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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Waffe in der Hand, eine Axt mit einem Kopf, der sowohl eine Schneide als auch einen Hammer aufwies. Diese einheitliche Bewaffnung und die Tatsache, dass alle am linken Ohr einen langen roten Stoffstreifen hängen hatten, wies womöglich darauf hin, dass sie zu einer speziellen Gruppe innerhalb ihres Stammes gehörten.
    Entweder handelte es sich um einen Spähtrupp, oder sie hatten ein bestimmtes Ziel, das sie vernichten wollten. Vielleicht war aber auch nur Mittagszeit im Schweinelager, und die kräftigen jungen Biester wollten rasch zurück, bevor das beste Zeug im Trog von ihren gierigen Artgenossen verschlungen worden war.
    In dem durchaus bequemen Fahrersitz des Gartenmobils hockend, versuchte ich mit solchen Gedanken meinen Optimismus aufzublasen, bis er praller war als die breiten Reifen unter mir. Leider strafte der kalte Schweiß auf meiner Stirn und meinen Handflächen mein zuversichtliches Lächeln Lügen.
    Ich starrte über das Tälchen auf die vier Biester und versuchte, mir keinerlei Angst anmerken zu lassen. Sie starrten zurück und waren wahrscheinlich beleidigt, weil ich keine Angst hatte.
    Wenn ihr darüber nachdenkt, wie schwierig es für zwei Menschen mit derselben Nationalität, demselben sozialen Hintergrund, derselben Hautfarbe und derselben Religion sein kann, sich zu verstehen und harmonisch miteinander auszukommen, dann wisst ihr, wieso ich gewisse Zweifel hatte, dass diese Begegnung mit Umarmungen und ewigen Freundschaftsschwüren enden würde.
    Simultan kam Bewegung in die vier Biester. Sie verließen die Kuppe und marschierten den Hang herunter in das Tälchen, das zwischen uns lag. Sie rückten nicht im Laufschritt vor, sondern langsam, und nicht mehr im Gänsemarsch, sondern Seite an Seite.
    Dieses planvolle Vorgehen unterschied sich deutlich von der hektischen, von wütendem Knurren begleiteten Verfolgungsjagd, die ich bisher beobachtet hatte. Vielleicht bedeutete es, dass diese Exemplare nicht so von Hass und blinder Gewalt angetrieben waren wie ihre Artgenossen und zu einer gemäßigteren Fraktion gehörten, die offen für Verhandlungen und Kompromisse war.
    Ich stieg aus dem Mobil, das diese Bezeichnung jetzt Lügen strafte, und stellte mich daneben.
    Als die vier auf halber Höhe des gegenüberliegenden Abhangs waren, begannen sie im Einklang ihre Äxte zu schwingen: vor, zurück, vor, zurück, vor und im Kreis; vor, zurück, vor, zurück, vor und im Kreis …
    Nicht mehr so recht darauf hoffend, einen gemeinsamen Nenner zu finden, zog ich meine Pistole. Obwohl ich Schusswaffen nicht mochte, hätte ich mir jetzt gewünscht, ein größeres Kaliber als neun Millimeter zur Verfügung zu haben.
    Die Beretta war mir absolut ausreichend vorgekommen, bis ich es ohne Fahrzeug und in offenem Gelände mit vier Primatenschweinen zu tun bekommen hatte, die ich nun besser in Augenschein nehmen konnte als bisher. Jedes der Biester war gut einen Meter achtzig groß und wog bestimmt weit über hundert Kilo. Kniegelenke, Hüften und Wirbelsäulen waren fast menschlich geformt, was jede Spur Komik zunichtemachte; keines erinnerte mich in irgendeiner Weise an Schweinchen Dick. Sie hatten Füße mit langen Zehen und Hände mit Fingern, nicht etwa gespaltene Hufe. Finger- und Fußnägel schienen aus dunkelbraunem, hornähnlichem Material zu sein, das in spitzen, bestens zum Ausweiden geeigneten Klauen auslief.
    Ich wäre lieber geflohen, statt zu versuchen, mich ihnen entgegenzustellen, aber ich war mir nicht sicher, ihnen davonlaufen zu können. Na gut, ich war leichter und gelenkiger als sie und würde daher wahrscheinlich schneller sein. Wildschweine können allerdings eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu fünfzig Stundenkilometern erreichen. Ob in diesen Kreaturen genug Schwein steckte, um so schnell laufen zu können, wusste ich zwar nicht, aber wenn sie es konnten, dann war definitiv nicht genug Schwein in mir, um ihnen zu entkommen.
    Als sie das Ende des Hangs erreicht hatten und in das grasige Tälchen gelangten, feuerte ich einmal in die Luft. Im Rückblick kommt mir die Idee, in dieser Situation einen Warnschuss abzugeben, so dämlich vor, wie einem aufgerichteten Grizzlybären missbilligend mit dem Finger zu drohen.
    Ich hoffte eben, sie verscheuchen zu können, statt gezwungen zu sein, sie zu töten, selbst wenn sie sich darauf freuten, mich ein paarmal ranzunehmen, bevor sie mir das Gesicht abkauten, wie Mrs. Tameed es dem namenlosen Jungen so fantasievoll angedroht hatte.
    Als die vier

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