Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Vermutlich will er sich nur einen gefährlichen Zeugen vom. . .“
„Janet hat nur geblufft“, sagte Ashley.
Bill hob fragend die Augenbrauen. „Geblufft?“
Ashley nickte. „Mark hat sie aufs Glatteis geführt.“
„Ach was“, sagte ich. „Sie hat sich verplappert.“
„Ja“, ergänzte Ashley. „Janet hat zugegeben, den Mörder gar nicht zu kennen.“
„Phantastisch!“ meinte Bill.
„Sie wollte ihn nur herausfordern“, fuhr Ashley fort. „Er sollte veranlaßt werden, zuzuschlagen. Janet wollte ihn auf diese Weise in den Griff bekommen.“
Bill stieß die Luft aus. „Typisch. Janet! Der ist jedes Mittel recht, um eine gute Story zu kriegen. Aber diesmal ist etwas schief gegangen, verdammt schief sogar! Man könnte sich darüber freuen und ihr die Lektion gönnen, wenn nicht alles so schrecklich ernst wäre. Zu denken, daß die Ärmste sterben kann, nur weil sie leichtsinnig war — “ Er schüttelte bekümmert den Kopf. „Es ist zum Verrückt werden!“ Dann blickte er mich an. „Was kann sie nur veranlaßt haben, so unverantwortlich kindisch zu handeln ? Sie hat mit dem Feuer gespielt und sich dabei verbrannt.“
„Immerhin hat sie eine tüchtige Portion Mut gezeigt“, gab Ashley zu bedenken.
„Mut?“ fragte Bill. „Entschuldigen Sie, Lord Ashley — aber in meinen Augen ist das nur sträflicher Leichtsinn. Wer wird den Aerger davon haben? Kein anderer als ich, der Sheriff! Man wird mich in der Luft zerreißen und erneut der Unfähigkeit bezichtigen! Als ob ich nicht schon genug Ärger mit den beiden anderen Mordfällen hätte.“
Wir sprachen noch über dies und jenes; selbstverständlich kreiste unser Gespräch dabei ausschließlich um Dinge, die mit dem Anschlag auf Janet und der Person des Mörders zusammenhingen. Etwa zwanzig Minuten später erschien Jack Bulwer. Seine Schuhe waren ziemlich schmutzig, denn er hatte sich gründlich im Garten umgesehen. In seinen Augen leuchtete unverhohlener Triumph.
Bill riß die Augen auf. „Was denn — den Mörder?“
Bulwer nickte grimmig. „Diesmal hat er einen Fehler begangen, einen gravierenden Fehler!“
„Sprechen Sie, Menschenskind!“
„Ich habe die Mordwaffe gefunden“, sagte Bulwer. „Ein Bensen-Jagdgewehr.“
Bill sprang auf. Er packte Bulwer an beiden Schultern. „Mensch, ist das wahr?“ fragte er aufgeregt. „Wo hat die Knarre gelegen?“
„In einem Busch an der Mauer“, erklärte Bulwer. „Der Täter hat sie vermutlich dort zurückgelassen, um sie gegen Morgen abholen zu können. Es wird sich empfehlen, einen Posten hier zu lassen, um dem Burschen aufzulauern.“
„Wo ist das Gewehr?“ fragte Bill.
„In meinem Wagen“, meinte Jack Bulwer. Er sprach sehr leise, damit uns niemand an den anderen Tischen hören konnte. „Ich wollte es nicht mit hereinbringen. Die Geschichte würde sonst sofort die Runde machen und den Täter warnen.“
„Sehr klug und überlegt gehandelt!“ sagte Bill. „Hoffentlich finden wir ein paar Fingerabdrücke auf der Waffe.“
Jack nickte grinsend. „Ich konnte mir nicht verkneifen, im Wagen eine erste, flüchtige Untersuchung vorzunehmen. Bessere Fingerabdrücke können wir uns nicht wünschen. Wir haben ihn, Sheriff, da gibt es keinen Zweifel!“
„Hm“, machte Ashley. „Nur eins macht mich stutzig. Weshalb sollte er das Gewehr im Garten zurückgelassen haben? Er ist schließlich mit dem Ding gekommen — warum hat er es nicht wieder mitgenommen?“
„Stimmt“, assistierte Bill, der die Stirn in Falten legte. „Warum?“
„Darauf gibt es nur eine Antwort“, meinte Bulwer. „Er wollte auf dem Rückweg zu seinem Wagen nicht riskieren, mit dem Gewehr gesehen zu werden. Obwohl die Knarre einen nachträglich aufmontierten Geräuschdämpfer hat, mußte er damit rechnen, daß der Schuß gehört worden ist. Er legte die Flinte also am äußersten Ende der Mauer unter einen Busch, weil er sicher war, daß wir nicht vor Tagesanbruch mit der Spurensicherung beginnen würden.“
„So kann es gewesen sein“, gab Bill zu.
„So war es!“ sagte Bulwer überzeugt. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt ins Office fahre und die Flinte untersuche?“
„Ich komme mit“, sagte Bill und sah mich an. „Hast du Lust, uns zu begleiten? Lord Ashley kann selbstverständlich auch mitkommen.“
„Es wird mir ein Vergnügen sein“, meinte Ashley und stand auf.
Die Fingerabdrücke auf dem Gewehr waren erstklassig, daran gab es keinen Zweifel. Die Frage, die sich stellte,
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