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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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anzunehmen.
    Die TKKG-Bande sauste bis zum Anfang,
bzw. Ende der Straße zurück. Dort, zwischen den Häusern Nr. 39 und 40, bremste
Tim scharf. Für einen Moment traute er seinen Augen nicht.

10. Polizeiaufgebot
     
    Sie hatten sich im Dunkeln versteckt —
jedenfalls außerhalb des Lichtkreises der Laternen. Aber sie waren da:
Polizisten, Polizisten, Polizisten; überall, an allen Ecken und Enden.
    Zwei Streifenwagen, quergestellt und
hintereinander versetzt, sperrten die Fahrbahn. Uniformierte und Kripo-Leute,
wohin man sah: in Hofeinfahrten und auch in den beiden Gassen, die rechts und
links zu den Feldern und Fluren führten — zur „elektroumzäunten“ Bullenweide,
zum Beispiel.
    Mir stellt’s die Nackenhaare auf,
dachte Tim. Ich staune. Vierlingsstetten-Oberwurz ist abgeriegelt. Hermetisch ( absolut
dicht). Hier schlüpft keine Kopflaus durch, geschweige denn ein Knobel.
Aber woher weiß die Polente, daß er hier ist?
    „Uff!“ meinte Karl hinter Tim.
    „Wenn ich jetzt ein gesuchter Ganove
wäre“, sagte Klößchen, „hätte ich Muffengang bis in die Beinkleider. Gott sei
Dank bin ich der allseits beliebte Willi mit dem goldenen Herzen.“
    „Hallo, Papi!“ rief Gaby und rollte an
Tim vorbei, wobei sie sich mit einem Fuß vom Boden abstieß — wie auf einem
Trittroller.
    Kommissar Glockner stand etwas
abgewandt hinter einem der Fahrzeuge und horchte in ein Walkie-Talkie. Jetzt
drehte er sich um.
    Während Gaby ihren Vater umarmte,
rückten auch die Jungs näher.
    Aha! stellte Tim fest. Der Kommissar leitet
den Großeinsatz. Irrer Vorteil für uns. Knobel kann sich was einbilden. So ein
Aufgebot für ihn. Man könnte ja meinen, sämtliche deutschen Ministerpräsidenten
hätten sich in einem der Häuser zum Skatabend getroffen.
    Der hochgewachsene Kommissar überragte
alle anderen.
    „Und was macht ihr hier?“ fragte er.
    „Aber Papi!“ Gaby befreite sich von
ihrer Kapuze. „Natürlich dasselbe wie du. Das heißt, wir wollten hier sein,
bevor der Kerl einbricht. Aber es war trotzdem zu spät. Er hat den Dr. Heilmann
schon heimgesucht, ist abgehauen, eben, und steckt jetzt irgendwo.“
    Glockner und seine Leute in Hörweite
schienen zu erstarren.
    „Wie bitte?“ fragte der Kommissar. „Ihr
sucht nach Franzislaus Wremmbachl?“
    „Uih!“ Beinahe hätte Tim seinen Kopf
bis unter den Kragen des Longjacketts mit der eingerollten Unwetterkopfhaube
eingezogen.
    Natürlich wußte jedermann hier im Land,
vielleicht sogar weltweit, wer Franzislaus Wremmbachl war: der meistgesuchte
Terrorist und Regierungsfeind seit mindestens fünf Jahren.
    „Aber doch nicht den“, erwiderte Gaby,
„wir suchen Knobel. Detlef Knobel.“
    In Glockners markantem Gesicht schoben
sich die Brauen zusammen, indes nur für einen Moment. Dann druckte das
Gedächtnis die Info aus, und Gabys Vater hatte vollen Durchblick — was Knobel
betraf.
    Tim öffnete die Zähne. Er wollte eine
Erklärung rauslassen. Daß das Polizeiaufgebot nicht Knobel galt, war inzwischen
allen klar. Doch in diesem Moment überstürzten sich die Ereignisse.
    „Halt! Stehenbleiben! Polizei!“ peitschte
eine Beamtenstimme die Worte in den Abendwind.

    Das war am Ende der südlichen
Sackgasse, einem dunklen Schlauch; dort also, wo rißfester Stacheldrahtzaun,
verstärkt durch einen Elektrozaun, das bewohnbare Gebiet von der gefährlichen
Bullenweide trennte.
    Kaum verhallten die Worte, krachten
drei oder vier Schüsse. Ein Todes- oder Schmerzensschrei folgte zum Glück
nicht. Doch dann schien dort hinten der Boden zu beben, und ein Stier brüllte
so markerschütternd, daß bestimmt auch ein Torero (Angehöriger des
tierfeindlichen Berufsstandes der Stierkämpfer) angstschlotternd getürmt
wäre.
    „Er will über die Weide fliehen“,
schrie ein Polizist.
    „Der Stier rennt ihn nieder“, schrie
ein anderer.
    „Scheinwerfer!“ verlangte ein dritter.
„Blendet den Bullen.“
    Licht flammte auf.
    Alle hier streckten die Hälse.
    Aber weil sich die Gasse etwas krümmte,
war nichts zu sehen.
    Die Leute aus Glockners Nähe rannten
los.
    „Wartet hier!“ gebot der Kommissar den
vier Jugendlichen und folgte.
    „Das möchte ich sehen“, feixte
Klößchen, „wie der Terrorist von dem Stier in die Pampa reingetrampelt wird.“
    „Igitt wie blutrünstig!“ tadelte Gaby.
    „Ich bleibe hier“, sagte Tim. „Sonst
schlüpft unser Wild durch die Lappen. Der Großeinsatz kommt wie gerufen. Knobel
sitzt jetzt in diesem Teil des Stadtteils fest.

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