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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eingestiegen. Habe gehört, was die alte Schachtel von drüben
gesülzt hat — zum Teil jedenfalls.“
    Knobel dehnte seine
182-Zentimeter-große, schlanke Gestalt. Das schmale Gesicht mit den hellen
Augen zuckte nervös. Das dunkle Haar war auch jetzt sorgfältig in der Mitte
gescheitelt, und am linken Ohr blitzte ein goldener Ring.
    „Sie sind Massenmörder“, sagte Beate.
„Ich finde das nicht nur übertrieben, sondern auch äußerst respektlos gegenüber
ihren Mitmenschen.“
    „Blödsinn!“ Er grinste. „Habe noch nie
wen kaltgemacht. Aber ich schlage gern zu. Und dann kenne ich nichts.“ Er
bleckte die Zähne und stieß zischend die Luft aus.
    „Wo ist die Bettwäsche?“ fragte Beate
streng.
    „Was?“
    „Ich benutze den Sarg gelegentlich als
Wäschetruhe. Er war bis obenhin mit Laken und Bettbezügen gefüllt. Wo sind
die?“
    „Ach so, das Zeug. Ich habe es dort in
den Bücherschrank gestopft. Weil ich dachte, die Bullen suchen hier alle Häuser
ab. Aber wer guckt schon in einen Sarg, nicht wahr? Keiner. Da ist eine
natürliche Scheu davor. Richtig? Wozu ist denn der hier? Habt ihr ein
Beerdigungsinstitut?“
    „Nein.“
    „Sondern?“
    „Mein Mann Harry ist Straßenbauunternehmer
und leitet noch immer die Firma - trotz seiner 80 Jahre.“
    „Ich will wissen, wozu ihr den Sarg
braucht. Ist jemand gestorben?“
    „Nein.“ Sie spürte, wie sie errötete.
„Er gehört — Harry.“
    „Und?“
    „Er ist der Meinung, daß man immer
Vorsorgen muß.“
    „Heißt das“, staunte Knobel, „er hat
die Kiste für sich gekauft?“
    „Das ist nicht verboten.“
    „Nee. Aber verrückt. Na, wenn’s ihm
Spaß macht.“
    Knobel humpelte zum Sofa. Ein Knöchel
schmerzte. Bei dem Sprung aus Heilmanns Fenster war er recht unglücklich
gelandet. Kein Wunder — mit soviel Beute unterm Arm!
    „Vorn habe ich schon abgeschlossen“,
sagte Beate. „Aber Sie können durch die Hintertür gehen. Ich verriegele dann
wieder.“
    „Denkste, Oma!“ Knobel grinste böse und
schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier. Erst mal. Hier bin ich sicher. Und wehe,
du spurst nicht. Ich wiederhole mich zwar, trotzdem sage ich’s noch mal: Ich
bin gewalttätig. Mir macht’s nichts aus, eine alte Frau in den Keller zu
sperren.“
    „Das täten Sie nicht.“
    „Täte ich doch.“
    Seufzend blickte sie auf die Scherben
der Teekanne. Die Tasse hatte überlebt, obwohl schon seit langem ein Sprung
durch das blaue Porzellan lief.
    Ein Glück, daß der Teppich die gleiche
Farbe hatte wie der Tee. Der Fleck würde nicht auffallen.
    Beate beobachtete, wie Knobel unter den
Tisch griff.
    Die weit herabreichende Decke verbarg,
was er dort versteckt hatte: zwei große Kartons, gefüllt mit vielen
Pillenröhrchen und — schächtelchen; ungefütterte Lederhandschuhe; einen
dunkelgrauen City-Bag mit violetten Trägerriemen — in dem Metallwerkzeuge
klirrten; und ein mittelgroßes Paket. Es war verschnürt, offensichtlich
sorgfältig — und trug exotische Briefmarken. An einer Seite war es aufgerissen.
Lampenlicht spiegelte sich auf einem stahlgrauen Metallbehälter.
    Knobel nahm das Paket in beide Hände.
    „Weißt du, was das ist, Oma?“
    „Für Sie bin ich Frau Neumeier.“
    „Das ist ein Paket aus Indien, Oma. Von
einem Forschungsinstitut. Adressiert an Dr. Heilmann. Das Paket lag in seinem
Giftschrank. Ich hatte gehofft, es enthält Kokain — oder so was. Ein Glück, daß
ich erst das Begleitschreiben gelesen habe. Ist zwar in Englisch verfaßt, aber
das verstehe ich fast so gut wie Deutsch. Ich habe nicht nur die Mittlere
Reife, sondern war auch drei Jahre mit einer englischen Taschendiebin befreundet.
Da lernt man dazu. In dem Schreiben steht jedenfalls, der Blechbehälter
enthalte die gefährlichsten Pockenviren. Wenn die ins Freie entwischen, können
wir Europa vergessen. Was meinst du, Oma: Soll ich die Schachtel aufmachen?“
    „Unterstehen Sie sich!“
    „Wäre auch blöd. Für mich ist dieses
Pestpaket Gold wert.“
    „Ich kann mir schon denken, was Sie
damit vorhaben: Sie wollen Dr. Heilmann erpressen. Haben Sie ihm was angetan?
Oder seiner Frau Elsedore?“
    „Die Heilmanns waren gar nicht zu
Hause. Im übrigen werde ich den Quacksalber nicht erpressen.“
    „Dr. Heilmann ist ein sehr guter Arzt.“
    „Von mir aus. Dieses Paket... aber was
rede ich. Hast du Telefon?“
    „Glauben Sie, ein Straßenbauunternehmer
wie Harry käme, ohne Telefon aus?“
    „Daß ich’s nicht vergesse: Wann kommt
denn dein

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