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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Boden begann unter ihm zu schwanken. Dunkle Punkte tanzten vor seinen Augen. Sofort? schoss es ihm erneut durch den Kopf. Jetzt geriet er in Panik.
    Er war nicht vorbereitet. Bestimmt würde er sich zum Trottel machen, auf ganzer Linie versagen. Und dann würde sie sich ernüchtert abwenden, seine Hilfe nicht länger wollen. Oder schlimmer noch, ihm danach heimlich mitleidige Blicke zuwerfen, während sie die Mauer reparierten. Blicke, die er vielleicht nicht sehen, dafür umso schmerzlicher in seinem Rücken spüren würde.
    „Später“, presste er hervor.
    War das … Enttäuschung, was sie die Stirn runzeln ließ? Sicherlich nicht.
    „Also schön“, sagte sie. Ruhig, emotionslos. „Später. Aber Geryon, ich muss dich warnen. Es besteht die Gefahr, dass wir nicht überleben werden.“
    „Was meint Ihr?“
    „Sobald die Barriere wiederhergestellt ist, werden wir die Dämonen finden und unschädlich machen müssen, die sie zerstören wollen. Bist du dir sicher, dass du warten willst?“
    Die Dämonen unschädlich machen. Natürlich. Und was das in der Konsequenz bedeutete, wussten sie beide. Einen der Hohen Herren zu töten war ein Vergehen, das hart bestraft wurde. Ausnahmslos. Unbarmherzig.
    „Nun?“, fragte sie. „Noch kannst du deine Meinung ändern.“
    Hätte er es nicht besser gewusst, wäre ihm ihr Tonfall fast … ungeduldig erschienen. Erwartungsvoll. Doch er wusste es besser. Sich auf Luzifers Angebot einzulassen war eine schwere Entscheidung gewesen. Jedenfalls hatte er das damals gedacht. Dies hier war tausendmal schwerer.
    „Nein.“ Er würde sich diesen Kuss verdienen, und hoffentlich würde sie ihn danach nicht als unwürdig betrachten, wenn sie sich daran zurückerinnerte.
    Sie nickte und wandte, wie schon so oft zuvor, den Blick ab.
    „Dann lass uns mit der Arbeit anfangen.“

5. KAPITEL
    V iele Stunden lang arbeitete Geryon an der äußeren Mauer, während er immer wieder Kadences Versuche, ihm zur Hand zu gehen, im Keim erstickte. Er bekniete sie förmlich, hinter ihm zu bleiben. Dämonen seien nicht zu unterschätzen, sagte er. Witterten sie frisches, warmes Fleisch, wurden sie blind vor Gier und waren kaum noch zu bändigen. Es sei klüger, das zu vermeiden.
    Was er nicht sagte, war, dass er sie offensichtlich für zu schwach hielt, einen solchen Angriff abzuwehren. Schwach und zerbrechlich, so sah er sie. Er brauchte es nicht auszusprechen. Sie konnte es an der wachsenden Sorge in seinen Augen ablesen.
    Ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn sie ihn ganz allein gelassen hätte, doch das kam für sie gar nicht infrage. Sie hatte nicht so hoch gepokert und etwas ausgehandelt, womit sie garantiert den Zorn der Götter auf sich ziehen würde, nur um ihn am Ende einen Kampf für sie ausfechten zu lassen, den er ohne sie unmöglich gewinnen konnte.
    Sie mochte nicht diejenige sein, die über die Dämonen herrschte – ihnen ihren Willen aufzwingen konnte sie dennoch. Hoffte sie. Außerdem: So schwach und zerbrechlich sie wirken mochte, verbarg sich in ihrem Inneren doch ein stahlharter Kern.
    Was sie Luzifer schlussendlich an diesem Tag auch bewiesen hatte. Ihm und sich selbst.
    Als Kind war sie eine unbezwingbare Naturgewalt gewesen, ein Tornado, der jeden und alles niedermähte, was ihm in die Quere kam. Sie hatte es nicht absichtlich getan, es war einfach geschehen. Sie hatte nur dem leisen Drängen dieser Stimme in ihrem Geist nachgegeben. Dominiere. Unterwerfe .
    Willst du wirklich jetzt daran denken?
    Kein Zeitpunkt wäre passender als dieser, befand sie. Das Einzige, womit sie sich sonst hätte beschäftigen können, waren diese anderen, noch unangenehmeren Gedanken, die ihr nicht aus dem Kopf gehen wollten. Wieso hatte Geryon abgelehnt,als seine Belohnung zum Greifen nah war? Was hinderte ihn, sich diesen Kuss schon im Voraus geben zu lassen? Warum hatte ihn ihr Vorschlag so schockiert?
    Hierfür gab es mehrere mögliche Erklärungen. Erstens: Er war in Wirklichkeit überhaupt nicht auf einen Kuss aus – doch weshalb hätte er dann ausgerechnet darum bitten sollen? Oder er verübelte ihr, dass sie ihn um seine Hilfe gebeten hatte – das war die wahrscheinlichste. Und letztlich gab es da noch Möglichkeit Nummer drei: Er verzehrte sich schlicht nach einer Frau, irgendeiner, und da sie nun einmal die einzig verfügbare war, musste er zunächst seinen Körper dazu bewegen, entsprechend zu reagieren.
    Wie erniedrigend.
    Wie ausgesprochen wenig hilfreich .
    Sie hätte es

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