Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Vergnügen macht“, meinte sie.
„Nichts ist bedrückender als eine desillusionierte junge Dame“, bemerkte Ashley, der einen Whisky vor sich stehen hatte. Es war sein dritter, ich hielt mich noch an den ersten.
„Auf einen Mörder warten, das ist faszinierend“, sagte Janet. Sie öffnete die Handtasche und entnahm ihr ein Zigarettenetui. Ich gab ihr Feuer. Sie bedankte sich, inhalierte, und stieß gedankenvoll den Rauch aus. „Zu wissen, daß er rasch zuschlagen muß, um sich der letzten Gefahr zu entledigen — das schafft ein ungemein prickelndes Gefühl“, meinte sie.
„Gelegentlich schafft es auch einen Toten“, sagte Ashley trocken.
Janet blickte ihn amüsiert an. Sie hatte ihn nach dem Mittagessen kennengelernt und schien das Gefühl zu haben, daß es sich bei Ashley um einen versnobten Playboy handelte, den man nicht ganz ernst zu nehmen brauchte.
„Ich habe nicht vor, das letzte Opfer dieses Burschen zu werden“, erklärte sie. „Ich will lediglich seine Zielscheibe sein.“
„Und was machen Sie, wenn er ins Schwarze trifft?“ fragte Ashley.
„Ich glaube nicht, daß es soweit kommen wird“, erwiderte Janet. Sie wurde ernst und etwas nachdenklich. „Ein Risiko bleibt bestehen“, gab sie schließlich zu. „Ein großes Risiko sogar. Aber das muß ich auf mich nehmen, das bin ich meiner Berufsehre und der Story einfach schuldig.“
„Sie haben einen schönen Spleen, meine Teuerste“, sagte Ashley mit seiner leicht nasalen Stimme.
„Einen Spleen hat jeder von uns — Sie nicht ausgenommen!“ erwiderte Janet hitzig. „Gefährden Sie sich etwa weniger als ich? Ist Ihr Leben weniger wertvoll als meins ?“
Über den Wert meines Lebens wollen wir uns nicht streiten“, meinte Ashley. „Fest steht, daß ich noch niemals eine Gefahr bewußt herausgefordert habe. Ich bin nicht lebensmüde. Außerdem bin ich ein Mann.“
„Ein Mann!“ spottete Janet. „Wo liegt da der Unterschied?“
Ashley grinste. „Wenn Sie es wünschen, kläre ich Sie gern darüber auf.“
„Unsinn! Sie wissen genau, wie ich es meine. Wenn ich etwas hasse, dann sind es sogenannte gute Ratschläge aus nicht kompetenter Quelle.“
,Ashley meint es gut“, beruhigte ich sie. „Und er hat recht.“
Janet hörte gar nicht zu. Ihr Blick ging geradeaus. „Er wird zu mir kommen“, sagte sie. „Irgendwann, in der Nacht, vielleicht auch gegen Morgen. Er wird mir gegenüber treten — und das ist der Moment, auf den ich warte!“
„Wollen Sie es darauf ankommen lassen, daß er zuerst schießt?“ fragte ich.
„Er wird nicht schießen“, meinte Janet. „Ich werde ihm vorher ein paar Dinge sagen, die ihn davon abhalten werden, mich zu überrumpeln.“
„Was für Dinge?“ fragte ich.
Janet lächelte. „Ich habe bei Hugh Dryer ein Testament hinterlegt. Falls mir etwas zustoßen sollte, wird es den Mörder entlarven. Der Mörder hätte also nichts davon, wenn er mich umbrächte. Das Testament würde ihn überführen.“
„Sie haben an alles gedacht, was?“ fragte ich.
„Ich hoffe.“
„Was aber geschieht, wenn er nicht zu Ihnen kommt“, erkundigte sich Ashley. „Was passiert wenn er es sich einfallen läßt, aus dem Hinterhalt auf Sie zu schießen? Was ist, wenn Sie gar keine Zeit finden, Ihre Argumente anzubringen?“
Janet biß sich auf die Unterlippe. Sie überlegte. „Nein, das wird er nicht tun“, sagte sie nach kurzer Pause.
„Weil es nicht in Ihren Kram paßt?“ fragte ich.
„Auf der Straße gibt es Zeugen“, meinte Janet. „Gab es denn Zeugen, als es die beiden Mädchen erwischte?“
„Das war etwas anderes. Die beiden trauten ihm. Ich nicht. Ich würde mich an keinem einsamen Ort mit ihm treffen!“
„Warum wollen Sie unbedingt, daß er zu Ihnen in die Wohnung kommt?“ fragte ich.
Janet blickte mich lächelnd an. „Können Sie ein Geheimnis bewahren?“
„Im allgemeinen fällt mir das nicht schwer.“ „Ich will ihn fotografieren“, sagte sie.
„Fotografieren?“ fragte Ashley ungläubig.
„Ja!“ sagte Janet eifrig. „Das wird der große Knüller! Das hat es noch nicht gegeben — das Bild eines Mörders, kurz vor Ausübung der Tat!“ „Glauben Sie, er wird sich Ihnen zuliebe mit grimmig-brutalem Gesichtsausdruck knipsen lassen?“
„Ihm wird gar nichts anderes übrig bleiben“, meinte Janet. „Sobald er das Zimmer betritt, wird ein Kontakt ausgelöst, der den Verschluß einer von mir schon vor Tagen installierten Kamera in Tätigkeit setzt. Nach Eintritt
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