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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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ungerührt weiter durch das Tälchen marschierten, nahm ich die Pistole in beide Hände, streckte die Arme durch, zielte auf das Exemplar ganz rechts und drückte fünfmal ab.
    Ich hatte den Eindruck, dass drei der Geschosse ihr Ziel erreichten. Das Biest, das ich anvisiert hatte, taumelte, ließ seine Axt fallen und schwankte hin und her.
    Kupfermantelgeschosse sind eine tödliche Munition. Beim Eintritt in den Körper platzen sie und verursachen üble Gewebeschäden.
    Einen Moment lang nahm der Aufprall der Geschosse dem Biest offenbar den Atem, doch dann begann es zu schreien.
    Verblüfft, dass es auf den Beinen blieb, feuerte ich noch zwei weitere Schüsse ab. Beim zweiten fuhr die verwundete Kreatur sich mit der Hand an die Kehle, dann stürzte sie rücklings zu Boden.
    Die drei anderen Schweinedinger rannten weder auf mich zu noch vor mir weg. Sie standen neben ihrem gefallenen Kameraden und starrten ihn an, als wüssten sie nicht recht, was ihn zu Fall gebracht hatte.
    Noch in der Schussposition, zielte ich auf ein anderes Biest, wartete jedoch ab, weil ich hoffte, die drei würden einsehen, dass es klüger war, sich zurückzuziehen.
    Sie drehten sich zu mir um und blickten zu mir hoch, nicht mit Wut und Hass, sondern mit Verblüffung. Ihre Blicke wanderten zwischen mir und ihrem toten Kameraden hin und her, als fragten sie sich, wie und warum ich ihn getötet hatte. Dann hatte ich jedoch den Eindruck, sie seien weniger verblüfft als unentschieden. Gewöhnliche Schweine fressen manchmal ihre Jungen; vielleicht überlegten die drei also, ob sie mich verfolgen oder sich lieber zu einem Kannibalenmahl niederlassen sollten, solange der Kadaver noch frisch war.
    Inzwischen hatte ich genügend Exemplare gesehen, um beurteilen zu können, dass ihre Visagen nicht weitgehend gleich aussahen wie bei den meisten Tierarten. Ihre Gesichtszüge wiesen zahlreiche Unterschiede auf, nicht so viele wie bei Menschen, aber doch genug, um eher eine Schar einzelner Wesen darzustellen als eine anonyme Meute.
    Während sie nun abwechselnd mich und ihren toten Kameraden beäugten, ließ die Individualität der grotesken Visagen sie noch furchterregender wirken als zuvor. Wenn sie nicht einheitlich dachten und synchron einem blinden Instinkt folgten, sondern in der Lage waren, individuell darüber nachzudenken, wie eine Beute am besten zu verfolgen, zu stellen und zu töten war, dann war die Chance, ihnen bei einer längeren Verfolgungsjagd zu entkommen, kaum größer, als Gevatter Tod ein Schnippchen zu schlagen, wenn er mit der Sense in der einen und dem Kündigungsschreiben in der anderen Hand an die Tür klopfte.
    Das von den Schneiden der Äxte reflektierte Sonnenlicht ließ die tödlichen Hammerenden blitzen.
    Statt weiterhin abwechselnd mich und die Leiche zu betrachten, wandten die Biester sich einander zu. Ihre breiten Schakalmäuler klappten auf, doch wenn sie irgendwelche Geräusche von sich gaben, konnte ich die nicht hören.
    Die geringelten, haarlosen weißen Schwänze, an der Spitze mit grauen Borsten versehen, richteten sich gerade auf – eins, zwei, drei.
    Spitze Ohren zuckten. Richteten sich nach vorn und legten sich dann wieder flach an den Schädel an.
    Die drei Biester fächerten sich am Fuß des Abhangs auf, indem sie sich in größerem Abstand voneinander postierten.
    Wieder schwangen sie ihre Äxte vor, zurück, vor, zurück, vor und im Kreis. Das Sonnenlicht ließ die Waffen blitzen, als würden sie von der Luft messerscharf gewetzt.
    Ich hatte sieben Schuss gebraucht, um das erste Biest zu erledigen. Wenn das so weiterging, musste ich einundzwanzigmal abdrücken, um die übrigen drei zu töten.
    Im Magazin der Beretta steckten noch zehn Patronen. Das Ersatzmagazin in meinem Holster enthielt weitere siebzehn, aber ich bezweifelte, genügend Zeit zu haben, das Magazin zu wechseln, während die Biester auf mich zustürmten.
    Shakespeare lässt Falstaff sagen, der bessere Teil der Tapferkeit sei Vorsicht, und in diesem Moment entschied ich mich für Letztere. Ich rannte zur Kuppe des Hangs und auf der anderen Seite wieder hinunter.
    Mir ist durchaus bewusst, dass Falstaff ein Kämpfer, aber auch ein Feigling ist, ein Dieb, aber auch ein Charmeur. Er dient nur jenen als Vorbild, die meinen, das eigene Selbstwertgefühl sei der höchste aller Werte. Der Autor hat ihn als komische, nicht als bewundernswerte Figur gedacht, denn er wusste, wenn solche Leute die Fähigkeit verlieren, andere zu amüsieren, sind sie

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