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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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Anschließend musst du das Herz nicht etwa hochhalten oder mit heiserer Stimme irgendwelche albernen Sprüche aufsagen. Du isst es einfach, gräbst deine Zähne hinein wie ein tollwütiger Hund und genießt es, und wenn du dich übergeben musst, umso besser; danach werden dir gewisse Dinge passieren und dieses seltsame Gefühl wird über dich kommen, diese Verlorenheit, dieses Entsetzen, weil du die Grenze überschritten hast. Aber hör nicht auf, mach weiter, es gibt kein Zurück mehr. Satan wartet auf dich. Satan und seine Dienste.«
    Ich hätte ihm erzählen sollen, dass ich einen Priester umgebracht hatte, wenn auch versehentlich. Vielleicht war das ja bereits ein Anfang.
    Das Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Ich wusste, wer es war, und mit jedem Klingelton steigerte sich meine Erregung. Ich zog das Handy heraus und drückte auf den Annahmeknopf, ohne etwas zu sagen.
    »Ich hoffe, du hast die zwei Millionen Pesos noch, die du gestohlen hast, verfluchter Idiot. Falls nicht, fährt dein Vater auf direktem Weg zur Hölle«, sagte die metallische Stimme.
    »Wohin soll ich sie bringen?«
    »Zuerst schüttelst du diese Arschlöcher von Spezialaufgaben ab.«
    »Ich habe ihnen schon gesagt, dass ich kündige …«
    »Ich will nicht, dass sie misstrauisch werden. Sag ihnen einfach, sie sollen endlich deinen Toten in Ruhe lassen.«
    »Toten?«
    »So sagst du es ihnen. Sobald wir das Geld haben, kriegst du deinen Vater.«
    »Lebend?«
    Ich bekam keine Antwort mehr.
    Der Countdown lief. Ich wählte Wintilos Nummer und sagte ihm, wir müssten uns sehen. Er wollte wissen, wie es mir mit Paulo Pila ergangen sei. Meinen Einwand, ich könne am Telefon nicht offen reden, quittierte er mit Hohn: »Was soll die Geheimniskrämerei? Machst du jetzt, wo du keine Löcher mehr in der Unterhose hast, auf Privatdetektiv? Weißt du eigentlich, wie hoch dein erster Scheck ausfallen wird? Setz dich lieber hin, wenn ich dir den Betrag nenne. Du wirst dir eine goldene Nase verdienen, pendejo! So viel Geld hast du noch nie im Leben auf einem Haufen gesehen. Aber zuerst Roberto. Die Sache mit Roberto Oviedo hat oberste Priorität. Verstehst du überhaupt, was das heißt, du Arschloch?«
    Roberto war ein Phantom, genau wie mein Vater. Es lag mir auf der Zunge, Wintilo zu sagen, dass die Entführer mich kontaktiert hatten. Ich stammelte etwas.
    »Wir sehen uns später, Gil. Ich stecke gerade mitten im Chaos.«

 
     
     
     
     
     
    D ie Tür zur Wohnung stand offen, also trat ich ein, ohne um Erlaubnis zu bitten. Die Frauen begannen zu tuscheln. Eine Reihe großer Fenster ging auf die Avenida Reforme hinaus, und ich warf einen Blick auf den Unabhängigkeitsengel, dessen goldene Figur von hier aus in beachtlicher Größe und aus einer ganz neuen Perspektive zu sehen war.
    »Mädels, das ist Gil«, erklang die Stimme von Judith.
    Ich hörte einen bunt gemischten Chor »Hallo Gil« sagen. Judith nahm mich an der Hand und zog mich in die Küche, wo sie fragte: »Habe ich dich etwa zu meinem Geburtstag eingeladen oder bist du ein zynischer Schmarotzer, dass du hier einfach auftauchst?«
    »Stimmt es, dass Roberto ein Straßenjunge war?«
    Sie blinzelte genervt.
    »Machst du dir keine Sorgen, weil er dort draußen frei herumläuft?«, wollte ich wissen.
    »Es ist Maikas Leben.«
    »Sein Leben wird kurz sein, wenn ich ihn nicht finde …«
    »Und wer wird ihn umbringen? Dein Freund Wintilo?«
    »Warum sagst du das?«
    »Weil ich es im Gefühl habe.«
    »Weißt du, wer der Vater von Roberto ist?«
    »Die meisten von uns ziehen es vor, nicht über ihre Familie zu sprechen, denn die ist normalerweise eine Katastrophe. Hilfst du mir beim Kuchenbacken, während du dein Verhör fortsetzt?«
    Ehe ich michs versah, war ich dabei, Eier mit Mehl, Butter und Zimtessenz zu verrühren. Immer wieder kam eine der anderen Frauen herein, um etwas zu holen und mir vielsagende Blicke zuzuwerfen. Vor allem, als Judith hinter mich trat, um mir eine Schürze umzubinden. Ich wusste weder, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten, noch, wie ich sie ansprechen sollte. Judith, der mein Dilemma nicht entging, fragte: »Was ist dein Problem? Wenn du dich durch uns gestört fühlst, was machst du dann hier?«
    »Wer sagt, dass ich mich gestört fühle?«
    »Dein Verhalten sagt das.«
    »Ich fühle mich keineswegs gestört, ich weiß nur nicht, was ihr seid. Wenn ich es wüsste, wäre es einfacher, euch anzusprechen.«
    »Glaub das nicht. Du zum Beispiel bist ein Idiot, aber

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