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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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konnte man rumhängen, sich eine kleine Weile entspannen und die verschiedenen Kaffeespezialitäten, Cappuccinos, Milchkaffees genießen oder, was bei den Kids, die den Weg hierher durch Mundpropaganda fanden, zunehmend populärer wurde, eine Reihe von Soda-Drinks, die wegen der Kräutertinkturen dunkel und schwerflüssig waren und Namen wie Dead on Arrival, Skullcrusher oder BaddAss Brew trugen. Dort draußen hing man zwanglos herum, unterhielt sich in gemütlichem Ambiente. Aber hier hinten in den Cybercubes herrschte eine High-Tech-Atmosphäre.
    Rachel fühlte, daß Gideon sie wieder mit Lust überströmte, und vergaß den Geist ihres Vaters. Stöhnend stellte sie die dunkle Limonade auf die Theke, nahm die Maus und gab ihr Bestes, und schon bald kam sie erneut, keuchend und mit erbebenden Brüsten.
    Sie glänzte vor Schweiß und trank den Rest der dunklen Limonade.
    Rachel war mitten im dritten Orgasmus, als die letzte Kokainportion Erinnerungen an einen LSD-Trip zurückbrachte, die in den Winkeln ihres Bewußtseins umherschweiften. Es war, als wäre plötzlich der Tod in den Raum gekommen und hätte die Realität mit der Sense zerfetzt. Sie sah sich selbst von oben, zusammengesunken und verschwitzt, und ihr Blick war nach dem Cybersex glasig, aber gleichzeitig war sie sich auch schemenhaft dieser Erscheinung bewußt, die wie ein Engel über ihrer Schulter schwebte.
    Dann verließ der Engel, der Rachel war, den Raum, wie er es immer tat, und machte sich auf die Suche nach ihrem Onkel. Er war Polizist gewesen, als er und ihre Mutter einander so angekotzt hatten, daß sie nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Aber Rachel hatte Fotografien von ihm gesehen und sogar eine in ihrem Zimmer versteckt. Wenn sie dieses Bild anstarrte, stellte sie sich vor, wie er wohl sein mochte. Stark, hart und groß wie ein Bär, würde er sie immer anlächeln. Es kam ihr nie in den Sinn, daß sie das Bild eines perfekten Vater heraufbeschwor‚ der sie lieben und bedingungslos beschützen würde. Sie wußte nur, daß sie ihre Mutter haßte, weil die sich weigerte, ihr zu erzählen, wo ihr Onkel war. Es schien sie geängstigt zu haben, daß Rachel als Teenager in bezug auf ihren Onkel immer neugieriger geworden war. Rachel wußte nur, daß sie selbst einen Bruder - wenn sie einen gehabt hätte - nie so behandelt hätte wie Mutter ihren.
    Die Realität versank wie ein Leuchtturm im Nebel. Die Cybersex-Stimulation setzte erneut ein, aber diesmal fühlte sie sich an, als hätte sich ein Wespenschwarm unter ihre Haut verirrt.
    Als Rachel aufschrie‚ klang es, als beschleunigte ein Düsenflugzeug seine Maschinen. Sie sprang auf und riß die Kabel los, aber diejenigen, die hielten, brachten sie aus dem Gleichgewicht, und sie fiel in einen Sumpf aus Treibsand. Sie schrie erneut, doch ihr Mund war voller Sand. Ihre Arme waren eine Meile lang, und ihre Beine glichen den schwankenden Trägern einer Hängebrücke während eines Erdbebens. Nichts schien richtig oder gut oder Rachel spürte einen furchterregenden Anfall von Magenschmerzen‚ der ihre Gedärme wie eine Baggerschaufel packte, und brach zusammen. Sie würgte so sehr, daß sie Blut erbrechen mußte. Sie blinzelte durch die Tränen und stellte fest, daß sie nichts mehr sah. Die Todesangst lähmte sie. Als sie das Gefühl hatte, daß es nicht mehr schlimmer werden konnte, explodierten die Schmerzen in ihrem Nacken, und sie krümmte sich wie ein Fötus zusammen.
    Die Zellentür flog nach innen auf, und sechzehn Gideons betraten nacheinander den Raum. Rachels Mund zuckte spasmisch, und sie wollte die Arme ausstrecken‚ aber sie hatte jegliche Kontrolle über ihre Glieder verloren.
    Dann zerfiel die Welt in hunderttausend rasiermesserscharfe Bruchstücke, die sie in ein Vergessen rissen, wo sogar ihre unerträglichen Schmerzen nicht mehr zu spüren waren.
    *
    Als der Wahoo anbiß, fluchte Bennie Milagros atemlos. »Mist«, brüllte er, während die Angelschnur sich über dem blaugoldenen Meer spannte. »Ich wollte einen Schwertfisch!«
    Lew Croaker, dessen fester Blick bereits auf dem tanzenden Fisch ruhte, drosselte den Motor und bereitete sich auf das Manövrieren vor. »Paß auf«‚ sagte er. »Das Vieh ist kein zahmes Kätzchen.« Der Wahoo war ein kraftvoller Fisch, der sich mit so erstaunlicher Geschwindigkeit bewegen konnte, daß sein erster Fluchtversuch die Angelschnur fast abrollte.
    »Wir beide werden diesen Wahoo in der Abenddämmerung verputzen.« Bennie Milagros

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