Schwarze Heimkehr
Croaker zum White House geführt, nachdem der Anruf gekommen war, daß sich Gunns Leute näherten - ein halbes Dutzend von ihnen. Junge Männer in leichten Anzügen und Versace-T-Shirts. Ohne die leichten Holster für die 38er hätten sie als Fotomodelle durchgehen können.
Croaker erkannte die Agenten der ACTF, wenn sie ihm unter die Augen kamen.
Zwei waren inzwischen verschwunden. Darlings mit einem Gewehr bewaffneter Wachtposten auf dem Tribünendach des Flamingo-Park-Stadions hatte sie abgelenkt. Die anderen hatten ihre Fährte aufgenommen und ließen sich wie Bluthunde nicht mehr abschrecken.
»Was zum Teufel ist hier los?« fragte Croaker. »Ich arbeite für die ACTF.«
Darling winkelte den Kopf an und lauschte dem gleichmäßigen Rhythmus der Maschinen - dem Klopfen des riesigen Kompressors, der die zentrale Klimaanlage kontrollierte, und dem Generator, der angesprungen war, nachdem Darling die Hauptstromleitung gekappt hatte. »Gunn will Ihren Tod, weil sie sich verpflichtet haben, Juan Garcia Barbacena umzulegen«, antwortete er.
Sinnlos, Gunn zu fragen, wie er das herausgefunden hatte. Croaker hatte lange genug für die ACTF gearbeitet, um zu wissen, daß sie fast jedes Geheimnis ausbuddeln konnte, wenn sie alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzte. Aber es gab eine andere, viel dringendere Frage. Er brauchte eine Bestätigung hinsichtlich der Informationen, die er auf der Diskette gefunden hatte. »Ich will wissen, ob Spaulding Gunn und die ACTF Juan Garcia Barbacena als Undercoveragent in Lateinamerika eingesetzt haben.«
»Was glauben Sie denn, warum Gunn sie umlegen lassen will?« fragte Darling. »Barbacena stellt südlich der Grenze für Gunn die Weichen. Für ihn und den Mann namens Sero.«
Croaker fühlte, wie sein Herz in seinem Brustkasten hämmerte. »Was würden sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, daß Sero der geheime Spitzname von Bennie Milagros ist? Sein Großvater hat ihn so genannt.«
Darlings Augen weiteten sich. »Stimmt das?«
Croaker nickte.
»Himmel, das ist doch endlich ein Anhaltspunkt.«
Er brach abrupt ab, und Croaker lauschte angestrengt. Nichts.
Croaker schüttelte den Kopf. »Das hört sich überhaupt nicht nach der ACTF an, die mich angeheuert hat.«
»Dafür gibt es einen guten Grund«‚ sagte Darling. »Es ist eine andere ACTF.« Wenn er seinen Kopf so wie jetzt anwinkelte, glich er einem Jagdhund. »Innerhalb von zehn Monaten, nachdem Spaulding Gunn zum Direktor ernannt worden war, hat er das gesamte Führungspersonal der ACTF rausgeworfen und seine eigenen Leute untergebracht. Jemand hat ihn mit einer bisher nie gekannten Machtfülle ausgestattet, so daß er alle Kontrollmöglichkeiten der Regierung außer Kraft setzen konnte. Dieser Jemand hatte einen Plan, dessen Umsetzung keinen Aufschub duldete. Es handelt sich, wie wir herausgefunden haben, um eine Gruppe aus erfahrenen, konservativen Senatoren und einigen Top-Leuten aus dem Handelsministerium, deren Macht durch die jüngsten Budgetumwälzungen der Regierung beschnitten worden ist.«
»Was hat das DICTRIB damit zu tun?«
Darling gestikulierte. »Wo sind all die ehemaligen ACTF-Leute gelandet? Wir hätten Stubenhocker in irgendeiner Abteilung des Justizministeriums werden oder vorzeitig in Rente gehen können. Aber weder die eine noch die andere Aussicht hat uns gefallen. Statt dessen haben wir uns zusammengeschlossen, eine Zelle gebildet und jeden Gefallen eingefordert, den man uns schuldete. Man hat uns gestattet, unsere eigene Abteilung zu gründen. Vor drei Jahren war das Developing Capital Countries Trade Relations Bureau noch eine Verschlafene kleine Abteilung, in der hauptsächlich Bürokraten mit dicken Brillengläsern und bekleckerten Krawatten rumhingen, die das große Ganze im Blick hatten. In den Hinterzimmern, wo Gunn nicht hineinsehen oder lauschen kann, haben wir die Abteilung zu einem kompletten Operationsbüro ausgebaut, das der ACTF gleicht. Es war natürlich eine ziemlich provisorische Geschichte, aber die Abteilung gehörte ausschließlich uns. Wir waren entschlossen, daraus einen Vorposten zu machen, um Spaulding Gunns Pläne herauszufinden, seine Schritte zu verfolgen und ihm einen dicken Knüppel zwischen die Beine zu werfen.« Darling lauschte erneut.
»Hört sich nach Krieg an«‚ sagte Croaker. »Nur, daß es diesen Krieg eigentlich nicht geben dürfte, weil er zwischen zwei Fraktionen innerhalb des Regierungsapparates der Vereinigten Staaten stattfindet. Verrückt. Die
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