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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Zivilisation ausgesetzt gewesen sein können. Wer vor ihm hatte Jenny schon so erlebt? Ihr Ehemann? Vielleicht. Aber nicht dieser Luftikus Dino oder‚ einer ihrer anderen Freunde. Dieser Augenblick enthielt einen seltenen und atemberaubenden Zauber, als sähe man ein sich im Mondlicht aufbäumendes Einhorn. Voller Wonne keuchend, gab sie alles, was sie im Berufsleben unterdrückte.
    Mit unkontrollierten, zitternden Bewegungen drang er ein letztes Mal in sie ein, während sie ihn mit ihrer kehligen Stimme provozierte, ihre Fingernägel über sein schweißglänzendes Fleisch kratzten und ihre nackten Fersen gegen seinen Rücken trommelten.
    Als sie später im nächtlichen Dunkel umschlungen in ihrem Bett lagen, wandte Jenny ihm das Gesicht zu. Das Licht von draußen sickerte durch die vertikalen Lichtblenden und zeichnete bleiche Wirbel und Halbmonde auf ihr Gesicht, die an die Tätowierungen von Eingeborenen erinnerten. Ihre Augen waren tief im Schatten verborgen, und Croaker konnte ihren Ausdruck nicht deuten.
    Sanft tastete sie die Schrammen und Quetschungen unter dem Verband ab, als wollte sie sich vergewissern, daß Dr. Stansky gute Arbeit geleistet hatte. »Du hast diesen Blick als wärst du weit weg«, flüsterte sie. »Erzähl mir woran du denkst.«
    Alles eine Sache des Vertrauens, hatte sie gesagt, und sie hatte recht gehabt. Es kam einzig und allein auf das Vertrauen zwischen zwei Menschen an. Wenn man jemandem aus ganzem Herzen vertrauen und ihm seine geheime Lebensgeschichte anvertrauen konnte, spielte es auch keine große Rolle mehr, wenn der Rest der Menschheit zur Hölle fahren würde. Die Tat, zu der er jetzt verpflichtet war, um Rachels Leben zu retten, glich einer leibhaftigen Hölle, und mehr als alles andere brauchte er im Augenblick Trost, wenn nicht gar Absolution.
    Er erzählte ihr von Antonio, Heitor und dem heimlichen Organhandel, den sie in Südflorida auf die Beine gestellt hatten, von Sonia, Vonda, Bennie und dessen Großvater, dem Heilkundigen der Guarani.
    »O Lew, sag, daß das nur ein krankhafter Witz ist.«
    »Glaub mir, ich wollte, es wäre so.« Croaker nahm den Zauberstein. Er glänzte matt, und die Finsternis hatte das dunkle Grün in ein Pechschwarz verwandelt.
    »Was ist das?«
    Er hielt den Stein zwischen den Fingerspitzen. »Weißt du noch, wie Rachel das Bewußtsein wiedererlangte? Sie ist nicht nur aus dem Koma erwacht, sondern hat sogar vernünftig mit mir geredet. Erinnerst du dich, daß du gesagt hast, du könntest dir das nicht vorstellen und es gäbe dafür keine medizinische Erklärung?«
    »In meinem Beruf gibt es oft keine medizinische Erklärung, Lew. Ich würde das nur nicht vor jedem eingestehen.«
    »Bevor sie aufgewacht ist, habe ich das getan«, sagte er, während er ihr den Stein zwischen die nackten Brüste preßte.
    Sie starrte auf den Zauberstein herab und schüttelte den Kopf. »Ich spüre überhaupt nichts.«
    »Vielleicht. Bei Rachel war es anders.«
    Jenny seufzte. »Es ist eine Tatsache, daß die Metastasenbildung bei manchen Krebskranken nachläßt und die Patienten sich erholen, wenn wir persönlich sie schon aufgegeben haben. Der menschliche Körper ist eine wunderbare Maschine.«
    »Diesmal war der Zauberstein nützlich.«
    Er hörte und fühlte ihren Atem wie sanfte Windstöße, die einen Ballon über sommerlichen Feldern in der Luft halten.
    »O Gott!« Sie sog heftig die Luft ein. Ihre Hände schlossen sich fest um die Hand, mit der er den Zauberstein gegen ihre Brust preßte. Sie schloß die Augen, und er sah, daß sich ihre Augäpfel unter den Lidern wie bei einer Träumenden bewegten.
    Das Licht der Straßenlaternen sickerte zähflüssig wie Sirup in den Raum. Mit jedem Herzschlag fühlte er die kostbare Zeit dahinfließen.
    Jenny riß die Augen auf. »Ich habe etwas gesehen«, sagte sie, und ihre Stimme klang durch den Schock heiser. Sie blickte auf die Hand an ihrer Brust hinab. »Nimm ihn weg.« Sie wurde von einem heftigen Schauer erfaßt. »Bitte!«
    Croaker drehte sich um und legte den dunklen Stein auf den Nachttisch.
    »Was mußt du tun, um an die Niere heranzukommen?
    Ihre Stimme ähnelte den Klauen eines Geistes, die das kleine Nest der Ruhe ausweideten, das sie sich gebaut hatten um sich gegen die Außenwelt abzuschotten. Er wußte, da sie dagegen angekämpft hatte, diese furchtbare Frage zu stellen, weil sie ahnte, daß seine Antwort furchtbar sei würde.
    Er hielt sie nur fest, spürte ihre Beine, die sich um ihn klammerten, und

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