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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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absieht, können Organe außerhalb eines menschlichen Organismus nicht lange funktionsfähig gehalten werden. Die Antigenbestimmung erfordert gewöhnlich sechs bis acht Stunden. Woher wußten diese Leute, welche Körper sie an welche Empfänger schicken sollten?«
    »Wir haben keine Ahnung.« Darlings Tonfall ließ Croaker vermuten, daß er andere, dringendere Fragen zu beantworten hatte. »Wir haben versucht herauszufinden, warum Gunn diese Dateien angelegt hatte. Er verfolgt die Bonitas und beobachtet ihren Organhandelring sehr genau. Aber er unternimmt nichts dagegen.«
    »Er hat eine böse Seele, dieser Gunn«, sagte Croaker. »Es gibt ganz offensichtlich eine Verbindung zwischen ihm und den Bonitas.«
    »Bestimmt.« Darling klappte das Notebook zu. »Ich weiß, daß die Bonitas in unser Computersystem eingedrungen sind, und wenn ich an unsere Sicherheitsmaßnahmen denke, ist das alarmierend genug. Aber was zum Teufel hatten sie vor, als sie Ihnen die Dicktribe-Codes zugespielt haben?«
    Croaker seufzte. »Ich glaube, daß das ein Zufall war. Die Bonitas und Bennie Milagros haben eine gemeinsame Vergangenheit, und zwar keine besonders angenehme. Bennie hat behauptet, mein Freund zu sein, und mir nicht erzählt, daß er für Gunn arbeitet. Er ist bis zum Hals in Ihren Kleinkrieg verstrickt. Sie wollten einfach, daß ich diese Informationen erhalte. Die DICTRIB-Codes befanden sich zufällig am Ende der Datei. Wahrscheinlich wußten die Bonitas gar nichts davon.«
    »Hoffentlich haben sie recht. In der Zwischenzeit werde ich alle unsere Computer-Sicherheitscodes ändern.« Darling ließ das Notebook auf dem Betonboden stehen und begleitete Croaker zur Hintertreppe, die zu einer Seitengasse hinter der Lincoln Road hochführte. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, könnte Ihnen Rückendeckung oder taktische Unterstützung geben, aber das ist einfach unmöglich. Dadurch, daß ich mich im Interesse Ihrer Sicherheit so weit vorgewagt habe, habe ich die Existenz meiner Abteilung schon gefährdet.«
    »Machen sie sich keine Sorgen«, sagte Croaker. »Ich weiß die Hilfe zu schätzen, die sie mir bis jetzt zukommen ließen.«
    Darling streckte die Hand aus, und Croaker ergriff sie. »Noch ein kleiner Ratschlag. Halten sie sich so weit wie möglich von den Bonitas fern. Sie sind reines Gift. Und sie haben ja gesehen, daß sie von Gunn geschützt werden.« Darlings Augen, die schon alle menschlichen Schwächen und Torheiten gesehen zu haben schienen, starrten jetzt tief in Croakers Seele. »Spüren sie Juan Garcia Barbacena auf, und tun sie im Interesse aller das, was getan werden muß. Und dann sehen sie in Gottes Namen zu, daß sie aus der ganzen Sache rauskommen.«

12
    Croaker hörte ›Forever Changes‹ von Love aus dem Jahr 1968, während er auf der I-95 in nördlicher Richtung auf Palm Beach zuraste. Irgendwie schien der bombastische Psychedelic-Sound zu der Situation zu passen. Amerikanische Interessen in Lateinamerika. Business as usual, dachte er. Wir engagieren uns aus demselben Grund südlich der Grenze, aus dem wir immer unsere Nase in die Angelegenheiten fremder Länder stecken: Wir müssen die Interessen von ein paar Privilegierten schützen. Und während die lateinamerikanischen Volkswirtschaften boomen, haben wir mit Sicherheit kein Interesse daran, daß Rebellen oder - noch schlimmer - sozialistisch orientierte Regime an die Macht kommen. In Kuwait sind wir der Öllobby zuliebe einmarschiert. Welche Lobby steht hinter Gunn? Die Automobilindustrie? Vielleicht ist es die Exportindustrie. Mexiko ist nach Kanada unser zweitgrößter Exportmarkt. Und wir können es uns nicht leisten, daß die Profitspanne durch Demagogen beeinträchtigt wird. Aber das ist eine verdammt dreckige Arbeit, die nur hinter verschlossenen Türen erledigt werden kann.
    Die Gedanken über geheime Aktionen führten Croaker unweigerlich zu Antonio und Heitor zurück. Sie sind wie Gift und haben Verbindungen, hatte Ross Darling gesagt. Vielleicht genießen sie Schutz. Natürlich wurden sie beschützt. Wenn man vom Inhalt der Dateien ausging, wurde ihr Organhandel von der ACTF stillschweigend geduldet. Hatte Gunn auf diese Weise in so kurzer Zeit eine so enorme Machtfülle angehäuft? Beruhte sie auf den Leichen der Menschen, die die Bonitas umgebracht hatten? Wie viele ältere Senatoren, Kongreßabgeordnete und Kabinettsmitglieder standen auf der Liste, wenn sie sicher sein konnten, jedes Organ zu erhalten, das ihr alternder Körper

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