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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Unsicherheit gespürt – und seitdem auch die winzigste Gelegenheit genutzt, sie zu schüren. Eine flüchtige Berührung mit seiner plötzlich flammenlodernden Hand hier, eine anzügliche Bemerkung dort. Jedes Mal, wenn sie ihn aufsuchte, um irgendeine Unregelmäßigkeit zu besprechen, hatte sie erneut feststellen müssen, dass sie ihm nicht gewachsen war. Dass er mit ihr spielte und sie es sich gefallen ließ.
    Das enttäuschte die Götter natürlich. Unter anderen Umständenhätten sie Kadence schon lange zurückbeordert, davon war sie überzeugt – wäre da nicht ihre unumkehrbare Verschmelzung mit der Barriere gewesen. So war sie für immer und alle Zeiten an die Mauer gebunden, für deren Unversehrtheit sie die Verantwortung trug. Eigentlich hatte diese Maßnahme dazu dienen sollen, ihr die Erfüllung ihrer Aufgabe zu erleichtern. Doch nicht einmal die Götter selbst hatten damals geahnt, wie tief greifend jene Verbindung sein würde. Was mit ihr geschehen war, ging weit über die bloße Fähigkeit hinaus, reparaturbedürftige Stellen zu erspüren. Nein, Kadence hatte bald schon erkennen müssen, dass die Mauer zu ihrem einzigen Lebenszweck geworden war.
    Mit jedem Herzschlag wurde sie von ihrer Essenz durchströmt, als sei das steinerne Bollwerk ein lebendiges Wesen, dessen Empfindungen sie wahrnahm, als wären es ihre eigenen, ob sie wollte oder nicht.
    Das erste Mal, dass nach ihrer Ankunft einer der Dämonen von innen wütend daran gescharrt hatte, war sie erschrocken zusammengezuckt, weil der heftige Stich in ihrer Brust sie vollkommen unerwartet getroffen hatte. Inzwischen hatte sie sich an dieses Gefühl gewöhnt, und es schockierte sie nicht mehr, obwohl sie nach wie vor jede kleinste Erschütterung spürte. Streifte eine Seele im Vorbeiflug den Felsen auch nur leicht, verursachte das ein Prickeln auf Kadences Haut. Züngelten die Flammen daran empor, spürte sie ein schmerzhaftes Brennen. Und dennoch, die jüngsten Attacken der Hohen Herren hatte sie nicht bemerkt. Warum?
    Natürlich, in letzter Zeit war ihr schleichend bewusst geworden, dass sie immer öfter ohne ersichtlichen Grund mit Müdigkeit und Erschöpfung zu kämpfen hatte. Dann diese unerklärlichen Schmerzen, die sie überkamen wie Blitze, die ihren Körper durchzuckten. Doch ihre Visionen hatten nichts Beunruhigendes gezeigt. Nun, jedenfalls nichts Beunruhigenderes als das, was sie gezwungenermaßen jeden Tag mit ansehen musste.
    Zumindest wusste sie jetzt, was die Schmerzen verursachte:der Riss in der Mauer. So eng, wie sie an diese düstere Unterwelt gebunden war, brachte er sie wortwörtlich um.
    Du schweifst ab. Konzentrier dich! Unaufmerksamkeit konnte sie teuer zu stehen kommen. Sehr teuer. Dabei war der Ausgang dieser Verhandlung von so immenser Wichtigkeit. Alles hing davon ab, dass sie erfolgreich war. Sich gegen Luzifer durchsetzte.
    Die Geräusche, die das Geschehen außerhalb des Palastes begleiteten, wurden immer unerträglicher. Das irre Lachen der Dämonen, die Schreie der Gefolterten, das feuchte Schmatzen von Fleisch, das sich vom Knochen ablöste. Und dieser widerliche Gestank … Der allein war schon eine Hölle für sich.
    Inmitten eines solchen Grauens gelassen zu bleiben war nicht leicht. Ganz besonders nicht in einer Situation wie dieser. Bereits seit Wochen musste dieses Rudel der gefährlichsten aller Dämonenherrscher sein heimliches Zerstörungswerk vorangetrieben haben. Denn wenn schon die äußere Seite einen sichtbaren Riss hatte, dann jagte ihr der Gedanke, wie die andere wohl erst aussehen mochte, einen eisigen Schauer über den Rücken. Sie hätte doch zumindest sehen müssen, wie die Dämonen ihre Lager verließen und sich der Mauer näherten. Aber nein, nicht einmal das hatten ihre sonst so unfehlbaren Visionen ihr gezeigt.
    Genug jetzt . Offenbar hatte ihre Konzentrationsfähigkeit stärker gelitten, als sie gedacht hatte.
    „Luzifer“, rief sie abermals. „Du hast meine Wünsche vernommen. Nun komm ihnen nach. Sonst gehe ich, und du verpasst eine einmalige Chance, einen Handel mit mir abzuschließen.“
    Schritte hallten über den Boden, ließen ihn erbeben, und plötzlich teilten sich die Flammen. Endlich. Hindurch kam Luzifer geschlendert, gut gelaunt und frisch wie ein Sommermorgen.
    „Selbstverständlich habe ich deine wohlklingende Stimme vernommen“, schmeichelte er in seidigem Tonfall. Und er lächelte, sein Gesichtsausdruck der Inbegriff von Verschlagenheit. „Du erwähntest einen Handel?

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