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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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los.
    Die Town Center Mall befand sich an der Glades Road, einer der beiden von Osten nach Westen verlaufenden Hauptverkehrsstraßen, die von einem Ende von Boca Raton zum anderen reichten. Die Einkaufspassage selbst lag zwischen der Butts Road und dem St. Andrews Boulevard und war eines jener riesigen Shopping-Center, die für die Ostküste von Florida charakteristisch waren.
    Croaker hatte an diesem Morgen zwar geduscht, aber er trug schon seit zwei vollen Tagen dieselbe Kleidung und war bald von einem riechenden Heiligenschein umgeben, der den Ringen des Saturn glich. Er kaufte Unterwäsche, ein paar leichte Hosen, die nicht geändert werden mußten, und ein halbes Dutzend Polohemden und andere Hemden mit kurzen Ärmeln. Als er wieder in die Einkaufspassage zurückspazierte, fühlte er sich ordentlich und sauber. Plötzlich lief er in Rafe Roubinnet, den Eigentümer der Shark Bar.
    »Hallo,
compadre
« Wie gewöhnlich fuhren die Köpfe der Leute herum, als sie Rafes donnerndes Organ hörten. Croaker fand, daß Rafe im Grunde seines Herzens immer noch Politiker war. Nach dem, was er gehört hatte, hatte er sein Amt als Bürgermeister von Miami in mehr als nur achtbarer Weise wahrgenommen. Viele hatten sich dafür eingesetzt, daß er sich zur Wiederwahl stellte, aber er hatte abgelehnt, ohne diese Entscheidung jemals zu begründen. Wie Polizisten mußten auch Politiker ihren Tribut entrichten; man wußte nie, wann man ausgebrannt war.
    »Genau der Typ, den ich treffen wollte!« Roubinnets blaue Augen blitzten, und er zog Croaker aus dem Fußgängergetümmel der Einkaufspassage. Er trug weiße Jeans, ein blauweiß gestreiftes Hemd mit kurzen Ärmeln und Segeltuchschuhe ohne Socken. Roubinnet hatte wohlgeformte, nicht zu große Muskeln, bei deren Anblick den meisten Frauen die Augen aus dem Kopf fielen, aber dessen war er sich nicht bewußt.
    »Ich habe kürzlich einen guten Witz gehört«, fuhr Roubinnet fort. Croaker dachte, daß sowohl Restaurantbesitzer als auch Politiker einen guten Witz zu schätzen wußten, vorzugsweise einen anzüglichen. Und Rafe stand ganz oben auf der Liste. Witze waren seine liebste Nebenbeschäftigung, und er schien jede Menge davon auf Lager zu haben. Vielleicht wurden sie ihm von seinen Gästen erzählt. »Also, da war dieser Eskimo. Eines Tages steigt er in sein Schneemobil und fährt in die Stadt. Als er gerade die Vororte erreicht hat, beginnt der Motor zu stottern, und der Eskimo fährt zu einer nahe gelegenen Tankstelle. Der Mechaniker kommt raus, wirft einen langen Blick auf das Schneemobil. Dann blickt er den Eskimo an und sagt: ›Einen Seehund geküßt?‹ ›Nein‹, sagt der Eskimo, ›das ist Reif auf meinem Schnurrbart.«
    Croaker lachte. Er war sich die ganze Zeit über bewußt, wie Rafes Kopf und Schultern über die Menge hinausragten, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten. Es mußte höllisch schwer gewesen sein, ihn zu beschützen, als er noch Bürgermeister war. Croaker klopfte dem Hünen gegen die Schulter. »Es ist schön, dich mal außerhalb der Bar zu treffen. Was hast du hier oben zu suchen?«
    »Ich muß mich mit Proviant versorgen.« Roubinnet lachte. »Außerdem gefällt es mir, gelegentlich in den Norden zu kommen und zu sehen, wie die andere Hälfte der Welt so lebt.« Für Roubinnet war Boca Raton gleichbedeutend mit ›Norden‹. »Aber wo die Fische doch so gut anbeißen, bin ich überrascht, dich hier zu treffen.«
    »Ich muß mich um persönliche Angelegenheiten kümmern. Meine Nichte ist sehr krank.«
    »Mein Beileid,
compadre.
« Roubinnet legte Croaker eine Hand auf die Schulter. »Kann ich irgend etwas für dich tun?«
    »Nicht‚ solange du nicht eine Niere für die Transplantation findest, die mit den Antigenen meiner Nichte übereinstimmt.«
    »Als ich noch Bürgermeister war, hielt man mich für eine Art Zauberer«, sagte Roubinnet. »Aber das übersteigt meine Möglichkeiten.«
    »Vergiß es. Nicht dein Problem‚«
    »Wo wohnst du hier oben?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Croakers Hand glitt über den Schlüsselbund in seiner Jackentasche, den Bennie ihm gegeben hatte, und plötzlich stand sein Entschluß fest. »Doch - im Haus einer Freundin in EI Portal.«
    Roubinnets Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ah‚ das ist eine Gegend mit Geschichte, Stil und Seele.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Die Neunziger haben keinen Stil und keine Seele. Stell dir eine große klaffende Abfallgrube vor, in die der ganze muffige Dreck

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