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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Kälte von Yortland. Es war nichts Glamouröses an ihr, aber sie hypnotisierte ihn trotzdem.
    Ihre Augen suchten seine mit jener seltsamen Neugier, die er seit ihrer Rettung auf der Storm Dog in ihrem Blick bemerkt hatte. Als hätte sie ihn noch nie gesehen. Als wäre er ein faszinierendes Artefakt, aus dem sie schlau zu werden versuchte. Dann schaute sie weg und begann, ihre Umgebung zu betrachten. »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob alles nach deinem Geschmack ist.«
    »Hab sie noch nicht in die Luft gebracht«, sagte er. »Aber sie haben mir erklärt, dass sie die Ketty Jay vollständig überholt haben. Ich schätze mal, sie wird sich jetzt traumhaft fliegen.«
    »Du bist enttäuscht« sagte sie mit einem winzigen Lächeln. »Du wirst ihre Marotten vermissen.«
    »Ja, ein bisschen.«
    »Du hattest schon immer einen Hang dazu, dir das Leben schwer zu machen.«
    »Da kann ich nicht widersprechen«, sagte er. »Danke für die Reparaturen. Wirklich. Die haben hier bestimmt erstklassige Arbeit geleistet.«
    »War das Mindeste, was ich tun konnte«, sagte sie. Der Raum zwischen ihren Sätzen war schwer vom Gewicht unausgesprochener Worte. Dann, als wäre es ihr gerade erst in den Sinn gekommen: »Ich habe da ein paar Sachen, die ich dir zurückgeben sollte.«

    Sie holte eine Hand voll kleiner Gegenstände aus ihrem Mantel. Crakes Utensilien, die sie ihm in Grists Hangar abgenommen hatte. Die Ohrclips, der Dietrich, die Messingpfeife, der Kompass und die Taschenuhr. Sie gab sie Frey und begann, den silbernen Ring von ihrem Finger zu ziehen.
    »Den nicht«, sagte Frey und hob abwehrend die Hand. »Der gehört dir.«
    Sie zögerte. »Und der Kompass?«
    »Der gehört mir.«
    Sie lächelte widerstrebend. »Also schön, Darian«, sagte sie. »Wie du willst.« Und sie schob den Ring wieder zurück.
    »Und was hast du nun vor?«, fragte er, bevor er rührselig werden konnte.
    »Ich glaube, ich statte Osric Smult einen Besuch ab, einem gewissen Flüstermittler, den ich kenne. Mit dem habe ich noch etwas zu regeln. Und du?«
    »Wir fliegen nach Bestwark und besuchen Professor Kraylock. Er wird schon etwas mit Maurin Grists Forschungsergebnissen anzufangen wissen.«
    »Das wird ein harter Schlag für die Erwecker sein. Hast du dir überlegt, was passiert, wenn sie rausfinden, dass du dahintersteckst? Bist du sicher, dass du dich mit den großen Tieren anlegen willst?«
    »Crake würde es mir nie verzeihen, wenn ich’s nicht täte«, sagte er. »Außerdem habe ich langsam die Nase voll von meiner bisherigen Schmalspur-Wühlerei. Hin und wieder muss man mal ein Risiko eingehen, oder? Das ist das Entscheidende. Wenn man kein Risiko eingeht, bringt man nie etwas auch nur halbwegs Lohnendes zustande.«

    Tatsächlich barg die Idee, sich mit den großen Tieren anzulegen, neuerdings einen gewissen Reiz für ihn. Er hatte immer versucht, der Aufmerksamkeit der Stärkeren zu entgehen, und sich stattdessen lieber mit Kanalratten abgegeben, dem Bodensatz der Welt, Leuten, von denen er glaubte, dass er sie problemlos austricksen konnte. In seinen Augen war das eine sinnvolle Strategie gewesen, weil sie ihn bisher am Leben erhalten hatte. Doch nur am Leben zu bleiben genügte nicht mehr. Es reichte ihm nicht, durch eine mittelmäßige Existenz zu treiben, ohne größere Spuren zu hinterlassen, und still und leise einem unauffälligen Tod entgegenzugehen, nach dem von ihm nichts mehr blieb als die liebevollen Erinnerungen einiger weniger Freunde.
    Er wollte jemand sein. Er wollte eine Rolle spielen. Dieses Bedürfnis hatte er nicht mehr gehabt, seit er ein kleiner Junge gewesen war.
    Seit einer ganzen Weile quälte ihn nun schon ein Gefühl der Wertlosigkeit, aber damit war jetzt Schluss. Er hatte etwas Außergewöhnliches getan, und ganz Vardia würde davon erfahren. Diesmal war es nicht so wie beim letzten Mal, bei Retribution Falls, als seine Beteiligung geheim und er nur daran interessiert gewesen war, seine eigene Haut zu retten. Diesmal hatte er etwas getan, was noch nie jemand getan hatte, und noch mehr, er hatte es um eines anderen Menschen willen getan.
    Was werde ich hinterlassen?, dachte er bei sich. Eine verdammt gute Geschichte. Eine Geschichte, die man sich immer wieder erzählen wird. Und das genügt.
    Sie schien seine Gedanken zu lesen. »Weißt du, in den Schenken reden sie alle über dich. Was du getan hast.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sie ziehen ihre eigenen
Schlüsse, was deine Motive betrifft. Vermutlich spricht es

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