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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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zurück.
    Es war eine gewisse Versuchung, mich nun sicherer zu fühlen, weil ich gut bewaffnet war, aber davor hütete ich mich. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass übermäßiges Selbstvertrauen eine Aufforderung ans Schicksal ist, zwei oder drei Muskelprotze mit flachen, runden Filzhüten auf die Bühne zu schicken, die mich in eine Gefrierkammer sperren wollen, bis ich mich vollständig verfestigt habe. Oder sie haben vor, mich in die riesige Trommel eines Betonmischers zu werfen, um mich ins Fundament einer neuen Kläranlage einzubetonieren.
    Kerle, die flache, runde Filzhüte tragen, führen nach meiner Erfahrung nichts Gutes im Schilde, und sie freuen sich daran. Ob diese Art Kopfbedeckung ursprünglich freundliche Zeitgenossen in Psychopathen verwandelt oder ob Männer, die schon Psychopathen sind, sich dazu hingezogen fühlen, ist eines jener Geheimnisse, die man nie lösen wird, obwohl das Justizministerium wahrscheinlich schon massenhaft wissenschaftliche Studien dazu in Auftrag gegeben hat.
    Als ich in südöstlicher Richtung ging, sah ich, dass sich hinter meinem Rücken von Norden kommende Wolken auftürmten. Der Himmel vor mir war jedoch so blau und die Landschaft so von der Sonne übergossen, dass ich unter anderen Umständen glückselig durch die Wiese gewandert und den Titelsong von The Sound of Music geträllert hätte.
    Es ist allerdings zu bedenken, dass The Sound of Music zwar der Musicalfilm mit dem größten Wohlfühlfaktor aller Zeiten ist, aber hie und da auch etwas versteckt mit Nazigedanken durchsetzt.

22
    Die als Picknickproviant getarnte Metallsäge in einem Kopfkissenbezug auf dem Rücken, näherte ich mich dem Mausoleum von Süden her. Zuerst kam ich durch wilde Wiesen, dann über eine breite Rasenfläche, die so makellos und üppig war wie in einem erotischen Traum über einen Golfplatz.
    Das quadratische Riesengrab war fensterlos und hatte etwa zwölf Meter lange Mauern. Geschmückt war es mit einem Fries, auf dem stilisierte Sonnenaufgänge und paradiesische Landschaften dargestellt waren. Der Eingang – eine geriffelte, von mächtigen Säulen flankierte Bronzetür – befand sich nicht auf der Nordseite, wo er zum Haupthaus gezeigt hätte, sondern hier im Süden.
    Laut Mrs. Tameed war die Platzierung des Eingangs auf Aberglauben zurückzuführen. Der erste Besitzer des Anwesens hatte gedacht, es würde Unglück bringen, wenn man aus einem Fenster seines Domizils blicken und die Tür zu diesem Haus der Toten sehen würde.
    Die schwere Bronzeplatte schwang wegen ihrer kugelgelagerten Scharnieren glatt und geräuschlos auf. Nachdem ich die Platte hinter mir wieder zugezogen hatte, schaltete ich die Beleuchtung an, drei vergoldete Kronleuchter und eine Reihe von Wandleuchtern.
    Der riesenhafte, leere Raum hätte einen idealen Ballsaal für eine echt coole Halloweenparty abgegeben. Kaum hatte ich das gedacht, da kam mir das Bild von Menschen mit Harlekinmasken in den Sinn, die mit gelbäugigen Primatenschweinen Walzer tanzten. Worauf ich mir vornahm, die nächste Nacht vor Allerheiligen lieber allein zu verbringen, hinter verschlossenen Türen und zugezogenen Vorhängen, und an meinen Fingernägeln zu kauen.
    Die Wände waren mit Mosaiken geschmückt, die sich an berühmte Gemälde mit religiösen Motiven anlehnten. Dazwischen befanden sich Nischen, die auf Urnen warteten.
    Nur drei der Nischen waren belegt. Nachdem Constantine Cloyce, der Erbauer von Roseland, seine Frau und sein Sohn gestorben waren, hatten die späteren Besitzer keine ewige Bindung an das Anwesen verspürt und ihre sterblichen Überreste anderswo bestatten lassen.
    Der namenlose Junge hatte mir gesagt, ich solle hierher kommen. Bevor ich ins Haupthaus zurückkehrte, um ihn zu befreien, hielt ich es für klug, seinen Rat zu befolgen.
    Nun sollte ich auf den Schild drücken, den der Schutzengel auf einem der Mosaiken in die Höhe hielt. Bei meinen früheren Besuchen war mir gar nicht aufgefallen, dass auf sämtlichen vierzehn Darstellungen irgendwo ein Schutzengel zu sehen war.
    Die Titel der ursprünglichen Gemälde waren nicht angegeben, doch unter jedem Mosaik stand der Name des Künstlers: Domenichino, Franchi, Bonomi, Berrettini, Zucchi …
    Glücklichweise waren nicht alle Engel mit Schilden ausgestattet, und nur der auf dem Bild von Franchi hielt seinen Schild in die Höhe, um ein Kind zu beschützen – nicht vor Dämonen, sondern vor dem göttlichen Tadel.
    Der Schild war rötlich braun und bestand aus

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