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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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umdrehst, musst du das Gaspedal dreimal treten, zweimal stark und einmal sanft. Dann lässt du es abrupt wieder los, legst schnell den ersten Gang ein und schaltest gleich weiter in den zweiten. Wenn du ihn tuckern hörst, schaltest du wieder in den ersten zurück und gibst kräftig Gas.«
    Er schaffte es nicht. Also lenkte ich den Wagen stockbesoffen durch die Zona Rosa. Es war schon nach zwölf, die Metro fuhr wahrscheinlich nicht mehr. In gewisser Weise hoffte ich, dass eine Polizeistreife auftauchte und uns über Nacht einbuchtete, damit ich keinen Unfall baute. Aber nichts geschah.
    Wintilo war in ernster Stimmung: »Du bist nicht mehr derselbe wie früher, Gil Baleares. Diese Witzchen, die du mit der Tunte gerissen hast, werfen kein gutes Licht auf dich.«
    »Ich wollte nur, dass sie sich ein wenig öffnet.«
    »Fast hättest du es geschafft …«
    »Du kannst nicht abstreiten, dass sie wichtige Dinge gesagt hat.«
    »Vor allem, als sie dich ›Süßer‹ genannt hat.«
    »Jetzt werd nicht eifersüchtig. Was weißt du über Efrén?«
    »Ein Nobody. Wenn du ihn sehen willst, fahren wir zur Uniklinik. Seine Leiche wurde nie zurückgefordert, deshalb stochern jetzt wahrscheinlich die Studenten in seinen Eingeweiden herum.«
    »Judith hat gesagt, er sei Kleiderverkäufer gewesen.«
    »Judith hat gesagt, was sie sagen wollte. Aber morgen schicke ich zwei Polizisten zu ihr, damit sie sie für den Mord an Efrén verhaften und dieser perversen Sau ordentlich eins überziehen, wenn sie schon dabei sind. Über mich lacht diese Drecksnutte nicht, das sag’ ich dir …«
    Aus Wintilo sprach ein allzu persönlicher Hass.
    »Ekelhaft!«
    Ich wies ihn daraufhin, dass er dieses Wort schon die ganze Nacht lang wiederholte.
    »Ekelhaft! Ekelhaft! Ekelhaft!«, sagte er und spuckte dabei Speicheltropfen durch die Gegend.
    Dann war er plötzlich still und blickte stumpfsinnig vor sich hin. Er stellte das Radio an. Es lief das gleiche Lied, das Judith im Fata Morgana gesungen hatte. Wintilo lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Schick deine Gorillas nicht zu ihr.«
    »Warum nicht?« Er öffnete die Augen.
    »Weil er uns zu Roberto führen kann, denk dran, die beiden sind Freundinnen.«
    »Und genau das ekelt mich an. Diese Transsexuellen sind schlimmer als Schwule. Was sind die überhaupt? Ein Witz Gottes? Eine Provokation des Teufels?«
    »Red keinen Müll und lass sie einfach in Ruhe. Sie setzt sich sicher mit Roberto in Verbindung.«
    »Umso besser. Ich schicke ihr zwei meiner Männer, und du wirst schon sehen, wie schnell sie ein Geständnis aus ihr herausprügeln, und wenn sie ihr die Eier an die Ohren hängen müssen.«
    Ich hatte keine Lust mehr zu diskutieren.
    Wintilo schloss wieder die Augen, bis wir bei seiner Wohnung in Villa Coapa angekommen waren.
    Er machte einige unsichere Schritte auf die Tür zu, kehrte dann um und hielt mir eine langatmige biblische Predigt über Gott, der von Abraham verlangt, seinen Sohn Isaak zu opfern. Anschließend zitierte er, was die Bibel über Homosexuelle zu sagen hatte. Er wollte wissen, ob ich auch dieser Meinung sei, und wartete mit arrogantem Gesichtsausdruck auf meine Antwort. Mir war nicht ganz klar, wie die beiden Bibelzitate zusammenhingen, aber ich versicherte ihm, dass ich ihn für einen wahren Gelehrten hielt, woraufhin er beruhigt abzog.
    In Wahrheit fand ich es ungerecht, dass sie einen Typen verprügeln wollten, der so lange brauchte, um sich als Frau zurechtzumachen, und auch noch darauf bestanden hatte, die Black Velvets zu bezahlen.
    In der Avenida Cuauhtémoc geschah dann das Wunder. Eine Streife schaltete ihr Blaulicht ein und zwang mich, an den Straßenrand zu fahren. Als mich der Bulle fragte, ob ich zu tief ins Glas geschaut hätte – was durch meine Alkoholfahne eigentlich offensichtlich war –, gestand ich, sternhagelvoll zu sein.
    Er ließ mich trotzdem ins Röhrchen pusten, und es stellte sich heraus, dass ich nicht gelogen hatte. Mein Auto durfte ich am Straßenrand stehen lassen, obwohl der Polizist es auch ins Depot hätte abschleppen lassen können. Aber er sagte, er werde mir diesen Gefallen allein dafür tun, dass ich keiner der üblichen uneinsichtigen Betrunkenen war. Im Streifenwagen 307 fuhren wir auf die Wache. Ich muss sagen, dass mich alle, angefangen bei der Staatsanwaltschaft bis hin zu dem Beamten, der mich zur Zelle führte, ausgesprochen höflich behandelten. Ich fühlte mich wie jemand, der ein Hotelzimmer mietet: saubere, nach

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