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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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des Kastens waren zwei Reihen aus fünf etwa zehn Zentimeter großen Löchern angebracht, die mit einem feinmaschigen Gitter abgedeckt waren. Wahrscheinlich hatten sie zur Belüftung gedient. Jedenfalls hätte ich durch sie hindurch praktisch jede Bewegung hören müssen.
    Der chlorartige Geruch von Ozon verstärkte sich so sehr, dass ich fürchtete, niesen zu müssen.
    Wenn man nicht völlig in sich ruht, wirkt der menschliche Geist wie ein unkontrollierter Sorgengenerator, ein Dynamo negativer Erwartungen. Weil man meint, man habe den freien Willen, das eigene Leben nach Belieben zu gestalten, sorgt man sich um zu viele Dinge und hat kein Vertrauen in die Vorsehung. Dadurch tritt das, was man befürchtet, oft tatsächlich ein. Wir blähen unsere Probleme so stark auf, dass sie zu wahren Katastrophen werden, und wir grübeln so lange über deren mögliches Eintreten nach, bis das Mögliche schließlich unvermeidlich wird.
    Deshalb beschloss ich, mir wegen meines Niesreizes keine Sorgen mehr zu machen und mich der Vorsehung anzuvertrauen. Wenn wir uns, wie ein Dichter gesagt hat, in einem Zustand vollkommener Einfachheit befinden, werden Hoffnung und Vertrauen uns zuverlässig über Wasser halten, während Furcht uns wahrscheinlich untergehen lässt.
    Stille, weiter Stille … doch gerade, als ich schon dachte, die Besucher seien verschwunden, ging die Tür der Futterkammer auf.
    Wer immer das war, er hatte keine Taschenlampe. Offenbar hatte die Nacht den Tag inzwischen ganz verschlungen, denn durch das Gitternetz der Löcher sah ich nicht einmal ein schwaches Leuchten, das sonst durch die Stallfenster eingedrungen wäre.
    Mindestens einer aus der Truppe schlurfte über die Schwelle. Er schien schwer zu sein, vielleicht auch sehr groß, denn seine Bewegungen hörten sich mühselig an.
    Der erste Deckel des Kastens neben der Tür ging mit einem leisen Ächzen der Scharniere auf. Knallte wieder zu. Dasselbe geschah mit dem zweiten Deckel. Und mit dem dritten.
    Da hatte der Eindringling in die drei stockdunklen Fächer des ersten Kastens geblickt und festgestellt, dass sie leer waren. Falls er nicht mit einem Hightech-Nachtsichtgerät ausgerüstet war, konnte er von Natur aus so gut im Dunkeln sehen wie eine Katze.
    Ich packte die Handgriffe der zwei Deckel, die mein Versteck verschlossen, fester, weil ich jeden Moment den Versuch erwartete, sie zu öffnen.
    Der Eindringling schlurfte zu meinem Kasten, versuchte jedoch überhaupt nicht, ihn zu öffnen, sondern kratzte an den Gitternetzen der Belüftungsöffnungen vor meinem Gesicht.
    Falls die Dunkelheit den Jäger nicht so blendete wie mich, dann musste das feinmaschige Gitter dennoch verhindern, dass er mich deutlich sah. Wahrscheinlich sah er mich sogar überhaupt nicht. Die Vorstellung, Auge in Auge mit ihm zu sein, machte mich trotzdem nervös.
    Es war gefährlich, mich durch solche Gedanken ablenken zu lassen. Ich musste mich darauf konzentrieren, mit aller Kraft an den Griffen zu ziehen, damit sie sich absolut nicht bewegten, wenn mein Gegner plötzlich daran zerrte. Nur dann würde er auf die Idee kommen, dass die Deckel verklemmt waren.
    Wieder kratzte der Kerl draußen an den Gittern, als wollte er mich provozieren. Vielleicht wusste er doch, wo ich war, und wollte meine Nerven strapazieren, damit mein Fleisch mit Angstschweiß gesalzen und dadurch leckerer wurde.
    Nun schnüffelte er. Wie ein Bluthund, der eine Fährte sucht, schnüffelte er an den vergitterten Löchern.
    Ich war dankbar, dass die Luft so nach Ozon stank, denn dadurch war ich sicherlich schwerer zu entdecken.
    Das Schnüffeln steigerte sich zu einem vibrierenden Schnauben, begleitet von einem unglaublich geräuschvollen Flattern der Nasenflügel. So schnaubte kein Mensch und kein Hund, sondern nur ein echtes Raubtier.
    Ätzendes Ozon kitzelte meine Nebenhöhlen, doch ich vertraute darauf, dass die Vorsehung mich nicht niesen ließ. Da ich mich weigerte, mir Sorgen zu machen und über negative Entwicklungen nachzugrübeln, nieste ich nicht, ich nieste nicht, nieste immer noch nicht, aber dann furzte ich.

8
    In dem hohlen, mit Stahlblech ausgekleideten Kasten hallte meine unglückselige Eruption derart lautstark wider, dass es mir oberpeinlich gewesen wäre, hätte ich mich gerade um gesellschaftliche Normen geschert. Nun jedoch ging es ums Überleben. Deshalb ermangelte es mir momentan an der Fähigkeit, mich zu genieren, weil das Entsetzen mich gepackt hatte.
    In diesem Zeitalter der

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