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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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als meine … Anstandsdame. Du beobachtest, berätst und gibst darauf acht, dass alles seine Ordnung hat. Aber Befehle erteilst du nicht.“
    Das „weil du zu schwach bist“ sprach er nicht aus. Das war auch nicht nötig. Sie wussten beide, dass es so war.
    Wie gern wäre sie anders gewesen. Aufrecht und stark. Und sie hätte es sein sollen. Einst war sie es gewesen. Schließlich war ihre gesamte Natur die der Unterwerfung. Anderer, nicht ihrer selbst. Früher einmal. Weshalb war sie jetzt so anders?
    Du weißt weshalb, und du tätest gut daran, dieses Thema ein für alle Mal ruhen zu lassen .
    Als ihr klar wurde, dass ihr nichts weiter übrig blieb, als Luzifers Spiel mitzuspielen, straffte sie die Schultern. Es gab keine andere Lösung.
    Du kannst es. Für Geryon . „Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich dir einen Handel vorgeschlagen und du warst nicht abgeneigt. Wollen wir also beginnen?“, fragte sie in einem seidigeren Tonfall, als sie sich je zugetraut hätte.
    Er nickte, als habe er genau darauf die ganze Zeit über spekuliert.
    „Lass uns beginnen.“
    Im Vorhof zur Hölle
    „Ich verstehe nicht“, sagte Geryon und weigerte sich hartnäckig, seinen Posten zu verlassen. Er verschränkte sogar die Arme vor der Brust; eine Geste, die ihn an sein früheres Leben zurückdenken ließ, als er mehr als der Torwächter gewesen war, mehr als das versklavte Ungeheuer ohne freien Willen. „Luzifer würde niemals seine Zustimmung geben, mich … aus seinen Diensten zu entlassen.“
    „Ich versichere dir, er hat es getan. Du bist frei.“ Die Göttin schaute auf ihre leichten Sandalen an den zarten Füßen hinunter. „Endlich.“
    Verheimlichte sie ihm etwas? Versuchte womöglich, ihn in eine Falle zu locken, aus welchem Grund auch immer? Es war so lange her, dass er mit einem weiblichen Geschöpf zu tun gehabt hatte, und er wusste nicht mehr recht, wie man deren Verhalten richtig deutete. Ihr jedoch wollte er glauben. Alles und jedes. Und das war es, was ihm am meisten Angst machte.
    Sie konnte ihn vernichten, ihm das Herz brechen. Oder was davon noch übrig war. Falls es da überhaupt noch etwas gab.
    Sie wirkte blasser als sonst. Der zarte rosa Schimmer auf ihren Wangen fehlte, und die Sommersprossen hoben sich deutlicher ab. Die goldenen Locken, die ihr über die Schultern fielen, hatten ihren Glanz verloren, und er konnte Ruß auf den feinen Strähnen erkennen. Nur mit Mühe widerstand er dem Impuls, die Hand auszustrecken und ihr Haar durch seine Finger gleiten zu lassen, um es von dem schwarzen Schmutzfilm zu befreien.
    Würde sie schreiend davonlaufen, wenn er es tatsächlich täte? Wahrscheinlich.
    Auch ihre Kleidung war heute anders als sonst. Sie trug ein violettes Gewand und eine passende Halskette – an der ein tropfenförmigerAmethyst baumelte, so groß wie seine Faust und hell funkelnd wie die glitzernde Eisschicht, unter der die Erde seiner Heimat den Großteil des Jahres über lag. Eis, das er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Und sie hatte er noch nie etwas Derartiges tragen sehen. Für gewöhnlich hüllte sie sich in schlichtes Weiß, von Kopf bis Fuß, ein Engel im Zentrum des Bösen, ohne überflüssigen Zierrat.
    „Wie?“, bohrte er nach. „Warum?“ Und warum siehst du so traurig aus?
    „Spielt das eine Rolle?“ Sie sah ihn an, und ihr Blick durchdrang ihn wie ein präzise geworfener Speer.
    Jetzt wurde die Traurigkeit von Wut überlagert. Er mochte keins von beidem. Dieses wunderbare Wesen sollte niemals Kummer erleiden müssen, sondern nichts als Glück erfahren.
    „Für mich tut es das.“
    Aber nur, weil sein Überleben davon abhing. Wäre das nicht gewesen, er hätte sich zu allem bereit erklärt, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr gegeben, was immer sie von ihm verlangte. Sogar in die alles verschlingenden Flammen des Fegefeuers wäre er ihr gefolgt, wie sie ihn zu Anfang gebeten hatte.
    Sie stampfte mit einem ihrer zierlichen Füße auf. „Um die Mauer vor dem Einsturz zu bewahren, brauche ich deine Hilfe. Das muss dir fürs Erste als Antwort genügen. Du weißt so gut wie ich, dass Luzifer ihre Zerstörung nicht zulassen kann.“ Mit dem Zeigefinger winkte sie ihn zu sich heran. „Komm. Sieh selbst, welche Ausmaße der Schaden auf dieser Seite bereits angenommen hat. Dann wirst du verstehen, warum ich auf die andere gehen muss.“
    Diesmal wartete die Göttin nicht auf eine Antwort. Sie drehte sich um und ging zu der gewaltigen steinernen Mauer hinüber. Nein,

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