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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Büschen. Tim hörte, wie die Blätter abfielen. Und dunkel war’s hier wie in
einem wasserdichten Anglerstiefel.
    Einbruchszeit, dachte Tim. Wenn unsere
Vermutung stimmt, kann Knobel jeden Moment hier sein.
    An der Rückfront führte ein Kiesweg
entlang.
    Tims Puma-Trainingsschuhe raschelten
mit den kleinen Steinen. In der Abendstille war das bis zum Zaun hin zu hören.
Tim ging an der Kellertreppe, die ein Geländer hatte, und an zwei Rückfenstern
vorbei. Beim dritten verharrte er.
    An der Dunkelheit hatte sich nichts
geändert. Aber Tims Augen gewöhnten sich daran. Er sah: Das Fenster stand
offen. Die helle Gardine dahinter war zur Seite gezogen.
    Aber Herr Doktor! dachte er. Lädt man
so die Diebe ein, wenn man nach Schloß Glorithurn fährt? Oder ist Elsedore so
vergeßlich gewesen?
    Er griff hinauf. Als seine Hände die
äußere Fensterbank berührten, fühlte er Glassplitter.
    Tod und Teufel! Das Fenster war
geknackt, aufgebrochen; die Scheibe zerschmettert dicht neben dem Griff. Also
war Knobel schon dagewesen. Pest und Pocken! Konnte der denn nicht abwarten,
wie jeder anständige Einbrecher, bis es Nacht wird!
    Aber vielleicht war der Kerl noch im
Haus.
    Tim entschied, daß er hier nicht weg
durfte. Also mußte er darauf verzichten, seine Freunde zu verständigen.
    Er schwang sich zum Fenster hinein.
Leise, leise! Aber der Kies hatte geknirscht. Und überhaupt: Vor dem Haus waren
sie nicht gerade wie die Mäuse angetanzt. Auch das Garagentor hatte gedröhnt
beim Öffnen und Schließen.
    Wenn Deti Knobel noch da war, wußte er
Bescheid.
    Tim stand in der Dunkelheit. Er spürte,
daß es ein Flur war, jedenfalls ein kleiner Raum. Irgendeine Tür rechts mußte in
den Praxisanbau führen. Ein säuerlicher Desinfektionsgeruch schwebte umher. Aus
Elsedores Küche kam der sicher nicht.
    Tim streckte die Hand aus, tappte los,
atmete flach und getraute sich nicht, Licht zu machen — vorausgesetzt, er fand
einen Schalter.
    Knobel war Profi und als
Tablettensüchtiger sicherlich unberechenbar wie eine Klapperschlange. Daß er
gefährlich sei und gewalttätig, gehörte zu seiner Charakterisierung. So einem
war zuzutrauen, daß er aus allen Rohren feuerte. Und gegen eine Pistolenkugel
ist selbst asiatische Kampfkunst ein untaugliches Mittel.
    Jetzt spürte Tim die Klinke einer Tür.
Ging’s hier in die Praxis? Die Tür ließ sich öffnen.
    Er spähte in suppendicke Finsternis,
machte zwei vorsichtige Schritte und stieß mit dem Fuß gegen etwas, das sich
wie ein Plastikeimer anfühlte.
    Im selben Moment wurde hinter ihm die
Tür zugeschmettert.
    Der Schlüssel kratzte im Schloß.
    Draußen im Flur trommelten Schritte
über den Spannteppich — zum Fenster.
    Verdammt! Tim rannte gegen die Tür an,
landete aber daneben an der Wand. Der Lichtschalter! Eine Deckenleuchte flammte
auf. Sie blendete Tim. Immerhin — er befand sich in einer Abstellkammer. Sie
war ziemlich groß, enthielt Besen, Bügelbrett, Staubsauger, Teppichkehrer,
Eimer, Bürsten, ein Regal mit Desinfektionsmitteln in Flaschen und Flakons und
und und...
    Eingesperrt! Tim rüttelte an der Tür.

    Dann warf er sich dagegen.
    Beim zweiten Anlauf barst das Schloß.
    Er landete im Flur, rannte zum Fenster
und flankte hinaus.
    Zu sehen war niemand.
    Tim sauste um den Praxisanbau herum.
    Seine Freunde standen noch vor dem Tor
der Einfahrt, wirkten wie erstarrt und blickten her.
    „Da war jemand“, rief Gaby. „Eine
dunkle Gestalt. Wir dachten erst, du wärst es. Aber dann ist sie durch die
Büsche gelaufen.“
    „Welche Richtung?“
    Alle drei wiesen stadtwärts.
    Statt die nachtdunklen Gärten
abzusuchen, was aussichtslos war, lief Tim zur Straße und sprang auf sein
Rennrad.
    „Knobel war schon im Haus. Ich bin
versehentlich in der Besenkammer gelandet, und er hat mich eingeschlossen. Wir
müssen ein Stück zurück, ihm den Weg abschneiden. In diesem Viertel sitzt er in
der Falle. Ringsum ist Bullenweide. Wenn er in die Richtung türmt, wird er von
deutschen Kampfstieren niedergetrampelt. Raus führt hier nur der
Weidegrabenweg.“
    „Wahnsinn!“ meinte Klößchen und fuhr an
letzter Stelle.
    Sie preschten zurück.
    Obwohl Tim mindestens eine halbe Minute
verloren hatte, als er sich aus der Besenkammer befreite, konnte der Einbrecher
dieses Stahlroßtempo fußläufig nicht vorlegen.
    Vermutlich hatte er in irgendeiner
Sackgasse seinen Wagen geparkt. Oder Motorrad. Oder Tretmühle. Daß er sich als
Spaziergänger betätigte, war keinesfalls

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