Schwarze Heimkehr
schaffen. Dann steckte er den Stecker in die Dose. Er winkte Darling weiter in den Kellerraum hinein, so daß sich die Verlängerungsschnur zwischen ihm und ihren Verfolgern befand. Er zog so lange an dem Kabel, bis es straff war, und befestigte das andere Ende an der Wand, an der er kauerte. Das Kabel spannte sich knapp über Knöchelhöhe.
Croaker hörte ihre Verfolger kommen und warf einen letzten Blick auf den Infrarotdetektor, um sicherzugehen, aus welcher Richtung sie sich näherten. Es blieb ihm gerade noch Zeit, die sich widersprechenden Daten zu registrieren, als jemand gegen den mittleren Bereich des Verlängerungskabels rannte, wo Croaker die Isolierung abgetrennt hatte. Ein Durcheinander von Funken schoß in die Luft, und Croaker nahm den Geruch von brennender Kleidung und versengtem Fleisch war. Auf dem nackten Betonboden sah er eine zuckende Gestalt, die von dem Stromschlag getroffen worden war.
Er hatte sich gerade aus seiner Hockstellung erhoben, als ihm eine Pistole an die Schlafe gepreßt wurde.
»Okay, cleverer Junge, bleib wo du bist und ruf deinen Kumpel.« Der Druck der Pistole an seinem Schädel verursachte ihm Schmerzen. Kein Wunder, daß der Detektor ihm widersprüchliche Informationen geliefert hatte. Während sie gerannt waren, mußte sich dieser Mann von dem anderen getrennt haben und in eine andere Richtung geschlichen sein. »Hübsch ruhig bleiben. Wir wollen ihn doch nicht alarmieren, oder?«
Croaker tat wie befohlen, und Darling verließ seine Stellung und kam auf sie zu. Man sah immer noch leise explodierende Funken durch die Dunkelheit fliegen, die die Szenerie unregelmäßig erleuchteten. Croaker blickte auf den Boden und sah, daß der untere Teil seiner Beine im Schein der Notbeleuchtung erkennbar war. Der Mann stand seitlich knapp hinter ihm, und vielleicht war er gleichfalls sichtbar, wenn man wußte, wohin man sehen mußte und was vor sich ging.
»Bleiben sie stehen«‚ sagte der Mann dicht an Croakers Ohr.
Aber Darling schien ihn nicht gehört zu haben, denn er kam weiter auf sie zu.
»Ich habe gesagt, sie sollen stehenbleiben.« Der Mann packte Croakers Genick, und sein Daumen drückte hart gegen Croakers Halsschlagader, während er die Pistole auf Darling richtete. Irgendwo in der Dunkelheit war eine verschwommene Bewegung wahrzunehmen, und dann spürte Croaker einen raschen Luftstoß. Der Mann drückte auf den Abzug. Der Lichtblitz und das dröhnende Geräusch des Knalls schienen durch die Betonwände festgehalten und verstärkt zu werden.
Croaker rammte dem Mann den Ellbogen in die Seite, aber er fiel bereits zu Boden. In seiner Kehle steckte ein Messer. Croaker ließ ihn fallen.
»Darling?«
»Nur eine Fleischwunde.« Ross Darling kam auf ihn zu und umklammerte seine rechte Schulter. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor. Er schenkte Croaker ein kleines Lächeln, während er nach dem Toten trat, der Croaker mit der Waffe in Schach gehalten hatte. »Mit den Fäusten bin ich nicht so gut, aber ich weiß immer noch, wie man ein Messer werfen muß.«
»Barbacenas Mission bestand darin, Mexiko zu destabilisieren.« Darling sah wie ein Albino aus. Das Licht der Neonröhren unter der Decke hatte seinem Gesicht jede Farbe geraubt. »Er machte das sehr geschickt. Er fand in den Chiapas-Aufständischen perfekte Handlanger. Diese Menschen hatten Gründe zu rebellieren, und Barbacena konnte sie indoktrinieren und bewaffnen. So stand ihm eine Streitmacht zur Verfügung, die er unterstützen konnte, damit sie genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Bildfläche erschien. Er konnte sie benutzen, um seine eigenen Ziele zu realisieren. Und mit Gunns Hilfe und Geld hat er genau das getan. Noch wichtiger war, daß er ihnen eine Machtbasis gegeben hat. Er hat Berufssoldaten eingeschleust, die den Bauern das Töten beibringen und ihnen das gegeben, wovon jeder Dissident auf der ganzen Welt träumt: Legitimität.« Darling wirbelte plötzlich den Kopf herum. »Es reicht schon, Doc«, sagte er scharf. »Bringen sie die Sache zu Ende. Ich habe wichtige Dinge zu erledigen.«
Sie befanden sich noch im Keller des White House. Die Elektrizitätsversorgung war jetzt wiederhergestellt und das Licht eingeschaltet worden. Es wimmelte von DICTRIB-Agenten, zu denen auch ein Arzt gehörte, der sich eben um Darling kümmerte.
»Die Wunde muß ordentlich gesäubert werden, um einer Infektion vorzubeugen.« Der Arzt war ein dunkelhäutiger Hispanic mit Pomade im Haar. Er hatte die lässige
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