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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Sonia, sondern mit Jenny Marsh, Rachels Ärztin, tanzte. Sie hob die Hand und gab ein Zeichen, und dann schimmerte die Luft vor goldenem Staub: Er sah den Umriß eines menschlichen Auges mit doppelter Pupille. Seine Aufmerksamkeit wurde durch eine plötzliche Bewegung gefesselt, und er wandte sich um und sah Sonias blutigen Kopf, der in einem Wirrwarr von Tang und durchsichtigen Quallen die Stufen des Eden-Roc-Hotels hinunterrollte. Aus den wäßrigen Tiefen am Ende der Treppe erhob sich ein riesiger Tigerhai‚ der seinen Schlund öffnete und alles verschlang, was von ihr übriggeblieben war. Croaker warf einen erschrockenen Blick auf seine unergründlichen Augen, bevor das Monstrum in den dunklen Wellen verschwand.
    Er wachte schwitzend auf und stellte fest, daß das mitternachtsblaue Schnellboot wieder an Bennies privatem Landesteg lag. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, stand auf und fragte sich, ob er die ganze Geschichte von Sonias Bestattung nur geträumt hatte. Einen Augenblick lang beobachtete er Bennie, der sich noch an dem Tau zu schaffen machte.
    »Bennie, was wollen die Bonita-Zwillinge wirklich?«
    Milagros wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. »Diese Typen sind verrückt wie Hutmacher. Wer kann schon sagen, was sich in den Köpfen von Verrückten abspielt? Ihre Herzen sind durch ihre Geisteskrankheit zu verdammter Asche verbrannt worden. Wenn man das in Betracht zieht, weiß man, daß man sie nicht verstehen kann.«
    »Manchmal ist es so, ja«, sagte Croaker. »Aber manchmal hat der Wahnsinn auch Methode. Es war mal mein Job, das herauszufinden.«
    »Vielleicht wollen sie mich als Toten sehen.« Bennie gestikulierte mit einer Hand. »Vergiß es, nicht vielleicht, sondern mit Sicherheit. Aber sie sind wie Götter, verstehst du? Die Götter treiben diejenigen, die sie vernichten wollen, zuerst in den Wahnsinn. Sie wollen mich in den Wahnsinn treiben.«
    »Sind die Zwillinge verrückt, Bennie?«
    Bennie griff nach seiner Tasche, kletterte aus dem Boot und zündete sich eine Zigarre an. Croaker folgte ihm. »In der guten alten Zeit, als die Welt noch weniger kompliziert war, wurden die Hutmacher langsam durch das Quecksilber vergiftet, das sie bei der Herstellung von Hutbändern verwendeten. Während sie sich mit dem Satin beschäftigten, drang es in ihre Fingerspitzen ein, und schließlich knallten sie durch, wurden verrückt.« Er blies eine Wolke wohlriechenden Rauches in die Luft. »Ich glaube wirklich, daß irgendwas in dieser Art auch mit den Bonita-Zwillingen geschehen ist. Sie wurden im Mutterleib von bösartigen Geistern vergiftet, und wer zum Teufel kann schon wissen, von welchen?«
    Er wandte sich abrupt ab und schritt die Marmorstufen zum Haus hinauf.
    Sie teilten sich in Bennies großem Eßzimmer ein riesiges, auf Holzkohle gebratenes Porterhouse-Steak, das Bennie in einem Restaurant in Miami bestellt hatte. Dazu gab es Bratkartoffeln. Während er aß, wußte Croaker bereits, daß er unter Verdauungsstörungen leiden würde. Er schlang das Essen mit Heißhunger hinunter. Danach holte Bennie die Mescalflasche, aber Croaker hatte schon mehr als genug von gehobenen Bewußtseinszuständen.
    Gegen Kaffee hatte er dagegen nichts einzuwenden. Während Bennie den Espresso nach allen Regeln der Kunst zubereitete, sagte er: »Ich würde gern was wissen.«
    Bennie mahlte die dunklen, wohlriechenden Bohnen. »Schieß los.«
    Croaker atmete tief durch und langsam wieder aus. »Als die Bonitas dir den Kopf deiner Schwester geschickt haben, gab es da Symbole wie die, die wir in Sonias Kühlschrank gefunden haben?«
    Bennies Hand rutschte ab. Unbeholfen machte er sich am Abschaltknopf der elektrischen Kaffeemühle zu schaffen. »Warum fragst du?« Er blickte auf die Küchenschränke, und Croaker konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen.
    »Weil du nicht auf diese Symbole blicken wolltest, als du Sonias Kopf nahmst, um ihn einzuwickeln.« Croaker stand jetzt neben seinem Freund. »Ich hatte den Eindruck, daß sie eine Bedeutung für dich haben.«
    »Die impulsive Reaktion eines Amateurs.« Bennie schüttete das Kaffeepulver in die Espressomaschine.
    »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, daß du nicht unbedingt mitteilst, was sich im Hinterstübchen deines Kopfes abspielt.«
    Bennie schaltete die Espressomaschine ein und stand dann regungslos da. Aber sogar jetzt konnte Croaker die Emotionen wahrnehmen, die in Schüben von ihm ausgingen. »Okay ….« Bennie brach ab, ergriff ein

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