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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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an. „Haben Sie eine Taschenlampe?“
    „Ich weiß, daß der Portier eine hat“, sagte der Ober. „Ich hole sie Ihnen.“
    Er eilte davon, während Ashley und ich eine der hohen Türen öffneten, die zur Terrasse wiesen. Wir traten ins Freie. Es war ein warmer, sternenklarer Abend, romantisch, was seinen optischen Habitus betraf. Aber das Geschehen war frei, von jeder Romantik. Ein Mörder hatte versucht, ein junges Menschenleben auszulöschen.
    Noch stand keinesfalls fest, ob ihm das mißlungen war. Die Lage der Einschußöffnung gab Anlaß zu den schlimmsten Befürchtungen. Wenn Janet sterben sollte, erhöhte sich die Zahl seiner Opfer auf drei, vielleicht sogar auf vier, wenn man Bishop hinzurechnete. Das allerdings waren Hypothesen, denen es sich jetzt nicht nachzugeben lohnte. Es kam darauf an, eine konkrete Spurensicherung vorzunehmen.
    Fest stand, daß Janets Trick sich als Bumerang ausgewirkt hatte. Der Mörder war tatsächlich nervös geworden — aber er hatte nicht so reagiert, wie Janet sich das errechnet und gewünscht hatte. Sie war das Opfer des eigenen Bluffs geworden. Der Ober erschien und brachte uns die Taschenlampe. Wir vermieden es, die Platten der Terrasse zu verlassen, um keine neuen Spuren zu schaffen, und leuchteten den weichen Grasboden um die Büsche herum ab. Es war zu sehen, daß das Gras an einigen Stellen niedergetreten war, aber Fußabdrücke zeichneten sich nicht klar erkenntlich ab. Hinter uns wurde die Terrassentür geöffnet. Ich wollte mich umdrehen, um zu sagen, daß wir keine Neugierigen bei unserer Arbeit dulden konnten, als ich Bill erkannte.
    Er kam rasch auf uns zu. „Verdammt!“ sagte er verzweifelt. „Komme ich denn immer zu spät?“
    „Hier hat er gestanden“, sagte ich und wies mit dem Lichtkegel auf die Grasnarbe neben dem Busch.
    „Arme Janet!“ meinte er mitfühlend. „Oh, wenn ich den Burschen zwischen die Finger bekomme.“
    „Er ist bestimmt über die Mauer geklettert, die den Hotelgarten von der angrenzenden Gray- Street trennt“, sagte der Ober. „Die Mauer ist nicht hoch, und die Gray-Street ist um diese Zeit völlig unbelebt.“
    Bill nickte. „So wird es gewesen sein. Ich rufe jetzt Jack an, damit er herkommt. Er ist ein tüchtiger Mann. Kriminaltechnik ist seine Spezialität Wenn es irgend etwas zu finden gibb, wird er es entdecken.“
    Wir gingen zurück in den Speisesaal. Vom Haupteingang her kamen zwei Männer mit einer Bahre geeilt. Doktor Sanders gab Anweisung, wie das Mädchen angefaßt und auf die Bahre gelegt werden mußte. Janet hatte das Bewußtsein verloren. Dr. Sanders machte ein ernstes Gesicht.
    „Sie wird doch durchkommen?“ fragte Bill ängstlich.
    Dr. Sanders zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen, Sheriff. Die Kugel scheint dicht am Herzen zu liegen. Alles wird vom Gelingen der Operation abhängen. Sie entschuldigen mich jetzt bitte. Wir dürfen keine Minute verlieren.“
    Wir nahmen wieder an unserem Tisch Platz. Lediglich Bill verschwand nochmals, um Jack Bulwer mit der Spurensicherung zu beauftragen. Janets Handtasche lag verlassen auf dem Tisch. Ich öffnete sie, um die Pistole herauszunehmen. „Die hat der Ärmsten wenig genützt.“  
    Ashley zuckte die Schultern. „Immerhin ist interessant, daß es Janet gelungen ist, den Mörder nervös zu machen.“
    Zu welchem Preis!“ sagte ich bitter und schob die Waffe in die Tasche zurück. „Das passiert nun eben, wenn Amateure auf Verbrecherjagd gehen.“ Ashley schaute mich milde lächelnd an. „Ist das eine Spitze gegen unsere Arbeit? Schlägst du vor, auszusteigen ? Willst du andeuten, daß es auch für uns klüger wäre, die Untersuchungen den Fachleuten zu überlassen?“
    Ich schüttelte den Kopf. „So meine ich das nun nicht.“
    „Ich weiß“, erwiderte er. „Aber wie soll es jetzt weitergehen ?“
    Bill enthob mich einer Antwort. Er kam an den Tisch zurück und nahm Platz. Ehe er sich an uns wandte, winkte er den Ober heran und bestellte sich einen Whisky. Dann sagte er wütend und verzweifelt: „Dieser Kerl von einem Mörder bringt mich an den Rand des körperlichen und seelischen Ruins. Er tanzt uns einfach auf der Nase herum! Wann endlich wird es uns gelingen, ihn zu schnappen?“
    „Er wird einen Fehler machen“, meinte ich ruhig. „Vielleicht hat er diesen Fehler schon begangen. Er wird nervös. Er schlägt zu, obwohl das für ihn keinen Sinn hat.“
    „Keinen Sinn?“ fragte Bill erstaunt. „Aber Janet kennt ihn doch, wie sie behauptet.

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