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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wissen
es nicht, und es gibt keine andere Möglichkeit. Nur lückenlose Beschattung
führt zu Knobel.“
    „Fahren wir jetzt zu Gaby?“ fragte
Klößchen. „Nach dem Kamillentee — im ganzen Haus roch’s danach — ist Schoko-Torte
die einzige Rettung.“
    Um ins Altstadtviertel zu kommen, wo
die Glockners wohnten, mußten sie eine weite Strecke zurücklegen.
    Unterwegs wich die Luft aus dem
Hinterreifen von Klößchens Stahlroß, und der Schaden war auf die Schnelle nicht
zu beheben. Aber die Jungs hatten Glück im Unglück: eine Fahrradhandlung war in
der Nähe. Ein neuer Reifen wurde aufgezogen, und Klößchen zückte sein dickes
Portemonnaie.
    Die Unterbrechung kostete Zeit. Auf
Tims Uhr war es 17.36 Uhr, als sie vor Margot Glockners Lebensmittelgeschäft
endlich von den Rädern stiegen.
    Im Laden herrschte Gedränge. Gabys
Mutter war im Streß. Die Jungs winkten ihr durchs Schaufenster zu und
klingelten dann nebenan, wo es zu der im ersten Stock gelegenen Wohnung hinauf
ging.
    Gaby beugte sich aus dem Fenster. Neben
ihr auf der Fensterbank erschienen erst Oskars Pfoten, dann sein schwarzweißer
Kopf.
    „Und?“ fragte Tims Freundin zur Straße
hinunter. „Habt ihr ihn erwischt?“
    „Beinahe hätten wir einen erwischt“,
antwortete der TKKG-Häuptling. „Aber dann war’s nicht Knobel, sondern Claudias
Bruder, offenbar ein Trickfilmfan mit geschrumpfter Gehirnmasse.“
    Oskar jaulte vor Freude, als die Jungs
die Wohnung betraten. Er kassierte Streicheleinheiten von allen, am meisten
natürlich von Tim, seinem besonderen Freund.
    Im Wohnzimmer spähte Klößchen zum
Tisch, wo eine halbe Schokotorte und ein halber Käsekuchen bereitstanden.
Außerdem hatte Gaby Teegeschirr eingedeckt.
    Oskar schleppte einen riesigen Knochen
aus Büffelleder heran und legte sich zwischen Tims Füße.
    Alle waren jetzt um den Tisch
versammelt. Tim berichtete seiner Freundin, wie es gelaufen war. Klößchen aß
schon vom zweiten Tortenstück und redete mit vollem Mund dazwischen, aber nur
um Gabys Backkunst zu loben.
    Gaby schwenkte ihren linken Arm mehrmals
auffällig hoch durch die Luft.
    Als keine Reaktion erfolgte, fragte sie
Tim: „Fällt dir nichts auf an mir?“
    „Klar“, nickte er. „Du hast den
Haardutt aufgedröselt und trägst wieder Pferdeschwanz.“
    „Das meine ich nicht.“
    Tim beugte sich vor. „Nimmst du
neuerdings Lippenstift?“
    „Das habe ich nicht nötig. Mein Mund
ist immer rot genug.“ Tims Blick suchte an Gaby herauf und herunter, während
Karl sich zurückhielt und Klößchen dem dritten Stück — diesmal dem Käsekuchen —
zusprach.
    „Etwa ein neuer Armreif?“ fragte Tim.
„Sieht aus wie ein golden gefärbter Lederriemen.“
    „Ist echt Biedermeier und 150 Jahre
alt. Elsa Kranig hat ihn mir geschenkt, weil sie meint, daß so was nur ein
Schmuck für junge Mädchen ist. Toll, was?“
    „Echt stark“, bestätigte Tim. „Sieht auch
sehr nach Biedermeier aus. Wie lange willst du den Schmuck tragen? Ich meine,
du bleibst ja nicht ewig ein junges Mädchen. Ehe du dich versiehst, sind die
ersten grauen Haare da; und niemand pfeift dir mehr nach.“
    „Spinnst du?“ Ihre Blauaugen blitzten.
„Ich bin 13. In 50 Jahren werde ich grau, und dann lasse ich färben. Außerdem
werde ich den Armreif mein Leben lang tragen.“
    „Also, der Käsekuchen“, meinte
Klößchen, „ist mindestens so gut wie die Schokotorte, obwohl ich die natürlich
vorziehe — wegen meines besonderen Geschmacks.“
    Tim trank einen Schluck Tee. Es war
schwarzer aus Indien, zum Glück kein Kamillentee. Da der indische bekanntlich
die Gedanken beflügelt, kramte Tim wieder in der jüngsten Erinnerung, und zwar
an der richtigen Stelle.
    „Wen hat Claudia gemeint“, überlegte er
laut, „als sie ihrem Deti erzählte von dem Mann, der nicht da ist, und von
dessen Frau, für die ebenfalls Abwesenheit zutrifft.“
    „Das errätst du nie“, meinte Gaby, die
hin und wieder auch Pfote genannt wird, weil sie von allen Hunden erwartet, daß
sie ihr zur Begrüßung die Pfote reichen. „Da fällt mir ein: Du warst doch bei
Dr. Heilmann. Wie steht’s denn nun mit deiner geprellten Rippe?“
    Tim wollte abermals zur Tasse greifen —
der Tee war aromatisch und stark hielt aber inne. Die Lippen zogen sich breit
auf den Zahnreihen. Es wurde eine Mischung aus Grinsen und Fletschen.
    ‘„Gaby, Pfote, Fräulein Glockner — das
ist es! Das! Hirnriß und Kalkblockade! Wo haben wir unsere graue Masse
abgelegt, Willi, Karl,

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