Schwarze Fluten - Roman
Eukalyptuswäldchen keinerlei trockenes Laub lag, genau wie unter den Eichen bei der Enkelados-Statue. Egal, ob auf der nackten Erde, dort, wo spärliches Gras wuchs, oder auf dem Plattenweg – kein einziges Blatt.
Ich brütete darüber und über allerhand anderes nach, während ich mich auf den Weg zum Gärtnerhaus machte. Dabei nahm ich eine Route, auf der ich von keinem Fenster im Haupthaus aus gesehen werden konnte. Über Rasenflächen, Wiesen und an schützenden Baumgruppen vorbei ging ich in einem großen Bogen zum Nordrand des riesigen Anwesens, immer wachsam, ob die mysteriösen Schweine – falls es welche waren – oder der Hengst und seine Reiterin irgendwo auftauchten.
Die Schweine machten mir Angst, aber wenigstens war das einzige Pferd in Roseland ein Geist. Ich finde Pferde schön und edel und so weiter, bloß … vor einigen Jahren haben mich drei berittene Frauen in der Nähe von Pico Mundo durch die Wüste gejagt. Sie wollten mir den Schädel aufsägen, um mein Gehirn herauszuholen. Übrigens waren die Rösser nicht weniger furchteinflößend als die Frauen.
Ich war zufällig inmitten einer Zeremonie, die kein Mensch hätte sehen sollen, auf die drei gestoßen. Zuerst dachte ich, es seien Anhängerinnen des Wicca-Kults, aber die verabscheuten sie fast so sehr, wie sie die Vernunft verabscheuten. Wie sie mir klar machten, waren landläufige Hexen nichts als Waschlappen.
Ihre Zeremonie war großteils so langweilig, dass sie keine Eintrittskarte wert gewesen wäre, schon gar nicht den Preis meines Lebens. Man hätte sie mit der Versammlung eines Häkelvereins verwechseln können, bei der das Protokoll und der Rechenschaftsbericht der Schatzmeisterin verlesen wurden, nur dass diese drei Damen splitternackt waren, sich Tee aus psychedelischen Pilzen gebraut hatten und mit der Opferung von drei fetten Tauben beschäftigt waren. Die armen Vögel hatten nie jemandem etwas zuleide getan, jedoch das Pech, ein Friedenssymbol darzustellen, und nichts erzürnte die Damen mehr als die Vorstellung von Frieden.
Es war ein garstiges Trio, und seine Pferde schienen in der Lage zu sein, meinem Geruch zu folgen, als wären sie halb Appaloosa und halb Bluthund gewesen. Die geblähten Nüstern, die schwarzen, zurückgezogenen Lippen, die großen, eckigen Zähne darunter, die blitzenden Augen … Seit dieser Begegnung finde ich Filme wie Seabiscuit oder sogar Black Beauty so beunruhigend wie Das Schweigen der Lämmer .
Das Gärtnerhaus war ein ansehnlicher, zweistöckiger Steinbau in einem malerischen, flachen Tälchen, dessen Mitte von der Sonne beschienen war. Umgeben war es von filigranen peruanischen Pfefferbäumen. Deren kleine Blätter schimmerten in einer sanften Brise, die kaum stärker war als der Atem eines kleinen Kindes.
Die Fenster im Erdgeschoss waren zwar größer als jene im Gästeturm, aber ebenfalls vergittert. Die mannshohe Tür war verschlossen. Hinter den drei Garagentoren standen wahrscheinlich Fahrzeuge für die Gartenarbeit. Bei einem meiner Besuche im Pförtnerhaus hatte ich von Henry Lolam erfahren, dass Jam Diu ein Apartment im Obergeschoss bewohnte. Dort waren angeblich auch die anderen Mitglieder des Gärtnerteams untergebracht, obwohl Henry nie klipp und klar bestätigt hatte, dass sie tatsächlich existierten.
Es konnte zwar gefährlich sein, mich darauf zu verlassen, dass Jam Diu immer noch in der Nähe des Haupthauses nach dem letzten verhassten Löwenzahn suchte, der die Perfektion von Roseland störte, aber ich tat es trotzdem. Dreist versuchte ich mich an der Haustür, die jedoch verschlossen war. Die Garagen waren mit elektrischen Rolltoren ausgestattet, die außen keine Handgriffe hatten.
An der Rückseite des Gebäudes fand ich zwei Türen und eine Reihe vergitterte Fenster vor. Eine Tür einzutreten war schwierig, falls ein Riegel vorgelegt war.
Außerdem trug ich leichte Sportschuhe mit Gummisohlen. Wenn man Türen eintreten will, muss man Springerstiefel oder Ähnliches tragen, damit man anschließend nicht mit gebrochenem Fersenbein am Boden liegt und plärrt wie ein Baby.
Matt Damon, Tom Cruise, Liam Neeson, Bruce Willis und andere Männer ihrer Statur haben zahlreiche Türen eingetreten, ohne auch nur die geringfügigste Verletzung des Calcaneus zu erleiden, wie das Fersenbein von Fachleuten bezeichnet wird. Manchmal haben sie es sogar barfuß getan. Ich nehme für mich allerdings nicht in Anspruch, so taff wie diese Burschen zu sein. Außerdem habe ich keinen
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