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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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he? Wir drei Penner sollten uns schämen.“
    „He?“ fragte Klößchen.
    Karl schaltete computerschnell. „Du
meinst, Claudia hat Dr. Heilmann gemeint — und dessen Frau? Wieso?“
    „Weil die heute abend nicht zu Hause
sind, wie mir der Medizinmann selbst erzählt hat. Sie sind eingeladen zu dem
Schloßkonzert auf Schloß Glorithurn zu Geldern und Knack. Unser Direx eilt auch
hin. Heilmann, ja! Ich schnall ab. Überlegt doch! Über den Ganoven Knobel
wissen wir, daß er bei Apothekern und Ärzten einbricht — wegen seiner
Tablettensucht. Bei Apothekern und Ärzten liegen die chemischen Pillen
kartonweise rum: Zum Beruhigen, zum Aufmöbeln, zum Ausgleichen, zum
Durchbluten, zum Blutdruckheben, zum Blutdrucksenken, zur Vermeidung von
Schwermut, Wutanfällen und Rachsucht. Bestimmt wird auch für Knobel was dabei
sein. Wo der doch aufs Aufputschen steht. Und die Tümmel, dieses Luder, hat bei
uns in der Internatsschule von Heilmanns Einladung Wind gekriegt. Daß unser
Medizinmann und diese freche Küchenschabe sich über das Schloßkonzert
unterhalten, ist kilometerweit jenseits meiner Vorstellung. Aber Claudia kann
zufällig gelauscht haben — als Heilmann sich mit dem Direx darüber unterhielt.
Denn die beiden...“
    „Haben sie getan“, fiel Klößchen ihm in
den Gedankenfluß. „Weiß ich, weil ich Zeuge bin. Eigenohrig habe ich’s gehört,
und zwar nach dem Mittagsmampf auf dem Flur vorm Speisesaal. Du warst vorn an
der Normaluhr, hast mit Berthold Bettelrein gesülzt und auf mich gewartet. Weil
ich noch gekaut habe, bin ich langsam getigert. Heilmann und der Direx gingen
an mir vorbei — in den Speisesaal rein. Sie redeten von der Sinfonie sowieso,
die heute abend auf Schloß Glorithurn musiziert wird — und daß sie sich darauf
freuen. Daß sie rechtzeitig dasein müssen und im Zeitdruck sind, wurde
bejammert. Claudia, meine ich, hat vorn im Speisesaal gerade die Fischtöpfe
abgeräumt. Sie war also hörnah.“
    „Na also!“ Tim klatschte die Faust in
die Handfläche. „Dann bedeutet das: Claudia hat Knobel einen Tip gegeben, wo er
einbrechen kann. Damit ist auch die Frage geklärt, ob sie von seiner
Schlechtigkeit weiß oder nicht.“
    „Nämlich?“ fragte Klößchen.
    Als niemand antwortete, bemühte er sein
eigenes Gehirn und zog den logischen Schluß.
    „Sie weiß, daß er Einbrecher ist. Logo!
Leute, das bedeutet, unsere Küchenhelferin ist eine Ganovenbraut. Und ich — mit
meinem aufmerksamen Scharfblick — habe sie enthüllt. Ich meine, ich habe dieser
Wölfin den Schafspelz heruntergerissen.“
    „Es ist erst kurz nach sechs“, sagte
Tim nach einem Blick auf die Uhr. „Wenn wir sofort zur Heilmann-Adresse
brettern, läuft uns Knobel in die Arme.“
    „Er schob seinen Stuhl zurück und
sprang auf.

9. Ringsum Bullenweide
     
    Es dunkelte rasch an diesem
Herbstabend, und die Wolken, die sich seit Spätnachmittag über der Stadt
schichteten, trugen dazu bei. Ungezählte Lichtquellen erhellten die Innenstadt,
aber die Heilmanns wohnten in einem östlichen Vorort, wo tagsüber wenig los ist
und nachts gar nichts.
    Seine Patienten bezog der Arzt
sicherlich nur aus diesem Vorort — es sei denn, Heilmanns medizinische
Kunstfertigkeit hatte sich rumgesprochen bis zum anderen Ende der Stadt. Dann
konnte man vermuten, daß Patienten auch von dorther zu ihm kamen — denn ein
guter Arzt ist fast so unersetzlich wie ein Modefrisör.
    Tim wußte, daß Heilmann am
Weidegrabenweg wohnte und praktizierte, und zwar in Haus Nr. 11. Aber noch
keiner aus der TKKG-Bande war dort gewesen.
    Fast 40 Minuten vergingen, bis sie
Vierlingsstetten-Oberwurz erreichten. So hieß der Vorort.
    Die Dunkelheit war jetzt fortgeschritten
bis zur Erkennungsfeindlichkeit. In den Straßen brannten Lichtpeitschen. Ein
kalter Ostwind pfiff. Die Luft roch mehr nach Land als nach Stadt, nämlich
jauchig.
    „Wo ist denn hier der Weidegrabenweg?“
rief Tim einem Mann zu, der vor einer Haustür mit den Schuhen die Fußmatte
bearbeitete und dabei fluchte. Offenbar hatte er in Hundedreck getreten und
wollte jetzt nicht auch noch seine Teppiche versauen.
    „Was?“
    „Weidegrabenweg! „
    „Das hier ist die Wegscheidstraße.“

    „Blödheini“, murmelte Tim. „Lesen
können wir auch.“ Laut rief er: „Und wo geht’s zum Weidegrabenweg?“
    „Geradeaus. Immer weiter, immer weiter.
Ist ‘ne Sackgasse. Und endet am Weidezaun. Der ist elektrisch geladen. Dahinter
liegt eine Bullenweide. Also seht euch vor.“
    Sie

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