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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Bestätigung« sagte Antonio voller Ironie.
    »Wir hätten tief in der Patsche gesessen.« Heitor kauerte sich dicht vor Garners Gesicht nieder, und Antonio hockte sich neben ihn.
    »Wie gewöhnliche, Kriminelle« flüsterte Antonio, auf den Zehenspitzen vorgebeugt, Garner ins Ohr.
    Heitor mußte es verstanden haben. »Aber es gibt nichts Gewöhnliches an uns.«
    Garner hatte zu schwitzen und zu beten begonnen.
    »Oye‚ Heitor«, sagte Antonio. »Er fängt an zu stinken.«
    Heitor beugte den Kopf vor und schnüffelte. »
Madre de mentiras
, das ist ekelhaft.«
    »Er riecht nicht nach Blut«‚ bestätigte Antonio. »Auch nicht wie der Tod.«
    Heitor sagte etwas in einem singenden Tonfall. Garner erkannte die Sprache nicht sofort, obwohl seine Begeisterung für geheimnisvolle Dialekte ihn zu einem linguistischen Experten gemacht hatte. Als Heitor fortfuhr, erschienen die Eindrücke vor seinem geistigen Auge: Er sah armselige Hütten und dicht bevölkerte, verdreckte Straßen, krähende Hähne und räudige Hunde, die an der Peripherie eines smaragdgrünen Dschungels umherstreiften hinter dem sich eine moderne Skyline abzeichnete. Das ist ein paraguayanischer Indianerdialekt, dachte Garner. Guarani.
    Plötzlich sah er die tropfenden Symbole auf der Wand in einem anderen, grellen Licht und empfand ein schmerzendes und beunruhigendes Gefühl in der Magengegend. Er kannte sich mit diesem obskuren Dialekt ein wenig aus. Indem er zwischen seinen Kenntnissen und den blutigen Symbolen eine Verbindung herstellte, begriff er, was die beiden Zwillinge ihm mitteilen wollten: Von dem, was folgen würde‚ war der Tod nicht das Schlimmste.
    »Ich will, daß du eines verstehst.« Der Blick von Heitors bernsteinfarbenen Augen ruhte bedrohlich und wissend auf Garner. »Die Steine. Du hast von den Dunklen Steinen gehört, oder?«
    »Die Antwort steht in seinem Blick geschrieben«, sagte Antonio. »Die Dunklen Steine wissen es.« Seine Hand schoß vor, und er packte Garners Bizeps wie mit einer Kneifzange. Ohne sichtbare Anstrengung sprang er auf und riß Garner mit hoch. Jetzt bewegte er sich sehr schnell, zog Garner wie einen Weizensack quer durch den Raum. Garner blieb mit einer Schuhspitze in den glänzenden Eingeweiden hängen und zog sie wie einen unwilligen Welpen mit sich.
    Antonio wirbelte Garner herum und schleuderte ihn so hart gegen die hintere Wand, daß ihm die Luft aus den Lungen wich und Antonio ihn auf den Beinen halten mußte. Garner stand in der Mitte des größten der drei blutigen, konzentrischen Kreise. Das Kreuz schien sich zwischen seinen Schulterblättern zu befinden. Er schüttelte den Kopf und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren.
    Hinter den Bonita-Zwillingen sah er ein blutiges Symbol auf der vierten Wand. Er hatte es zuvor nicht bemerkt, weil es sich hinter ihm befunden hatte: zwei geschwungene Linien, die sich trafen und den Umriß eines Auges darzustellen schienen. Es besaß keine Ähnlichkeit mit allem, was Garner jemals gesehen hatte, weil das Auge zwei Pupillen hatte. Es war unheimlich, wie der Augapfel Gottes, den man sich vorstellte, aber nicht anblicken durfte.
    Heitor bewegte sich träge wie ein Krokodil in der Mittagssonne und fingerte an dem glänzenden Skalpell herum. »Jetzt geht es nur noch um Instinkte. Du hast die Vernunft draußen in der Nacht zurückgelassen«
    »Das ist der springende Punkt.« Garner hörte Antonios glänzendes Gebiß neben seinem Ohr klackern. »Wir werden dir das alleinige Gesetz des Universums offenbaren: Je weiter sich eine Kreatur vom reinen Instinkt entfernt, desto unzulänglicher wird sie.«
    »Nimm beispielsweise den Menschen«, sagte Heitor. »
Madre de mentiras!
«
    »Er steckt voller Unzulänglichkeiten«, flüsterte Antonio. »Seine Fähigkeit, vernünftig zu sein - seine Obsession, vernünftig zu sein - hat die Instinkte ausgelöscht, die ihn einst zu dem gemacht hatten, was er war.«
    »Lang ist's her«, sagte Heitor, der auf Garner zukam.
    »Jetzt ist alles anders«, sagte Antonio.
    »C
omprende, Senior
.« Heitor stand direkt vor Garner. »Für uns ist dies das Spiel.«
    Antonio stand mit angespannten Muskeln auf den Zehenspitzen und drückte Garner gegen die Wand. »Das einzige Spiel, das überhaupt existiert.«
    Heitor lächelte. »Die einzige Sache, die uns etwas bedeutet«‚ sagte er in dem Guarani-Dialekt.
    »Alles andere existiert nicht«‚ ergänzte Antonio.
    Heitors funkelnder Blick fesselte Garner, und er schrie auf. Er wollte nicht, konnte

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