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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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es ist nicht einfach, dir das zu sagen. Also, Gil, ich versuche mal, dich zu instruieren.« Sie nahm meine Hand und zog mich zur Tür, die den Blick ins Wohnzimmer freigab. »Das dort ist Malena, die vorher Jaime hieß. Sie hat sich operieren lassen, weil sie im falschen Körper geboren wurde.«
    »Will heißen, dass sie es jetzt mit jedem x-beliebigen Typen treiben kann, ohne dass es Ärger gibt.«
    »Du irrst dich, sie ist lesbisch.«
    »Ist nicht dein Ernst.«
    »Die dort ist Jenny, sie hat sich auch operieren lassen, steht aber tatsächlich auf Männer. Und die Blonde ist Amaral, die will sich nicht operieren lassen, weil sie ihren gemischten Körper mag, ihre herrlichen Titten, ihren straffen Hintern und ihren Penis. Sie ist bisexuell. Das dort ist José, der verkleidet sich nur als Frau, ist aber nicht transsexuell, sondern schwul. Wird es dir langsam klar?«
    »Mehr oder weniger.« Ich kratzte mich am Kopf.
    »Idiot!«, grinste Judith. »Du hast sehr schöne Hosen an, mach sie dir nicht schmutzig. Komm, wir backen den Kuchen weiter …«
    Wir gingen wieder in die Küche.
    »Wer ist also der Vater von Maika?«, fragte sie.
    »Das ist einfach zu erklären«, sagte ich. »Der Richter Ernesto Oviedo.«
    »Und was ist mit ihm?«
    »Er sucht seinen Sohn.«
    »Damit er in den Schoß der Familie zurückkehrt?«, fragte Judith lächelnd.
    »Vielleicht ist er dort besser aufgehoben, als wenn er draußen frei herumläuft.«
    »Soviel ich weiß, hatte Maika weder Familie noch ein Zuhause. Sie mietete Hotelzimmer und bezahlte sie wochen- oder monatsweise. Sie blieb, bis sie sich langweilte, und zog dann weiter in ein neues Hotelzimmer.«
    »Ich brauche bessere Informationen von dir.«
    »Wozu, mein Kleiner? Wenn Maika ihren Vater nicht sehen will, wird sie ihre Gründe haben. Vielleicht ist sie schon ganz weit weg …«
    »Wie weit weg?«
    Judith nannte mich einen Manipulator und erklärte, ich hätte Mehl auf der Nasenspitze. Sie wischte es mir ab, steckte ihren Finger in den Kuchenteig, leckte ihn ab, zwinkerte mir zu und erklärte, es sei jetzt Zeit, den Kuchen in den Ofen zu schieben.
    »Wenn ich ihn nicht finde, finden ihn andere, die ihm an den Kragen wollen.«
    Judith hielt mit der Kuchenform auf halbem Weg zum Ofen inne. Meine Notlüge schien ihr Ziel erreicht zu haben.
    »Ich weiß auch nicht, was ich dir sagen könnte, damit du ihn findest.«
    »Die Namen seiner Freunde, beispielsweise, seiner engeren Freunde …«
    »Pablo Javier, die Brüder David und Joel Salmerón. Pablo Javier singt in der Sanborns-Bar in Villa de Cortés. David ist plastischer Chirurg, und sein Bruder ist Geschäftsmann. Sie wissen nicht, dass Maika es mit beiden treibt, oder falls sie es wissen, ist sie die Betrogene. David findest du in der Avenida de los Insurgentes 1160, dort hat er seine Praxis. Die hier hat er mir gemacht.« Sie hob stolz ihre Titten hoch. »Joel wohnt in der Avenida Izazaga 29, in der Gegend, in der die Juden ihre Schneiderateliers haben. Ich erinnere mich nur an diese drei Namen. Aber es gibt noch mehr. Du weißt schon, frustrierte Liebhaber, Unbekannte, die versprachen, ihr die Sterne vom Himmel zu holen, und ihr stattdessen nur den Schlüpfer herunterzogen. Das weiß ich, weil wir viel über solche Dinge sprachen. Nicht über Väter oder Familien. Sondern über Enttäuschungen. Mir hat man nämlich auch schon mehr als ein Mal vorgegaukelt, dass der Mond zum Greifen nahe ist und aus Milch und Honig besteht. Ich erinnere mich, wie wir einmal nach Veracruz fuhren. Kennst du Veracruz? Ein schmutziger Ort, aber man merkt sofort, dass man sich in einer echten Hafenstadt befindet. Das Café La Parroquia, die Bordsteinschwalben unter den Straßenlaternen, der Silbermond, der über dem Meer hängt, das alles ist echt. Nichts davon ist Kulisse für die Touristen, wie in Cancún. Wir lernten den Kapitän eines norwegischen Schiffes kennen. Er sah wahnsinnig elegant aus in seiner Uniform und hieß Rasmus. Wir waren beide verrückt danach, Rasmus zum Orgasmus zu bringen.« Sie lachte auf. »Der Typ hat ihr sehr wehgetan.« Das Lachen erlosch. »Ein Perverser.«
    »Apropos, sagt dir Paulo Pila irgendetwas?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Dann schob sie den Kuchen in den Ofen und schlug vor, etwas zu trinken und mit den anderen darauf zu warten, dass er fertig wurde. Ich antwortete, dass ich mir nichts aus Süßem machte. Und aus Warten auch nicht.
    »Sonst noch irgendwelche Fragen, Gil Baleares?«
    »Ja, eine. War deine Freundin

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