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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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dass mein Verfolger einen festen Stand gefunden hatte, während ein frustriertes Quieken wohl ausdrückte, dass der Weg gerade äußerst mühsam war. Zweimal hörte ich außerdem ein hässliches, feuchtes, langgezogenes Glucksen. Wahrscheinlich freute das Ding sich darauf, mir das Gesicht abzureißen, ein Brötchen damit zu belegen und dieses genüsslich zu verzehren.
    Während der Geruch meines Verfolgers immer stärker wurde, fühlte ich mich allmählich wie Jean Valjean in Les Miserables , nur dass ich es nicht mit dem unerbittlichen Inspektor Javert zu tun hatte, sondern mit einem gelbäugigen, dämonischen Mutanten. In etwa jedenfalls.
    Nach und nach wurde die völlige Dunkelheit von einem Schein gemildert, der von dem aufgehenden gelblichen Mond stammte. Das Astwerk in meiner Nähe war wieder zu sehen, wenn auch wie in einem nicht ganz deutlichen Traum. Das kletternde Ding unter mir blieb weiter unsichtbar.
    Ich konnte es mir nicht länger leisten, darauf zu warten, bis diese außerplanmäßige Nacht vorüberging und die mysteriösen Kreaturen mitnahm, wie es im Stall geschehen war. Diese Begegnung dauerte bereits länger als die erste, und ich hatte keinen Grund zu erwarten, dass ich in der nächsten Minute von dem seltsamen Spektakel befreit wurde und ins Tageslicht eines freundlicheren, sanfteren Roseland zurückkehrte.
    Als der Gestank immer stärker wurde, stand ich vorsichtig auf, drückte den Rücken an den Stamm und griff nach einem Ast über mir, erst mit einer und dann mit beiden Händen. Dann drehte ich mich so, dass ich in die Richtung blicken konnte, aus der das Ding kommen musste.
    Was ich vorhatte, konnte dazu führen, dass ich den Halt verlor und mit einem Schrei, der wesentlich weniger triumphal wäre als der von Tarzan, dem Herrn des Dschungels, durch eine Phalanx aus Ästen und Zweigen stürzte. Mir fiel jedoch nichts Besseres ein, als darauf zu warten, dass das Biest unter mir auftauchte, und ihm dann so lange ins Gesicht zu treten, bis es den Halt verlor – oder mir den Fuß abbiss.
    Manchmal wünsche ich mir, ein besseres Verhältnis zu Schusswaffen zu haben.
    Gelegentlich habe ich auf welche zurückgreifen müssen, aber das habe ich immer mit großem innerem Widerstand getan. Die furchtbaren Spiele, die meine psychisch gestörte Mutter in meiner Kindheit mit ihrer Pistole gespielt hat, haben mir eine bleibende Abneigung gegen Derartiges eingeimpft. Ich ziehe einfachere Waffen vor, in diesem Fall eine so einfache wie meinen Fuß. Allerdings konnte mir das früher oder später den Tod bringen.
    Inzwischen war der unglaubliche Gestank fast so stark geworden, dass mir die Augen tränten. Mein Verfolger war jedoch noch immer nicht aufgetaucht, obwohl die Geräusche näher und näher kamen.
    Erst als sich etwas von der anderen Seite des Baumstamms her auf meinen Ast schwang, hinter und ein wenig links von mir, wurde mir klar, dass nicht nur das Biest heraufgeklettert war, das ich gehört hatte, sondern noch mindestens ein weiteres. Es packte mich mit seiner brutalen Pratze an der rechten Schulter, und ich wusste, als Nächstes erwartete mich ein Biss oder ein Schlag mit messerscharfen Klauen.
    Bevor mich Klauen oder Zähne erwischen konnten, ließ ich mich mit dem ganzen Körper zurückfallen. Meine Füße rutschten vom Ast und baumelten in der leeren Luft. Nun hing ich zwar nur noch an dem Ast über meinem Kopf, aber mit meiner plötzlichen Bewegung hatte ich den Angreifer aus dem Gleichgewicht gebracht. Um nicht zu fallen, klammerte er sich an meiner Schulter fest. Ich spürte ein so furchtbares Gewicht, als würde sich der Muskel, an den er sich krallte, gleich vom Schulterblatt lösen. Ein heftiger Schmerz schoss meinen Arm hinauf in meine rechte Hand, die sich unweigerlich vom Ast löste.
    Jetzt baumelte ich nur noch an meiner linken Hand, doch durch die abrupte Bewegung meiner rechten Schulter glitt die Pratze davon ab. Mit einem Heulen stürzte das Ding Richtung Boden, hörte jedoch gleich auf zu heulen, als es durch das ungemütlich harte Geäst der Eiche krachte. Unten angekommen, landete es offensichtlich mitten in der versammelten Meute, denn Schmerzens- und Wutschreie stiegen zu mir herauf. Gesehen hatte ich den Angreifer nicht einmal aus dem Augenwinkel.
    Während das Gezeter unten allmählich nachließ, hallte das Knarren tausend langer, ledriger Flügel durch die dunklen Bäume. Das musste der Schwarm fledermausartiger Wesen sein, den ich am Abend zuvor aus dem Himmel hatte

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