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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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ist es über die Mauer geklettert.«
    Mit einer derart absurden Vermutung konfrontiert, konnte der Koch eigentlich nicht mehr so tun, als wäre er abgelenkt. Tatsächlich warf er mir einen kurzen Blick zu, zog es dann jedoch vor, zu der Kartoffel zu sprechen, die er gerade verstümmelte. »Hier gibt es schon seit vielen Jahren keine Pferde mehr.«
    »Was habe ich dann gesehen?«
    »Das frage ich mich auch.«
    Ich schluckte das letzte Stück Quiche herunter. »Sir, ist Ihnen vor Kurzem eine Sonnenfinsternis aufgefallen?«
    Er fing an, die Kartoffeln zu schälen. »Wieso?«
    »Der Tag ist zur Nacht geworden. Wie vor Tausenden von Jahren, als die Leute dachten, Gott hätte die Sonne zur Bestrafung ausgelöscht, weshalb sie vor Furcht wahnsinnig geworden sind, sich die Haare ausgerissen, Babys geopfert, sich mit Dornenzweigen gepeitscht und geschworen haben, nie wieder Unzucht zu treiben. Damals waren sie nämlich unwissend, was allerdings nicht ihr Fehler war, weil es noch keine Wissenschaftssendungen gab, und wenn jemand versucht hat, Sonne geht aus zu googeln, dann hat ihm niemand zugehört, weil er seiner Zeit zu weit voraus war.«
    Entschlossen schälend, sagte Mr. Shilshom: »Ich verstehe Sie nicht, Mr. Thomas.«
    »Da sind Sie nicht der Erste«, beruhigte ich ihn.
    Ich probierte den Käsekuchen. Er war köstlich.
    »Sir«, fuhr ich fort, »wenn wir das mysteriöse Pferd vorläufig beiseitelassen – haben Sie hier schon mal ein Tier gesehen, das mindestens so groß ist wie ein Mensch, vielleicht auch größer, mit gelben Augen, die im Dunkeln leuchten, und einem wirklich furchtbaren Geruch?«
    Bisher hatte der Koch so ellenlange Kartoffelschalenstreifen fabriziert, als wollte er damit ins Guinness-Buch der Rekorde. Inmitten meiner Frage versagte ihm jedoch die Hand, und eine verfrüht abgetrennte Schale fiel in die Spüle.
    Nicht, dass ich meinen würde, Sherlock Holmes sei mein Urgroßvater gewesen, doch aus der abgetrennten Schale schloss ich messerscharf, dass Mr. Shilshom die stinkenden Biester, von denen ich gesprochen hatte, kannte. Er sah äußerst beunruhigt drein, sosehr er sich auch bemühte, das zu verbergen.
    Er schälte zwar sofort weiter, brauchte aber so lange, um eine Antwort zu finden, dass seine Nervosität unübersehbar wurde. »Ein furchtbarer Geruch?«, fragte er schließlich.
    »Man könnte auch von Gestank sprechen, Sir.«
    »So groß wie ein Mensch?«
    »Ja, Sir. Vielleicht auch größer.«
    »Wie haben sie denn ausgesehen?«
    »Ich bin nur im Dunkeln auf sie gestoßen.«
    »Aber Sie müssen doch was gesehen haben.«
    »Nein. Sir. Es war wirklich sehr dunkel.«
    Er entspannte sich ein wenig. »So große Tiere gibt’s hier nicht.«
    »Was ist mit Bären?«
    »Na ja.«
    »Kalifornische Schwarzbären?«
    »Mmmmm«, machte er.
    »Vielleicht sind die Bären über die Mauer geklettert, um alle Pumas zu töten und zu fressen.«
    Die glitschige Kartoffel glitt ihm aus der Hand, plumpste ins Spülbecken und kullerte dort kurz umher.
    »Ob es wohl Bären waren?«, stocherte ich weiter, obwohl ich nur zu gut wusste, dass die Biester bei Weitem nicht so kuschelig waren wie ein zorniger Grizzlybär.
    Nachdem er die Kartoffel aus der Spüle geholt hatte, machte der Koch sich wieder ans Schälen, aber ohne die Selbstbeherrschung, die er vorher an den Tag gelegt hatte. Derart unbeholfen fummelte er an dem Ding herum, dass er mir fast leidtat.
    »Vielleicht sollten Sie nachts im Haus bleiben, Mr. Thomas«, sagte er.
    Nachdem er die Kartoffel mit Müh und Not fertig geschält hatte, warf er sie in einen großen, halb mit Wasser gefüllten Topf.
    »Das erste Mal bin ich im Stall auf diese Tiere gestoßen«, sagte ich. »Das war heute Morgen, etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang.«
    Mr. Shilshom griff nach der nächsten Kartoffel, die er malträtierte, als hätte ihn plötzlich ein furchtbarer Zorn auf sämtliche Knollengewächse ergriffen.
    »Das zweite Mal«, fuhr ich fort, »ist erst zwanzig Minuten her. Das war mitten in einer Gruppe von Eichen, wo es plötzlich so schwarz wurde, dass ich dachte, es ist eine Sonnenfinsternis.«
    »Darauf kann ich mir keinen Reim machen.«
    »So ist es mir auch ergangen.«
    »Da war keine Sonnenfinsternis.«
    »Nein, Sir, wahrscheinlich nicht. Aber irgendwas ist geschehen.«
    Ich beobachtete ihn, während ich meinen Käsekuchen aufaß.
    Mr. Shilshom ließ die nächste Kartoffel in den Topf fallen, legte den Schäler weg und sagte: »Meine Medizin.«
    »Wie

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