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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Sie erinnerte mich an den Scharfsinn, der dahinter stand. Elvis? Den hatte ich locker in die Tasche gesteckt. Sinatra? Meist kein Problem. Der Neuankömmling hingegen war eine Nummer zu groß für mich. Wahrscheinlich war er zehnmal cleverer als ich.
    »Sie warten ja schon ziemlich lange auf den Übergang«, sagte ich. »Dreißig Jahre werden es wohl sein. Lassen Sie mir einfach noch einen Tag Zeit, dann reden wir miteinander. Genauer gesagt, ich rede, weil Sie das ja nicht können. Aber momentan sind hier zu viel üble Typen am Werk, wissen Sie? Von den Leichen, der Frau auf dem Pferd und dem gefangenen Jungen ganz zu schweigen. Und die Uhr tickt. Über so was wissen Sie ja Bescheid. Wer wüsste wohl mehr über tickende Uhren als Sie? Außerdem habe ich es mit Schweinen zu tun! Mit großen, fiesen, aufrecht gehenden Schweinen, Sir. Mit Primatenschweinen mussten Sie bestimmt nie fertig werden. Kurz gesagt, ich kann momentan nichts für Sie tun.«
    Er lächelte und nickte. Mit einer Handbewegung winkte er mich weiter.
    Als er sich abwandte, sagte ich, bevor er sich entmaterialisieren konnte: »Moment noch, Mr. Hitchcock!«
    Er sah mich an.
    »Sie waren doch … Sie sind doch nicht … ich meine, Sie sind doch nicht etwa hier gestorben, oder?«
    Er zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Nein.
    »Haben Sie Roseland je aufgesucht, als Sie noch am Leben waren?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Hatten Sie dann damals vielleicht geschäftlich mit dem Filmstudio von Constantine Cloyce zu tun?«
    Er nickte, und seine Miene wurde ungewöhnlich streng.
    »Offenbar haben Sie nicht besonders gern mit ihm zusammengearbeitet.«
    Mr. Alfred Hitchcock steckte sich einen Finger in den Mund, als wollte er sich übergeben.
    »Aber Sie sind nicht wegen ihm hier.«
    Nein.
    »Sie sind bloß wegen mir gekommen.«
    Ja.
    »Ich fühle mich geschmeichelt.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Warten Sie bitte, bis ich den Jungen hier rausgeschafft habe. Dann vereinbaren wir einen Termin. Nein, das war natürlich nur ein Hollywoodwitz. Kein besonders guter – wie ich ehrlicherweise zugebe.«
    Er lächelte großväterlich. Ich werde ihn mögen, dachte ich, falls ich lange genug lebe, um ihn besser kennenzulernen.
    Erneut winkte er mich weiter.
    Ich musste nur noch ein kurzes Stück durch das Tälchen fahren, bis ich eine geeignete Stelle am Hang gefunden hatte. Als ich mich umsah, war Mr. Hitchcock verschwunden.
    Oben angekommen, wollte ich schon auf der anderen Seite hinunterfahren, bremste jedoch scharf. Jenseits des nächsten Tälchens tappten vier Biester im Gänsemarsch am Kamm einer niedrigeren Erhöhung entlang.
    Obwohl ich mich einigermaßen an das Aussehen der Kreaturen gewöhnt hatte, kamen sie mir nicht weniger merkwürdig vor als zuvor. So etwas sah man womöglich im Delirium, wenn man mit Malaria oder einer anderen Tropenkrankheit schweißgebadet in der Hängematte lag. Sie passten besser in eine Welt mit einem gelben Himmel als zu diesem Roseland, das selbst gelegentlich ein Fiebertraum zu sein schien.
    Weil das Elektromobil kaum Geräusche machte und weil die Schweinedinger wie üblich damit beschäftigt waren, auf irgendein Ziel zuzumarschieren, um dort Chaos zu verbreiten, hoffte ich, dass sie mich nicht bemerkten. Aber sie bemerkten mich. Sie blieben stehen, drehten sich um und starrten direkt zu mir herüber.
    Ich drehte das Lenkrad nach rechts, um kehrtzumachen und mich mit voller Geschwindigkeit zurückzuziehen. Das Vehikel bewegte sich keinen Zentimeter. Offenbar war der Akku leer.

32
    Die Biester sahen mich, doch das bedeutete noch lange nicht, dass sich mich wichtig genug fanden, um von ihrer derzeitigen Mission abzuweichen und mir den Kopf abzureißen. Mein Kopf war schließlich nichts Besonderes, außer für mich natürlich. Er war nicht mit Tattoos, Nasenringen oder Goldzähnen ausgestattet, die ihn zu einer anständigen Trophäe gemacht hätten.
    Zu diesem Trupp gehörte keiner von der grotesk deformierten Sorte mit den ungelenken Gliedern. Es waren alles stramme Exemplare, die dem höchsten Standard ihrer monströsen Brut entsprachen. Jedes von ihnen hätte beim nächsten Scheußlichkeitswettbewerb auf der Insel des Dr. Moreau den ersten Preis bekommen.
    Die vier schienen besser organisiert und zielstrebiger zu sein als die Trupps, die ich bisher gesehen hatte. Sie waren nicht ungeordnet über die Anhöhe getappt, sondern nacheinander, was nach einem disziplinierten Vorgehen aussah. Außerdem hatten alle die gleiche

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