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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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unten, von denen sie nichts wusste? „Ich hatte nicht erwartet, dass der Abstieg so schwierig sein würde. Wenn ich uns doch nur beamen könnte.“
    „Beamen?“
    „Sich von einem Ort zum anderen bewegen, nur mit der Kraft der Gedanken.“
    „Du hast diese Fähigkeit?“
    „Ja.“
    „Und du kannst dich überall hindenken?“
    „Überallhin, wo ich schon einmal war. Sich an ein unbekanntes Ziel zu beamen ist … nicht ganz ungefährlich.“
    Er dachte einen Moment nach. „Bist du schon einmal auf dem Grund dieser Höhle gewesen?“
    „Nein.“ Wahrscheinlich wunderte er sich darüber, dass sie, als einer der Hüter der Hölle, hier nicht jeden kleinsten Winkel erkundet hatte. Zumindest nicht, indem sie sich körperlich dorthin begab. Sie hatte sich für so wahnsinnig schlau gehalten. Einfach ihren Geist aussenden, das reichte doch. Nun wurde ihr klar, was für einen furchtbaren Fehler sie gemacht hatte.
    „Dann möchte ich dich darum bitten, es nicht zu versuchen. Du könntest die Entfernung falsch einschätzen und an einer Mauerstelle landen, wo du dich nirgends festhalten kannst.“
    Oder zehn Meter tief im Boden, aber das sagte sie ihm nicht.
    „Trotzdem, es hört sich sehr praktisch an. Ich beneide dich.“
    Der Ärmste. Er war seit unzähligen Epochen an seinem Platz gefangen gewesen. „Wenn du dich an jeden beliebigen Ort auf der Welt wünschen könntest, welcher wäre das?“ Vielleicht, wenn sie die fluchtwilligen Dämonen vernichtet hatten, könnte sie ihn dorthin begleiten. Natürlich wäre es ihr nicht möglich, bei ihm zu bleiben, denn sie hätte nach wie vor eine Aufgabe zu erfüllen – aber ihn glücklich zu sehen würde auch noch viele Jahre danach ihre Fantasie beflügeln und ihre Träume versüßen.
    Er brummte in sich hinein. „Ich will dich nicht belügen, also verzeih bitte, dass ich diese Frage lieber nicht beantworte.“
    Oh. „Sicher. Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen.“ Warum erzählt er es mir nicht? Die Neugierde zerrte an ihren Nerven. Schämte er sich etwa für die Antwort? Und falls ja, weshalb? Sie wollte es unbedingt wissen, ließ das Thema jedoch widerwillig ruhen. Für den Augenblick.
    „Wir sind fast da“, sagte er. Beinahe beim Riss auf der inneren Seite der Mauer.
    „Gut.“ Er blieb weiterhin dicht hinter ihr, schien aber sorgsam darauf zu achten, sie nicht zu berühren. Seine Körperwärme hingegen konnte er nicht daran hindern, sich um Kadence zu legen, sie zu umschließen. Ein angenehmes Gefühl, selbst inmitten der Hitze dieses glühenden Schmelzofens der Hölle, in dem sie sich befanden. Seine Hitze war anders … aufregend.
    Er hielt inne, was sie dazu zwang, dasselbe zu tun. „Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber es ist schlimmer, als ich erwartet hatte.“ Sein Atem kitzelte die feinen Härchen in ihrem Nacken.
    „W…was?“, fragte sie verwirrt.
    „Der Schaden an der Mauer. Er ist größer, als ich dachte.“
    Du törichtes Weib, schalt sie sich selbst. Ihr Leben hing davon ab, dass diese Barriere unter keinen Umständen fiel, und was tat sie? Sich in Tagträumereien verlieren.
    Sie holte tief Luft, richtete dann den Blick stur geradeaus und ihre gesamte Konzentration auf den Grund, aus dem sie hier waren. Anstatt auf den atemberaubenden Mann hinter ihr. Zuerst sah sie nur verstreute Krallenspuren, die sich kreuz und quer über das Gestein zogen. Doch dann erkannte sie langsam das ganze Ausmaß der Zerstörung. Die verhältnismäßig dünnen Risse, die von außen sichtbar gewesen waren, stellten sich nun als die bloße Spitze des Eisbergs heraus. Auf dieser Seite klafften tiefe Furchen, jede einzelne so breit wie Geryons Oberarme.
    Schlagartig wurde ihr klar: Hier war jegliche Hoffnung vergebens.
    Unmöglich, das zu reparieren. Da gab es nichts zu beschönigen.
    „Sie scheinen entschlossener zu sein, als ich vermutet hatte“, war alles, was sie herausbrachte, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Es gab keine Veranlassung, ihre Befürchtungen laut auszusprechen. Geryon könnte denken, sie sei mit seiner Arbeit nicht zufrieden oder würde seine Fähigkeiten anzweifeln.
    Er veränderte seine Position ein wenig, um sich besser festhalten zu können, sodass sein Arm jetzt unmittelbar über ihrer Schulter war. Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, würde sie seine Haut durch den hauchdünnen Stoff ihres Umhangs spüren. Obwohl es Hunderte von Jahren zurücklag, dass sie zum letzten Mal einen Mann gehabt hatte,

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