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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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verstehen Sie? Indem ich immer in Bewegung bleibe.«
    »Ich verstehe durchaus, Crake. Wir alle verstehen es. Deshalb hast du so gut zu uns gepasst.«
    Crake war dankbar für sein Verständnis. Frey gehörte nicht zu den Menschen, die Fragen stellten. Auf der Ketty Jay gehörte die Vergangenheit eines Mannes nur ihm allein.
    Meistens war das gut, überlegte er. In Freys Crew war man selbst sein einziger Richter. Aber die Verschwörung des Schweigens hatte auch ihre Kehrseite. Wie konnte man wissen, wer ein Freund war und wer nicht, wenn man den anderen gegenüber die eigenen Abgründe ständig verbarg? Wer würde einem zur Seite stehen, wenn die Geheimnisse ans Licht kamen?
    Was würde jetzt mit Jez geschehen? Konnten sie ihr verzeihen, was sie war?
    Und was, wenn sie etwas über seine Verbrechen erfuhren?
    Dieses Risiko konnte er einfach nicht eingehen. Er musste damit aufhören, die Dinge hinauszuzögern. Er hatte Bess ein Versprechen gegeben. Er würde seine Tat wiedergutmachen. Irgendwie würde er einen Weg finden, sie wieder zum Leben zu erwecken.

    Er schaute über den Hafen hinweg zur Stadt. Iktak war kein schöner Anblick. Die schwarzen Steingebäude waren Schutzbauten gegen die Kälte. Der größte Teil der Stadt lag unter der Erde, wie in allen Yort-Siedlungen. Weiße, geisterhafte Dampfwolken stiegen aus den dicken Rohren empor, die über die Landschaft krochen. Fabrikschornsteine rauchten wie ruhelose Vulkane. Ein freudloser Ort, der mehr Ähnlichkeit mit einer riesigen Raffinerie hatte als mit einem Wohnort für Menschen. Eine Stadt der Fabriken, die auf die Rückkehr des Winters wartete. Ohne den Schneemantel, der sie verbarg, war sie braun, karg und trostlos.
    »Ich nehme Bess mit«, sagte er.
    »Dachte ich mir«, sagte Frey. »Was willst du mit ihr machen? Du kannst sie ja nicht einfach so rumlaufen lassen.«
    »Ich werde sie in Schlaf versetzen, in eine Kiste packen und an mein Reiseziel liefern lassen.«
    »Darf ich fragen, wo das ist? Falls ich dich finden muss?«
    Crake holte einen Zettel aus der Tasche und gab ihn Frey. Dieser faltete ihn auseinander und las die Adresse.
    »Tarlock Cove? Hast du dort nicht einen Freund?«
    »Ja. Sein Name ist Plome. Ich werde bei ihm wohnen. Wenn ich nicht da bin, hinterlasse ich eine Nachricht für Sie. Ich bin wahrscheinlich oft auf Reisen.«
    »Auf Reisen?«
    »Ich muss ein paar Besuche machen.«
    Genau genommen ein halbes Dutzend. Sechs Namen und Adressen, die er von Plome bekommen hatte. Sechs Personen, die zusammen an die besten dämonistischen Texte im Land herankamen.
    Ich nehme an, du warst die ganze Zeit mit Forschungsarbeiten
beschäftigt, hast neue Methoden ausprobiert oder so, stimmt’s?, hatte Malvery ihn einmal gefragt. Vielleicht arbeitest du gerade an irgendwas ganz Besonderem?
    Docs Ton war dabei sarkastisch gewesen. Er hatte ihm einen Stoß in die Rippen versetzt, hatte ihn gezwungen, sich selbst und das, was aus ihm geworden war, in den Blick zu nehmen. Es war die Warnung eines Alkoholikers an einen Mann gewesen, den er auf demselben Weg sah wie sich selbst. Und es hatte funktioniert. Spucke und Blut, es hatte wirklich funktioniert. Ein Freund wie Malvery würde Crake fehlen. Sie würden ihm alle fehlen, außer Pinn.
    Aber es ließ sich nicht ändern. Denn nun arbeitete er wirklich an etwas ganz Besonderem. Er würde lernen, wie er das, was er seiner Nichte angetan hatte, rückgängig machen konnte. Er würde sie wieder zum Leben erwecken. Zum richtigen Leben anstelle dieses Halblebens in einem gepanzerten Anzug. Aus diesem einfältigen Ding, das eher einem Haustier als einem Menschen glich, würde er das kleine Mädchen im Innern herausholen und es wiederherstellen. Irgendwie.
    Wenn das verrückt klang, dann war es eben so. Wenn er keine Ahnung hatte, wo er anfangen sollte, dann würde er schon einen Ort finden. Was immer erforderlich war, es musste einen Weg geben.
    Nach ihrem Zusammenstoß mit dem Dämon in Plomes Sanktum hatte er ein langes Gespräch mit Plome gehabt. Der Politiker hatte mittlerweile offene Ehrfurcht vor ihm. Plome war einer jener Dämonisten, die ein wenig herumspielten, aber niemals ein zu großes Wagnis eingingen. Er wäre gern so wie Crake gewesen, wenn er nur den Mut dazu aufgebracht hätte. Durch die Art, wie Crake das
Monster in der Echokammer bezwungen hatte, war er in Plomes Augen so etwas wie ein Held geworden.
    Crake nutzte das aus. Er erklärte ihm, was er vorhatte. Und er ließ sich von Plome das Versprechen

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