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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Esel, dachte Frese. Dein Fell
fehlt noch. Habe ja gar nicht vor, dir ‘ne Tierhaut anzudrehen. Ausbaldowern
will ich. Nur das.
    „Vielleicht“, meinte Frese, „hat die
verehrte Frau Gemahlin ein Interesse an meinen Fellen.“
    „Das ist leider unmöglich. Sieglinde
weilt in einer besseren Welt.“
    „Mein Beileid!“
    „Es ist schon zwölf Jahre her, daß sie
starb. Außerdem hat sie Felle nie gemocht. Sieglinde trug nie einen Pelzmantel.
Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, guter Mann. Aber Sie wirken bedürftig.
Wenn Sie sich etwas Geld verdienen wollen, können Sie hinterm Haus den Rasen
mähen. Das muß noch mal gemacht werden, bevor der erste Schnee fällt.“
    Rasenmähen? Frese verbarg sein
Entsetzen nur mühsam. „Leider ist mir diese Arbeit verwehrt. Ich habe lockere
Bandscheiben.“
    „Schade.“
    Frese wandte den Kopf zur Seite, denn
auf dem Gartenweg knirschte der Kies unter mehreren Füßen.
    Genau um sechs, nämlich um drei Paar
Füße handelte es sich bei genauerem Hinsehen.
    Frese zog das Gesicht noch schiefer.
    Daß ihn die drei Jungs hier sahen, war
ihm unangenehm. Denn er wollte wiederkommen als Einbrecher — morgen,
vermutlich.

8. Schwarze Rosen unter Glas
     
    Was ist denn das für ein Typ? dachte
Tim.
    Die drei hatten ihre Drahtesel an den
Zaun gelehnt und sockten jetzt zur Phortheimer-Villa, wo die beiden Männer vor
der Eingangstür standen: der Typ mit dem Koffer und der alte Herr, bei dem es
sich offensichtlich um den ehemaligen Goldminenbesitzer handelte.
    „Der mit dem Schnurrbart“, sagte Karl,
„ist der Herr Phortheimer.“

    „Habe ich mir gedacht“, murmelte Tim.
„Der andere sieht wie ein Hausierer aus. Vielleicht ein Zeitschriftenwerber.“
    Sie gingen zum Eingang.
    Der krumme Typ mit dem Koffer hatte
offenbar kein Geschäft gemacht, trollte sich jetzt und kam an den Jungs vorbei.
    Tim musterte ihn kurz, aber scharf,
während Karl schon Edu Phortheimer begrüßte, der sich offensichtlich freute,
daß er seinen Katalog ohne Eselsohren zurückerhielt.
    Tim und Klößchen wurden vorgestellt.
Edu hatte einen knackigen Händedruck, jedenfalls hörte man die Gelenke knacken.
    „Eben wollte mir dieser gute Mann
Känguruhfelle verkaufen“, meinte er schmunzelnd. „Sind bestimmt keine echten.
Außerdem kaufe ich grundsätzlich nichts an der Tür. Wie ist es, Karl — wollt
ihr drei reinkommen und eine Tasse Kamillentee mit mir trinken?“
    „Vielen Dank, Herr Phortheimer“, rief
Karl und tauschte einen Blick mit seinen Freunden. „Aber wir haben eine
Verabredung, die wir einhalten müssen. Für Kamillentee bleibt keine Zeit. Doch
meine Freunde sind wahnsinnig interessiert an Paperweights. Wenn Sie Tim und
Willi gestatten würden, mal einen Blick auf Ihre prachtvolle Sammlung zu werfen
— wäre das ein Glückstag für sie.“
    Um Himmels willen! dachte Tim. Spinnt Karl?
Unser Interesse ist kaum knöchelhoch.
    Doch dann sah er, wie dem Oldie vor
Freude das Blut ins Gesicht schoß.
    „Selbstverständlich“, nickte
Phortheimer, „kommt rein.“
    Er führte die Jungs durch eine
holzgetäfelte Eingangshalle zu einem Raum neben dem Wintergarten, wo mindestens
zehn Vitrinen und Glasschränke standen. Alle enthielten gläserne Paperweights —
ein Augenschmaus. Die Farben funkelten.
    „Dieser hier mit den schwarzen Rosen“,
erklärte Phortheimer, „ist mein kostbarstes Stück. Über 150 Jahre alt. Von der
Serie gibt es nur noch zwei. Der andere befindet sich im Besitz eines
amerikanischen Hundefutterfabrikanten. Er und ich — wir haben die schönsten
Sammlungen.“ Er knackte mit den Fingern. „Wollt ihr nicht doch eine Tasse
Kamillentee?“
    Die Jungs dankten und verabschiedeten
sich ohne auffällige Hast.
    Als sie am Zaun ihre Drahtesel
entsicherten, meinte Klößchen: „Das nächste Mal, Karl, bringst du uns zu
jemandem, der Kakao anbietet. Dann muß man nicht so überstürzt flüchten.“ Tim
war mit seinen Gedanken woanders, nämlich bereits in den Abendstunden.
    „Spätestens ab acht Uhr, Leute, müssen
wir die Beschattung wieder aufnehmen. Ab dann hat Claudia frei. Es ist
wahrscheinlich, daß sie Knobel abends trifft. Die Dunkelheit verhüllt. Der
Verbrecher riskiert dann nichts, zumindest weniger. Wenn man nur wüßte, ob sie
über ihn Bescheid weiß. Ob sie sich wissentlich mit einem Ganoven einläßt —
weil aus Liebe ja angeblich die größten Katastrophen entstehen. Oder ob sie
null Ahnung hat von den charakterlichen Macken ihres Mackers. Nun, wir

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