Schwarze Orchideen Kommissar Morry
fahre ich sofort nach New York, um mir den besten Anwalt zu kaufen, der für Geld zu haben ist. Das schwöre ich Ihnen!“
„Beruhigen Sie sich doch, Mr. Carson“, rief Janet. „Leslie wird nichts geschehen.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Ich weiß es eben“, meinte Janet lächelnd. „Ganz einfach deshalb, weil ich den Mörder überführen werde.“
„Sie?“ fragten Carson und Bill wie aus einem Mund.
„Haben Sie etwas dagegen?“
„Aber Bishop ist doch tot!“ sagte Carson.
„Bishop hat die beiden Mädchen nicht umgebracht“, erklärte Janet.
„Soll das heißen, daß Sie den wahren Mörder kennen?“ fragte Bill.
„Hm“, machte Janet. Ich kenne ihn.“
„Dann müssen Sie uns sofort den Namen nennen!“ meinte Bill erregt.
„Muß ich das?“ fragte Janet spöttelnd.
„Es ist Ihre Pflicht!“ sagte Bill.
„Pflicht!“ spöttelte Janet. „Wäre es nicht Ihre Pflicht gewesen, den Mörder zu entlarven? Ich erinnere mich nicht, daß Sie es jemals ernsthaft versucht hätten.“
„Wollen Sie mich beleidigen?“ fragte Bill. „Ich habe es wahrhaftig nicht nötig, mir diese ungerechtfertigten Vorwürfe anzuhören! Fragen Sie Jack Bulwer, wie wir gearbeitet haben, um Licht in diese mysteriöse Affäre zu bringen. Ganze Nächte haben wir uns um die Ohren geschlagen, und' als wir nicht voran kamen, habe ich meinen Freund Mark gebeten, mir zu helfen — er ist immerhin einer der berühmtesten Detektive unseres Landes! Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, nichts unversucht gelassen zu haben, um den Mörder zu finden. Und da kommen Sie daher und werfen mir vor...“
„Schon gut, schon gut!“ unterbrach Carson ungeduldig. Er blickte Janet an. „Ich muß dem Sheriff allerdings beipflichten, wenn er von Ihnen verlangt, mit offenen Karten zu spielen. Wenn Sie tatsächlich ahnen oder wissen, wer die schrecklichen Morde begangen hat, müssen Sie es uns sagen.“
„Lieber Mr. Carson“, meinte Janet. „Ich bin Reporterin. Sie werden verstehen, daß ich das Beste aus meiner Story zu machen versuche. Ich bin in der einzigartigen Situation eines Menschen, der einen Mörder kennt und ihn beobachten kann. Sie werden verstehen, daß ich mir diese phantastische Basis für eine groß angelegte Reportage nicht entgehen lassen möchte.“
„Zum Teufel mit Ihrer Reportage!“ schimpfte Mr. Carson. „Und was ist, wenn der Mörder erneut zuschlägt?“
„Er wird es nur noch ein einziges Mal versuchen“, sagte Janet. „Und wenn das geschieht, werde ich zur Stelle sein.“
Wir alle blickten Janet an. Sie lächelte; nach wie vor machte sie einen heiteren und gelösten Eindruck.
Bill brach als erster das kurze Schweigen. „So geht es nicht, Miß Suffolk“, sagte er hart. „Ihr beruflicher Ehrgeiz in Ehren — aber auch ihm sind Grenzen gesetzt, wenn es um das Allgemeinwohl geht. Ich, als Sheriff dieser Stadt, muß von Ihnen verlangen, daß Sie den Mörder nennen — und zwar sofort!“
„Ich werde ihn nennen, Sheriff — aber nicht sofort.“
„Sondern?“
„Schon bald, sehr bald.“
„Das ist ein dehnbarer Begriff.“
„Ist es ein Mann aus Drumola?“ unterbrach Carson.
Janet nickte. „Gewiß. Hatten Sie etwas anderes erwartet?“
„Und wir alle kennen ihn?“
„Wir alle“, bestätigte Janet.
„Sie machen mich wahnsinnig!“ meinte Bill und wandte sich an mich. „Kannst du sie nicht zum Sprechen bringen?“
„Nicht nötig“, erwiderte ich lächelnd. „Ich habe noch immer die Hoffnung, der jungen Dame zuvorzukommen.“
Janet lachte. „Da müssen Sie sich aber beeilen.“
„Zum Teufel mit diesem albernen Frage- und Antwortspiel!“ rief Carson. „Das bringt uns doch nicht voran! Hören Sie, Janet — Sie bestreiten nicht, daß der Mörder erneut zuschlagen wird — ein letztes Mal, wie Sie sagen. Wollen Sie, um des eigenen, billigen Reporterruhmes willen, ein junges Menschenleben gefährden? Das ist unverantwortlich! Dafür habe ich einfach, keine Worte.“
„Trösten Sie sich, Mr. Carson“, sagte Janet. „Ich selbst werde das Opfer sein.“
*
Am Abend des gleichen Tages saß ich mit Ashley in dem Hotelrestaurant. Wir warteten auf Bill. Gegen neun Uhr kam Janet Suffolk herein. Sie setzte sich zu uns an den Tisch und legte ihre Handtasche in Griffbereitschaft.
„Vielleicht werde ich sie heute noch brauchen“, meinte sie scherzhaft.
„Sie spielen gern mit dem Feuer, was?“ fragte ich.
„Im Grunde genommen ist es das einzige, was noch
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