sie wieder hinunter, wusste jedoch, dass ich das nicht noch einmal schaffen würde.
    Mit einem Mal verstummte die Meute in der Futterkammer und stellte ihren Angriff ein. Ihr Gestank wurde rasch schwächer, bis er völlig verschwand. Auch das Ozon war nicht mehr zu riechen.
    Hinter dem zerrissenen Gitter der Belüftungslöcher fiel das Licht der Stalllaternen und vielleicht auch Tageslicht durch die offene Tür. Es sah nicht wie richtiges Licht aus, sondern wie ein kalter, phosphoreszierender Atemhauch, der sich als bleicher, ungleichmäßiger Niederschlag auf die rauen Bretterwände legte.
    Ich war daran gewohnt, zum Ziel von Gewalt zu werden. Nicht begegnet waren mir jedoch bisher Gegner, die auf dem Höhepunkt ihres Angriffs, den Sieg vor Augen, plötzlich friedfertig wurden und sich davonmachten, um zu meditieren.
    Was immer das für Biester waren, ihr Rückzug war wahrscheinlich nicht dadurch zu erklären, dass sie Gewissensbisse bekommen und den Wunsch verspürt hatten, ein wenig Gnade walten zu lassen.
    Manche Leute missverstehen das Böse und meinen, es werde irgendwann freiwillig einlenken. Weil diese törichte Hoffnung dunkle Herzen dazu bringt, noch dunklere Träume zu ersinnen, sind solche Leute die Väter und Mütter aller Kriege. Das Böse lenkt nicht ein, es muss besiegt werden. Und selbst wenn es besiegt, entwurzelt und durch Feuer gereinigt ist, hinterlässt es eine Saat, die eines Tages keimen und, wenn sie erblüht, wieder missverstanden werden wird.
    Ich hatte gerade eben nichts besiegt, und ich hütete mich davor, zu glauben, meine mysteriösen Angreifer würden nicht zurückkehren. Die Frage lautete: wann?
    Ohne die Griffe an der Unterseite der beiden Deckel loszulassen, lauschte ich, hörte jedoch nichts als mein inzwischen weniger hektisches Atmen und ein gelegentliches Ächzen des Kastens, wenn ich unmerklich das Gewicht verlagerte.
    Nach etwa einer Minute kam ich aufgrund des fahlen Lichts, der Abwesenheit von Ozon und der Stille zu dem Schluss, dass die grunzende Schar nicht freiwillig verschwunden, sondern irgendwie weggefegt worden war, als die zu frühe Abenddämmerung sich auf magische Weise aufgelöst hatte und der Morgen wieder eingekehrt war.
    Ich wusste nicht, wie die Nacht so rasch nach dem Morgengrauen hatte hereinbrechen können und wie sie dann wieder zurückgedrängt worden war, als wäre die Zeit kein Strom mit einem festgelegten Lauf gewesen, sondern ein unsteter Wind, der mal in diese und mal in jene Richtung wehte.
    Mein merkwürdiges Leben war reich an übernatürlichen Ereignissen gewesen, doch so etwas war mir noch nie widerfahren.
    Man könnte meinen, die vielen seltsamen Dinge, die ich sehe und erlebe, seien in Wahrheit so natürlich wie die Sonne und der Mond; die fünf Sinne anderer Menschen hätten sich nur noch nicht an die vollständige Wirklichkeit der Welt angepasst.
    Diese These würde darauf hinauslaufen, dass ich etwas Besonderes und besser als andere bin, aber ich weiß, dass dem nicht so ist. Trotz meines Talents bin ich nicht besser als jede andere Seele, die nach Erlösung sucht, so wie ein guter Musiker kein besserer Mensch ist als Leute ohne musikalisches Talent. Ich bin sogar schlechter als so mancher.
    Im Vertrauen auf die Möglichkeit, dass ich nicht in Stücke gerissen und gefressen wurde, wenn ich mich hervorwagte, ließ ich einen der Deckel los, stemmte den anderen in die Höhe und kletterte aus dem Futterkasten.
    Nun wusste ich, wie ein Hummer sich fühlen musste, der am Eingang eines Restaurants in einem

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