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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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aber nicht anders. Die erstickende Luft in dem engen Raum schien sich elektrisch aufzuladen‚ während die Symbole auf den Wänden Leben gewannen. Sie schienen zu pulsieren und zu leuchten und ließen sogar das gleißende Licht der Fotografenscheinwerfer trübe erscheinen. War dies Hypnose oder Magie? Der eher skeptische Garner war in einer Welt aufgewachsen und erzogen worden, in der man an die technologischen Wunder der Menschheit glaubte. Im Verlauf früherer Untersuchungen hatte er festgestellt, daß Haitianer nach Vodoo-Flüchen starben, einfach weil sie daran glaubten. Darin bestand das einzige Geheimnis.
    Es war, als hätte Heitor Garners Gedanken gelesen. Er legte zwei Finger auf Garners pulsierende Halsschlagader, den ein unfreiwilliger Schauer durchfuhr. Es war, als hätte sich eine riesige Boa constrictor auf seinen Schultern niedergelassen. Eine Angst, die er weder verstehen noch kontrollieren konnte, begann wie ein Taktschlag in seinem Unterleib zu pulsieren.
    Heitor beschwor die Dunklen Steine.
    Garner begann zu kämpfen, aber es war längst zu spät. Antonio hielt ihn unerbittlich fest, obwohl er sich krümmte, mit geballten Fäusten um sich schlug und mit den Füßen trat.
    Dann beschlich ihn das seltsame und beängstigende Gefühl, daß die Brüder um so mehr Spaß haben würden, je härter er kämpfte und je länger er durchhielt.
    Das Herz schien ihm in der Brust zu gefrieren. Was geschah mit ihm? Es war, als bohrte sich etwas, das er zwar spürte, aber nicht definieren konnte, durch seine Augen hindurch in sein Gehirn. Er fühlte sich, als würde er brennen, und sein Körper führte unfreiwillig einen manischen Tanz auf. Garner versuchte den Blick abzuwenden, war aber nicht dazu in der Lage. Entsetzt starrte er in die bernsteinfarbenen Augen der Zwillinge und spürte, daß etwas anderes Macht über ihn gewann. Er hatte den Eindruck, er würde wie ein Fallschirmspringer durch Schichten immer dichter werdender Wolken hinabgezogen. Das Flugzeug, daß er zurückließ, schien sein eigener Körper zu sein. Es wurde immer kleiner, war nur noch trübe und undeutlich zu sehen, bis es endlich vollends von den Wolken verschluckt wurde. Und dennoch kämpfte Garner mit jedem bißchen Kraft, das ihm noch geblieben war.
    Die Zwillinge hätten ihn für seine heroischen Anstrengungen küssen können. Heitor benutzte das Skalpell erst etliche Stunden später. Vorher war es während einer langen und ekstatischen Zeitspanne nicht notwendig gewesen.
     

ERSTER TAG

1
    Rachel Duke zog sich langsam und ohne Eile aus. Während sie ihre Kleidungsstücke zu Boden fallen ließ, dachte sie an Gideons Körper. Gideon war nur eine Zelle von ihr entfernt, würde ihr aber schon sehr bald näher sein. Sie dachte an den großen mageren Körper: den gewölbten Bizeps, die schlanken Flanken, den strammen Po. Sie liebte Gideon so sehr, daß sie kaum noch geradeaus sehen konnte. Es war vielleicht ein elendes Klischee, aber wahr - vor ihrer Begegnung mit Gideon hatte sie nie erfahren, was Intimität bedeutete. Rachels Eltern hatten mit Intimität nie viel im Sinn gehabt, und Gott allein wußte, wie sie die Zeugung zustande gebracht hatten.
    Aber sie lebte jetzt nicht in der Welt ihrer Eltern; sie war in der Gideons. Gideon war achtzehn Jahre alt - drei Jahre älter als sie. Aber das Alter spielte für beide keine Rolle. Gideons Welt war gleichzeitig beängstigend, berauschend und erheiternd, und Rachel konnte einfach nicht genug davon bekommen. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz nach zwei am Morgen, und ihr Tag hatte gerade erst begonnen. Das letzte kleine Kleidungsstück fiel ihr auf die Knöchel. Sie streckte die Arme aus, und während sie ihre Handfläche gegen die kahle Wand preßte, die sie von der nächsten Zelle trennte, durchfuhr sie ein Schauer der Anspannung. Gideon.
    Sie bereitete sich körperlich und geistig auf das Kommende vor.
    Rachel befand sich in einer engen Zelle im Boneyard. Gleich würde sie angeschlossen werden. Die trübe Beleuchtung wirkte wie Sonnenlicht, das durch dichtes Laubwerk sickerte. Die schläfrigen Geräusche von Vögeln, Bienen und das sanfte Glucksen eines nahen Flusses wehten durch die Luft, die nach einer Kombination von Zypressen, Wacholder und einem Anflug von Limonen duftete.
    Rachel liebte das herrlich schmutzige, sexy Gefühl, wenn sie es draußen trieb und die Tiere sie beobachteten und wußten, was sie tat. Deshalb hatte sie durch das Computerinterface, mit dem sie verbunden war, all

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