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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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eine Religion, die dem Unerklärlichen Sinn verlieh und Ordnung in das Chaos brachte. Wenn man mit den Regeln spielerisch umging, dann war das, nach ihren Worten, ein Fluch oder ketzerisch, weil diese Regeln alles waren, was zwischen ihr und der endlosen Nacht der Ewigkeit stand. In dieser Hinsicht ähnelten sie einander sehr; sie standen beide Wache gegen den Einbruch des Bösen.
    Mit diesen Gedanken kam ein Gefühl der Sicherheit, daß irgendein Abgrund, der sie getrennt hatte, verschwunden war. Plötzlich bestand eine überraschende und verletzliche Vertrautheit zwischen ihnen.
    Der Sturzguß hämmerte unaufhörlich auf die Markise, und der Donner rollte unheilverkündend. Einen Augenblick später zerriß ein blauweißer Blitz die Finsternis. Ein brauner Pelikan, der aus seinem Schlummer unter der Brücke aufgeweckt worden war, spreizte die Flügel und flog in einem sanften Bogen über den Intracoastal. Er hatte den langen Schnabel vorgereckt und glitt auf seiner unbekannten Mission durch den Regen.
    Das Essen kam im selben Augenblick, als Croakers Mobiltelefon klingelte. Während die Kellnerin mit den dunklen Augen die Teller auf den Tisch stellte, verkroch er sich in eine Ecke, die nicht vom flackernden Kerzenlicht erleuchtet wurde. Er stand nah am Wasser, am Rand der blauen Markise. Der Regen klatschte auf seine Schultern, und das Wasser rann ihm das Genick herunter.
    Die kleinen Ziffern im Display seines Handys schimmerten grün wie Phosphor auf dem Meer. Sie schienen sich vor seinen Augen zu winden wie kleine böse Aale, die Sich anschickten, unter seine Haut zu dringen.
    Er sprach mit Marcellus Rojas Diego Majeur, bereit, in das dreckige Geschäft einzuwilligen. Der Klang von Majeurs Stimme gab Croaker ein Gefühl der Bedrängung. Er sah Jenny an, deren Gesicht in dem sanften Licht schwebte, als könnte ihr Anblick ihn vor Majeurs Bann retten. Jetzt, wo der entscheidende Augenblick so nah war, fühlte er, daß er von einer eigenartigen Angst gepackt wurde. »Die Sache geht klar.« Croaker krümmte die Zehen, während der Regen seine Schuhspitzen durchdrang. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
    »Hervorragend«, sagte Majeur. Er schien keinerlei Zweifel zu haben, daß die Niere, die er Croaker angeboten hatte, bald verfügbar sein würde. »Dann bleibt nur noch die Frage, wie die Informationen zum Thema übermittelt werden.« Er meinte Juan Garcia Barbacena, das Opfer. Majeur war vorsichtig, weil er wußte, daß Croaker ein Mobiltelefon benutzte. »Sein Terminplan hat sich nicht geändert. Morgen. Um Mittemacht.«
    »Wo?« Croaker warf erneut einen Blick auf Jenny. Ein Teil von ihm sehnte sich nach ihr. Er würde sie mehr als alles andere brauchen, denn wenn er sich erst einmal durch die Sünde - und sie war nun unausweichlich - befleckt hätte, gäbe es vielleicht durch seine Verbindung mit ihr Hoffnung auf Erlösung.
    »Nicht am Telefon«, sagte Majeur. »Aber er wird im Süden landen‚ Seňor. Im Süden.«
    In der Gegend um Miami. »Ich brauche die Niere vorher.«
    »Geben sie ihm erst mal einen Kuß auf den Nacken, und schicken sie ihn schlafen.« Majeur konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen. Vielleicht gefiel ihm seine Wortwahl. »Dann wird es Ihrer Nichte an nichts fehlen.«
    Croaker wollte mit ihm handeln, aber was für Argumente blieben ihm? Er war in der schwächeren Position »Ich brauche die Informationen über unseren Freund.«
    »Wir stellen gerade die letzten Einzelheiten zusammen«‚ antwortete Majeur. »Bei ihm geschieht alles auf den letzten Drücker, weil er sich dann sicherer fühlt.«
    »Ich kann es mir nicht leisten zu warten«, sagte Croaker. »Der Gesundheitszustand meiner Nichte hat sich verschlechtert.«
    »Nur Geduld, Mr. Croaker. Mein Klient überläßt nichts dem Zufall, und sie sollten das auch nicht tun.« Majeur schnalzte freundlich mit der Zunge. »Glauben sie mir, unsere Informationen werden Ihnen die schwierige und gefährliche Aufgabe erleichtern. Um Rachels willen wollen sie doch sicher nicht, daß etwas schiefgeht, und wir genausowenig.«
    Nein, dachte Croaker. Ich muß Juan Garcia Barbacena bei der ersten Gelegenheit umlegen. Aber was wird von mir übrig sein, wenn ich den Job erledigt habe? Werde ich mir noch ins Gesicht blicken können? »Was ist, wenn sie stirbt, während ich darauf warte, daß sie Ihre Informationen zusammenstellen?«
    »Was ist, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt und wir im Meer ertrinken?« Croaker hörte am anderen Ende Majeurs

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